Sammelabschiebung: 18 statt 50 Afghanen landen in Kabul

23.2.2017, 07:48 Uhr
Sammelabschiebung: 18 statt 50 Afghanen landen in Kabul

© dpa

Erneut sind abgelehnte Asylbewerber von Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Das Flugzeug aus München mit 18 Flüchtlingen an Bord erreichte Kabul am Donnerstagmorgen um kurz nach 7.15 Uhr (Ortszeit).

Nach Angaben von Quellen, die die Ankunft beobachteten, wirkte einer der Passagiere krank oder geschwächt, er musste von zwei Helfern gestützt werden.

Ungereimtheiten bei Zahl der Abgeschobenen

Bis zum Schluss waren afghanische Behörden nicht voll im Bild über die Zahl der Ankömmlinge. Beobachter des Geschehens sagten, dass Vertreter des Flüchtlingsministeriums erst kurz vor Ankunft des Fluges eine Liste mit allen Passagieren bekamen. Die Flughafenpolizei in Kabul ging noch am Morgen von 30 Passagieren aus. 

Die Polizei Oberbayern hatte von rund 50 Afghanen gesprochen. Unter anderem der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg hatte die geplante Abschiebung zweier Männer kurzfristig gestoppt.

Afghanische Behörden hatten bereits zuvor über unzureichende Informationen über die Abschiebeflüge von deutscher Seite geklagt. Von deutscher Seite waren Klagen über die verspätete Bearbeitung von Papieren der Afghanen zu hören gewesen. 

Proteste brachten nichts

Von den 18 abgelehnten Asylbewerbern an Bord waren nach Angaben des bayerischen Innenministeriums fünf aus Bayern, vier aus Baden-Württemberg, vier aus Hessen, zwei aus Hamburg, zwei aus Sachsen-Anhalt und einer aus Rheinland-Pfalz. Alle sollen demnach alleinstehende junge Männer sein, darunter auch Straftäter. 

Es ist die dritte Sammelabschiebung nach Afghanistan seit Ende vergangenen Jahres. Sie stieß bundesweit auf große Kritik, weil in dem Krisenland islamistische Taliban die afghanische Regierung bekämpfen und landesweit Anschläge verüben. Mehrere Bundesländer lehnen eine Beteiligung an Sammelabschiebungen ab.

In München hatten am Abend etwa 250 Menschen gegen die Abschiebungen protestiert. 

Mit den ersten beiden Flügen waren im Dezember und Januar insgesamt 59 Afghanen abgeschoben worden – jeweils weit weniger als die mit Afghanistan verabredete Obergrenze von bis zu 50 Passagieren pro Flug.