"Schnaps und Frauen": Dijsselbloem greift Krisenländer an

22.3.2017, 14:25 Uhr
Jeroen Dijsselbloem, Vorsitzender der Eurogruppe, hat mit einem Satz in einem Interview die Südländer gegen sich aufgebracht.

© Olivier Hoslet (dpa) Jeroen Dijsselbloem, Vorsitzender der Eurogruppe, hat mit einem Satz in einem Interview die Südländer gegen sich aufgebracht.

Der Eurogruppen-Chef löste mit der abfälligen Bemerkung in südeuropäischen Ländern einen Sturm der Entrüstung aus. Konkret hatte der Niederländer in dem Interview gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt, dass sich in der Eurokrise die nördlichen Staaten solidarisch mit den Krisenländern gezeigt hätten. "Als Sozialdemokrat halte ich Solidarität für äußerst wichtig. Aber wer sie einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten", sagte er der FAZ. "Dieses Prinzip gilt auf persönlicher, lokaler, nationaler und eben auch auf europäischer Ebene."

Der Satz sorgt nun für helle Empörung. Vor allem Politiker in südeuropäischen Ländern fordern den Rücktritt des Vorsitzenden der Eurogruppe. Der portugiesische Ministerpräsident Antonio Costa nannte die Äußerungen des niederländischen Finanzministers "rassistisch, fremdenfeindlich und sexistisch." Europa werde als gemeinsames Projekt erst wieder glaubwürdig sein, wenn Dijsselbloem zurücktrete, sagte Costa. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärte, sie hätte sich nicht so geäußert wie Dijsselbloem und sie halte die Aussagen für falsch.

Die Bundesregierung hielt sich mit einem Kommentar zu der Äußerung von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem zurück. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) schätze die Arbeit Dijsselbloems als Chef der Eurogruppe sehr, sagte eine Sprecherin in Berlin.  Sie fügte hinzu: "Wir vergeben keine Stilnoten für Interviewäußerungen."  Auch Regierungssprecher Steffen Seibert wollte sich dazu nicht konkret äußern. Er kenne das Interview nicht im Wortlaut und nicht in der vollen Fassung, sagte Seibert.

Der Finanminister selbst hatte unterdessen eine Forderung nach einer Entschuldigung im Europäischen Parlament zurückgewiesen. Sein Sprecher betonte, Dijsselbloem habe allgemein über die Solidarität in der Eurozone gesprochen und nicht bestimmte Länder kritisiert.

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