Stauzeitrechner: So kalkulieren Radiosender die Verkehrslage

25.4.2015, 06:00 Uhr
Stauzeitrechner: So kalkulieren Radiosender die Verkehrslage

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Die Deutsche Bahn ist häufig unzuverlässig. Also warum nicht einmal mit dem Auto zur Arbeit pendeln? Steht der Fahrer dann im Stau, wird er sich schnell bewusst: Er war nicht der Einzige mit der genialen Idee, auf die Öffentlichen zu verzichten. "Zwanzig Minuten länger brauchen Sie heute auf der A6 zwischen Schwabach und dem Kreuz Nürnberg-Süd", informiert beispielsweise gestern der Verkehrsservice übers Radio.

Die Echzeitmessungen, Stauzeitrechner und Stau-Scanner der Radiosender funktionieren alle ähnlich. Zum einen erhalten sie ihre Informationen zur Verkehrslage von der Polizei und den Straßenmeistereien. Die versenden Unfall- und Staumeldungen und messen mit Sensoren an den Straßen den Verkehrsfluss, mit Induktionsschleifen, Lichtschranken und Kameras. Eine wichtige Informationsquelle für die Verkehrsredaktionen der Sender sind aber auch die Automobilclubs.

Netzwerk aus 170.000 Überträgern

Der ADAC verfügt über ein Netzwerk aus mehr als 170.000 Lkw, Kleintransportern und Pkw, deren Bewegungsdaten über Floating Car Data oder Floating Phone Data übertragen werden.

Das sind etwa Daten, die von Navigationssystemen, Mautsystem-Transpondern oder anderer Bord-Technologie anonymisiert an den ADAC gesendet werden. Meistens handelt es sich dabei um GPS-Daten, mit denen die Position und Geschwindigkeit sehr genau ermittelt werden können, also auch ein Stau.

Floating Phone Data werden ebenfalls anonym über Mobiltelefone an den Automobilclub gesendet. Die Telefone wählen sich dafür in Funkzellen ein und melden Standort und Geschwindigkeit. Der ADAC ermittelt dann die Durchschnittsgeschwindigkeit und gibt sie an seine Kunden weiter.

Um aktiv im Stau-Scanner-Netz des ADAC mitzumachen, kann man sich eine App auf dem Telefon installieren. Die übermittelt dann automatisch während der Fahrt auf Autobahnen und Bundesstraßen alle dreißig Sekunden Daten an die Verkehrsredaktion, vorausgesetzt, das Programm ist aktiviert. Die Auswertung ist dabei relativ simpel. Registrieren die Rechner geringe Geschwindigkeiten, wird zäh fließender Verkehr oder Stau gemeldet.

Sichere Straßen

Letztlich profitieren die meisten Verkehrsteilnehmer von der Technologie über den Verkehrsfunk. Einzelne Radiosender verlassen sich dabei aber nicht allein auf die Informationen von Automobilclubs, Polizei und Straßenmeistereien. Der Sender Bayern 3 zählt beispielsweise außerdem auf eine rege Verkehrsmelder-Community. Per Anruf können Fahrer über Unfälle, Staus oder andere Vorkommnisse berichten. Nach nur zwei Minuten landet die Information dann im Radio. Mit 14.000 Mitgliedern hat der Radiosender den größten Verkehrsmelderclub Bayerns.

Aber auch wenn die Technik ein sehr aktuelles Bild der Verkehrslage liefert, landen immer noch Fahrer in Staus. Denn bis eine Staumeldung im Radio zu hören ist, beträgt die Verzögerung etwa zwei Minuten. Und auch die Entscheidung, einen Stau zu umfahren, könnte man schnell bereuen — nämlich wenn all die anderen Radiohörer zur selben Zeit auf dieselbe Idee kommen.

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