Rente light: Junge FDP setzt auf Altersteilzeit bis 80

5.6.2016, 15:06 Uhr
Konstantin Kuhle, Juli-Vorsitzender, bei seinem Redaktionsbesuch in Nürnberg.

© Edgar Pfrogner Konstantin Kuhle, Juli-Vorsitzender, bei seinem Redaktionsbesuch in Nürnberg.

Eigentlich sollte Konstantin Kuhle im Moment ja lieber lernen – denn die Prüfungen für sein zweites Staatsexamen in Jura stehen demnächst an. Eigentlich. Schließlich möchte er in spätestens einem Jahr nicht mehr Student sein, sondern Rechtsanwalt. Das "Dumme" ist: Der 27-Jährige ist zugleich Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen (Julis) – und diesen ehrenamtlichen Job macht er mit viel Leidenschaft.

Also tourt er auch dieses Jahr wieder mit dem Rollkoffer, der inzwischen zu seinem Markenzeichen geworden ist, durch die Lande und besucht Zeitungsredaktionen landauf, landab. Nicht nur, um deutlich zu machen, dass es die Julis noch gibt, sondern auch, um über die Themen zu sprechen, mit denen die Jugendorganisation der FDP junge Wähler ansprechen will.

Kuhle, der seit Mai 2015 auch Beisitzer im FDP-Bundesvorstand ist, freut sich, dass in den vergangenen Monaten auffällig viele junge Menschen neu in die FDP eingetreten sind. Der Jurist sieht darin einen Ansporn, dass seine Partei Politik für junge Leute machen muss. Für ihn sei es wichtig, "dass wir Konzepte für die junge Generation haben".

Aus seiner Sicht hat die FDP dafür heute gute Voraussetzungen. Denn die Partei habe die Zeit der außerparlamentarischen Opposition dazu genutzt, sich von der Periode zu lösen, "in der schnelle Schlagzeilen wichtiger waren als Problemlösungen". Das sei unter Parteichef Christian Lindner heute ganz anders. "Die FDP bietet Problemlösungen an."

Ein schöner Satz, doch welche Lösungen bietet sie den jungen Leuten an? Ein ganz wichtiges Thema sei das Rentenkonzept seiner Partei, so Kuhle. "Das ist zugleich wichtig für alle Generationen." Denn er erfahre gerade in Gesprächen mit älteren Menschen, dass diese sich um die nachkommenden Generationen sorgen, was deren Alterssicherung betrifft.

Schließlich wüssten die Menschen ja, dass die junge Generation zwar weiter in die Rentenkassen einzahlen müsse, aber nie mehr das herausbekomme, was auf der Rentenübersicht steht. Dieses Verständnis der älteren Generation für die jüngere sei eine gute Voraussetzung, das Rentensystem so umzubauen, wie es die FDP fordert – und wie es liberalen Prinzipien nach mehr Eigenvorsorge entspricht.

Grundsicherung auf Hartz-IV-Niveau

Demnach solle es für alle eine Grundsicherung im Alter geben, die sich auf Hartz-IV-Niveau bewegt. Hinzu komme eine umlagefinanzierte Rente, die aber deutlich kleiner ausfällt als heute. "Man kann das umlagefinanzierte Rentensystem nun einmal nicht von heute auf morgen abschaffen, aber diese Säule deutlich reduzieren", sagt Kuhle.

Und das geht so: Der Arbeitnehmeranteil zur Rentenversicherung soll weiterhin an die Rentenkasse fließen. Der Arbeitgeberanteil hingegen wird dem Arbeitnehmer für seine eigene Altersversorgung gutgeschrieben. Dieser muss sich dann dafür entscheiden, wie er das Geld anlegen möchte. Der Betrag ist also für die kapitalgedeckte Altersvorsorge zweckgebunden, aber kommt dem Arbeitnehmer später in voller Höhe zugute.

In punkto Renteneintrittsalter setzt Kuhle ebenfalls auf liberale Prinzipien. Demnach sollte jeder die Freiheit haben, bereits ab 60 Jahren in Rente zu gehen – dann natürlich mit deutlichen Abschlägen. Jeder sollte aber genauso auch die Freiheit haben, bis 80 zu arbeiten – freilich nicht Vollzeit.

"Uns schwebt vor, dass Altersteilzeit die Regel wird", sagt Kuhle. Je nach Beruf, Bedarf, persönlichen Vorlieben und Möglichkeiten könne man dann ab 60 seine Stundenzahl reduzieren. Für eine Generation, bei der die Work-Life-Balance viel mehr zählt als früher und Flexibilität im Leben gefragt sei, sei dies optimal.

Zur Flexibilität im Leben und im Beruf gehört heute ein schnelles, überall gut funktionierendes Internet. Darum sei es aber in Deutschland noch immer nicht gut bestellt, so Kuhle. Dass in Südostasien das Internet viel besser funktioniere als hierzulande, ärgere junge Leute enorm.

Es könne doch nicht sein, dass im Hochindustrieland Deutschland schnelle Verbindungen nicht flächendeckend möglich sind. Außerdem müsse es eine Grundversorgung für alle geben, denn auch sozial Schwächere bräuchten Zugang zur digialisierten Welt – ohne ihr Budget zu belasten.

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