Sorgte Flugblatt für Marsch auf mazedonische Grenze?

15.3.2016, 08:48 Uhr
Hunderte Migranten aus dem Camp bei Idomeni an der mazedonischen Grenz versuchten am Montag den Grenzzaun zu umgehen und durch einen Grenzfluss nach Mazedonien zu gelangen.

© dpa/Yannis Kolesidis Hunderte Migranten aus dem Camp bei Idomeni an der mazedonischen Grenz versuchten am Montag den Grenzzaun zu umgehen und durch einen Grenzfluss nach Mazedonien zu gelangen.

Rund tausend Flüchtlinge machten sich am Montag vom improvisierten Lager am Grenzübergang Idomeni auf, um einen Weg über die Grenze zu finden. Nachdem mehrere hundert Flüchtlinge durch einen von tagelangem Regen angeschwollenen Fluss gewatet waren, wurden sie von der mazedonischen Armee aufgehalten.

Mehr als 14.000 Flüchtlinge sitzen teilweise seit Wochen in Idomeni unter unzumutbaren Zuständen fest. Sie hausen in der Kälte in kleinen Zelten oder schlafen auf schlammigen Feldern im Freien. Essen und Getränke sind knapp. In den vergangenen Tagen setzte Dauerregen den Flüchtlingen zusätzlich zu. Obwohl die Grenze seit vergangener Woche komplett geschlossen ist, hoffen sie noch immer, weiter nach Norden zu gelangen.

Durch Grenzfluss gewatet

Am Montag machten sich dann rund tausend Flüchtlinge von Idomeni auf den Weg ins benachbarte Dorf Chamilo. Dabei wurden sie wiederholt von der griechischen Polizei aufgehalten, doch gelang es vielen Flüchtlingen, trotzdem über den Grenzfluss nach Mazedonien zu gelangen. Dort wurden sie dann jedoch von der Armee gestoppt und zusammen mit den rund 20 sie begleitenden Journalisten zu einer Polizeiwache in Gevgelija gebracht.

Die mazedonische Polizei hatte am Morgen im Grenzfluss Suva Reka die Leichen von drei afghanischen Flüchtlingen entdeckt. Darunter waren zwei Schwestern, die eine minderjährig, die andere schwanger. 19 weitere Afghanen, die zur selben Gruppe gehörten, wurden in ein Aufnahmelager gebracht, während vier bei der Überquerung der Grenze verletzte Flüchtlinge in eine Klinik gefahren wurden.

Flugblatt könnte Ursache für Grenzquerung sein

Der Exodus Hunderter Migranten aus Griechenland nach Mazedonien vom Montag ist nach Ansicht der Regierung in Athen durch ein Flugblatt in arabischer Sprache ausgelöst worden. Darin sei den Migranten, die seit Wochen im Camp von Idomeni ausharren, gezeigt worden, wie sie den mazedonischen Zaun umgehen können.

Zudem wurden mit diesen Flyern falsche Informationen über die Absichten Athens verbreitet, hieß es vom griechischen Krisenstab für die Flüchtlingskrise am Dienstagmorgen in Athen. Wer dahinter steckt, sagte Athen nicht. Der Text der Flugblätter ist laut einer in der griechischen Presse veröffentlichten Übersetzung aus dem Arabischen folgender:

"1. Die griechisch-mazedonische Grenze ist zu und wird zu bleiben.

2. Es gibt keine Busse oder Züge, die Sie nach Deutschland bringen werden.

3. Es ist sehr gut möglich, dass derjenige, der in Griechenland bleibt, am Ende in die Türkei abgeschoben wird.

4. Wer es schafft, illegal in einen anderen Staat Mittel- oder Osteuropas zu reisen, wird bleiben können. Deutschland akzeptiert noch Flüchtlinge.

5. Es ist möglich, dass das Lager von Idomeni in den kommenden Tagen evakuiert wird. Möglicherweise werden Sie dann in andere Lager gebracht und danach in die Türkei ausgewiesen.

Die Lösung:

1. Der Zaun, der vor Ihnen steht, soll Sie in die Irre führen, damit Sie glauben, die Grenze sei geschlossen.

Der Zaun endet fünf Kilometer von hier. Danach gibt es keinen Zaun, der Sie daran hindern könnte, nach Mazedonien zu reisen. Sie können hier rübergehen (schauen Sie auf die Karte).

2. Wenn Sie sich in kleinen Gruppen bewegen, werden Sie von der mazedonischen Polizei oder der Armee festgenommen und nach Griechenland zurückgebracht. 

3. Wenn Sie aber zu Tausenden versuchen, gleichzeitig über die Grenze zu kommen, wird die Polizei Sie nicht stoppen können.

Lasst uns alle um 14.00 Uhr im Camp (von Idomeni) treffen. Bitte schauen Sie für den Weg zum Treffpunkt auf die Karte."

Wie die Bild-Zeitung berichtet, soll das Flugblatt mit dem Verfasser "Kommando Norbert Blüm" gekennzeichnet sein. Der Ex-CDU-Arbeitsminister Norbert Blüm hatte vergangene Woche eine Nacht in einem Zelt in Idomeni übernachtet haben um seine Solidarität mit den gestrandeten Flüchtlingen zu zeigen. Wie sein Name auf das Flugblatt kam, sei noch unklar. Die Bild-Zeitung schließt aus, dass er an der Aktion beteiligt war. 

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