Söder, Herrmann, Guttenberg: Wer beerbt Seehofer?

26.7.2017, 14:35 Uhr
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (l.) hat gute Chancen die Nachfolge von Ministerpräsident Horst Seehofer anzutreten.

© dpa/Peter Kneffel Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (l.) hat gute Chancen die Nachfolge von Ministerpräsident Horst Seehofer anzutreten.

Sicher ist nur, dass Herrmann mit seinem Entschluss seine Position unter den möglichen Seehofer-Nachfolgern enorm gestärkt hat. "Das werde ich dem Joachim nicht vergessen", wird Seehofer zitiert. Und nun prescht der CSU-Chef in seiner unvergleichlichen Art vor und heizt die Spekulationen mit einer Aussage an, die eigentlich angesichts der Personalie Herrmann logisch ist: Er werde das Kabinett umbilden. 

Große Namen 

Dazu muss man wissen, dass Seehofer kein Freund großer Personalrochaden ist. Und das Innenressort ist eine Behörde, die mit großer Kontinuität und nicht minder großen Namen verbunden ist. 1988 übernahm Edmund Stoiber den Posten, 1993 bis 2007 war Günther Beckstein Chef am Odeonsplatz, seither lenkt Herrmann die Polizei- und Baubehörden.

Ein neuer Herrmann steht zur Debatte mit Florian Herrmann (46), Vorsitzender des Innenausschusses im Landtag. Der Rechtsanwalt aus Freising bringt einige Erfahrung mit. Ob er zu jung ist? Seehofer will "mit frischen Kräften" in den Landtagswahlkampf ziehen. Andere CSU-Granden sind auch im Gespräch, etwa Justizminister Winfried Bausback, der als mehr akademisch denn politisch gilt, oder Fraktionschef Thomas Kreuzer (58) aus dem Allgäu, den Seehofer als früheren Staatskanzleichef schätzen lernte.

Ausgerechnet Kreuzers Lebensgefährtin Mechthilde Wittmann (49), Landtagsabgeordnete aus München, werden ebenfalls Karrieregelüste zugeschrieben. Sie hätte bei Seehofer - wie auch Florian Herrmann - immerhin den "Jugendbonus" der U50-Generation.

Senkrechtstarter Guttenberg

Und da ist noch der 45 Jahre alte, einstige Senkrechtstarter der CSU, Karl-Theodor zu Guttenberg, der vor sechs Jahren über seine Doktorarbeits-Affäre gestolpert war und als Verteidigungsminister zurücktrat. Ihn zieht Seehofer regelmäßig als Joker aus dem Hut. Er soll im Wahlkampf mitmischen. Steht der adelige Kosmopolit also vor der Rückkehr auf die politische Bühne?

Der ewige Kronprinz Markus Söder (50) mag zwar nicht Seehofers Favorit für den Ministerpräsidentenposten sein. Zu deutlich sind die Seitenhiebe des CSU-Chefs auf den umtriebigen Franken. Aber als Heimat- und Finanzminister hat er sich eine stabile Position in der Partei und auch der Landtagsfraktion erworben. Die Macht der Fraktion ist nicht zu unterschätzen.

Söder, der ewige Kronprinz

Söders öffentliche Präsenz in Talkshows kann sich zudem mit der von Herrmann leicht messen lassen. Bei ihm geht es weniger ums Innenressort als um die Nachfolge Seehofers als Ministerpräsident und Parteichef. Wobei CSU-Insider beim Parteivorsitz aktuell Herrmann als Favoriten sehen.

Und Seehofer selbst? Der Ingolstädter ist am 4. Juli 68 Jahre alt geworden und will 2018 im siebzigsten Lebensjahr noch einmal Ministerpräsident werden. Äußerlich wirkt er stark angestrengt, umso mehr gestaltet er jetzt impulsiv sein Erbe.

Der Beschluss für eine neue Universität in Nürnberg ist ein Beispiel, das Thema Nationalpark ein weiteres. Seehofer gibt damit schon mal das Regierungsprogramm für die nächsten Jahre vor, wie auch immer der Ministerpräsident dann heißen mag. 

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