Spende bringt Österreichs "Identitären" mit Christchurch in Verbindung

26.3.2019, 16:52 Uhr
Martin Sellner, der Chef der österreichischen "Identitären Bewegung", wird aufgrund einer Spende mit dem Attentat von Christchurch in Verbindung gebracht. Im Zuge der Nachforschungen durchsuchten die Ermittler seine Wohnung.

© GEORG HOCHMUTH, AFP Martin Sellner, der Chef der österreichischen "Identitären Bewegung", wird aufgrund einer Spende mit dem Attentat von Christchurch in Verbindung gebracht. Im Zuge der Nachforschungen durchsuchten die Ermittler seine Wohnung.

Im Zusammenhang mit dem Attentat von Christchurch in Neuseeland mit 50 Toten ist in Österreich die Wohnung des Chefs der rechten "Identitären Bewegung" durchsucht worden. Das bestätigte am Dienstag ein Sprecher des Innenministeriums in Wien. Grund sei eine Geldspende des mutmaßlichen Attentäters Brenton Tarrant über 1500 Euro an die rechte Gruppe bereits Anfang 2018 gewesen, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Es bestehe ein Anfangsverdacht wegen der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung, hieß es.

Die Spende von damals sei nach dem Attentat nun zuzuordnen gewesen. "Nun hat sie ein Gesicht bekommen", sagte ein Behördensprecher. "Das war für uns ausschlaggebend, die Sache zu durchleuchten." Die "Identitären" wenden sich unter anderem gegen "unkontrollierte Massenzuwanderung". Der mutmaßliche Todesschütze von Christchurch ist ein 28 Jahre alter Rechtsextremist aus Australien.

"Identitären"-Chef Martin Sellner erklärte in einem selbst gedrehten Video, er habe mit dem Tatverdächtigen und dem Blutbad in Neuseeland nichts zu tun. Vielmehr habe der 28-jährige Australier mit seiner "unverhältnismäßig hohen Spende" der Bewegung schaden wollen. "Er wollte mich damit in die Sache hineinziehen", sagt Sellner in dem Video. Den Betrag werde er einer karitativen Einrichtung spenden. Die Spende war den Angaben nach bei bisherigen Ermittlungen wegen des Verdachts von Finanzvergehen Sellners aufgefallen.

Die Regierung fordert Aufklärung

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) forderten eine lückenlose Aufklärung. "Jede Verbindung zwischen dem Attentäter von Christchurch zu Mitgliedern der Identitären in Österreich muss restlos und schonungslos aufgeklärt werden", meinte Kurz. Die "Identitären" werden vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsextrem eingestuft.

Nach Angaben des Innenministeriums ist der Tatverdächtige durch Österreich gereist. Laut Medienberichten war er im November 2018 möglicherweise auf den Spuren berühmter Schlachten. Auf einer seiner Waffen war der Name des Kommandanten Ernst Rüdiger von Starhemberg zu lesen, der die Stadt Wien während der zweiten Türkenbelagerung 1683 erfolgreich verteidigt hatte.

Bei dem Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch am 15. März waren während der Freitagsgebete 50 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Der Tatverdächtige sitzt in Untersuchungshaft, ihm droht wegen vielfachen Mordes lebenslange Haft.

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