Nach Minister-Aus: Christian Schmidt zeigt sich dankbar

5.3.2018, 21:35 Uhr
Nach Minister-Aus: Christian Schmidt zeigt sich dankbar

© Maurizio Gambarini/dpa

In der Talkshow von Anne Will hatte er am Sonntag noch mal rangedurft, um die Politik der alten GroKo zu verteidigen. Oder sollte man sagen, er hatte rangemusst? Denn es war wie immer, wenn der 60-Jährige in solchen Sendungen auftrat: Christian Schmidt argumentierte abwägend und mit leiser Stimme. Er hatte zu tun, sich Gehör zu verschaffen. Das Zündende, die Zuspitzung gehört nicht zu den Kernkompetenzen des mittelfränkischen Juristen. Und wenn er es mal darauf anlegte ("One apple a day keeps Putin away"), dann schmunzelte das politische Berlin.

In zwei Etappen

Christian Schmidts Karriere, in der es nun erstmals nicht mehr weiter nach oben geht, spielte sich in zwei Etappen ab: Den größeren Teil seiner 28 bundespolitischen Jahre war er verteidigungspolitischer Sprecher der Union und Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Man hörte kaum ein schlechtes Wort über ihn, auch nicht vom politischen Gegner. Er war als Experte geschätzt, was sich schon alleine daran zeigte, dass er zwei Ministerwechsel unbeschadet überstand.

Dann folgte, nach einer kurzen Etappe als Entwicklungs-Staatsekretär, die Ministerzeit. Ausgerechnet im Ressort Landwirtschaft, wozu man von ihm in der Vergangenheit nicht allzu viel gehört hatte. Und mit einem Mal wurde aus dem Fachpolitiker einer, der unter verschärfter Beobachtung der Medien und der Konkurrenz stand. Von dem ein perfektes Verkaufen seiner Themen erwartet wurde. Für einen wie ihn, der manchmal eher mäandernd zu seinen Gedanken findet, eine echte Herausforderung.

Relativ kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als Landwirtschaftsminister tat er dann etwas, was seinen Bekanntheitsgrad dramatisch steigerte und ihn zum Feindbild vieler Menschen machte. Gegen die Anordnung aus dem Kanzleramt stimmte er im Alleingang der Verlängerung der EU-weiten Zulassung des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat um fünf Jahre zu. Angela Merkel war not amused, die SPD tobte und in der Öffentlichkeit brach ein Orkan über den Ressortchef herein.

Bis heute ist nicht abschließend klar, was den abwägenden, nicht durch hasardeurhaftes Auftreten aufgefallenen Christian Schmidt dazu bewegte. Er selbst sagt, er habe, als unter zeitlichem Druck entschieden werden musste, das Beste herausgeholt. Es folgte der denkwürdige Satz "So isser, der Schmidt", mit dem er sein Verhalten als geschäftsführender Minister zu erklären versuchte. Nach dem Wechsel von Alexander Dobrindt zum Vorsitzenden der Landesgruppe leitete er auch noch dessen Verkehrsministerium.

"Nicht auf Lebenszeit"

Aber da wusste er schon, dass der Druck auf die Berliner Ämter groß war in seiner Partei – Scheuer, Bär, Müller und Seehofer selbst. Dann ging auch noch das Landwirtschaftsministerium an die CDU. Der Fürther ist einer, der es seiner CSU leicht macht. Im Gegensatz zum SPD-Außenminister Sigmar Gabriel, der bis zur letzten Minute um sein politisches Überleben im Kabinett weiterkämpfen wird und das auch unterhalb der Gürtellinie tat, ließ Schmidt die Dinge geschehen.

Das war auch gestern seinen Abschiedsworten zu entnehmen. "Ich bin froh und dankbar, dass ich in den letzten zwölf Jahren viel für unser Land bewegen konnte", sagte er, um gleich hinzuzufügen: "Diese Ämter sind nicht auf Lebenszeit angelegt. Ich bin dankbar, dass ich diese herausgehobenen Funktionen wahrnehmen und gestalten durfte. Jetzt freue ich mich auf neue Aufgaben. Meinen Nachfolgern Julia Klöckner und Andreas Scheuer wünsche ich alles Gute und viel Erfolg bei den bevorstehenden Herausforderungen." So verabschiedet sich nicht unbedingt einer, der mit dem Verlust des Spitzenamtes hadert.

 

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