Stromnetz-Ausbau: Wenn der Bürgerdialog zur Posse wird

8.12.2015, 10:24 Uhr
Stromnetz-Ausbau: Wenn der Bürgerdialog zur Posse wird

© F.: Meyer

Ein Dialog ist eine vernünftige Sache: Nicht immer leicht zu führen, besonders wenn man unterschiedlicher Meinung ist, doch im Idealfall stehen sich beide Seiten am Schluss nicht mehr unversöhnlich gegenüber und haben vielleicht sogar gemeinsame Positionen gefunden.

Das ist auch das Ziel des Bürgerdialogs Stromnetz. Vor einem halben Jahr ins Leben gerufen, stellt das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt nach Eigenangabe unabhängige Informationen rund um den Stromnetzausbau in Deutschland bereit. Regelmäßig auch im Gespräch vor Ort. Gute Sache, möchte man meinen — besonders, da Übertragungsnetzbetreibern, Wirtschaftsministerium und anderen Akteuren immer vorgeworfen wird, die Kommunikation sträflich zu vernachlässigen.

Gestern war es dann in Nürnberg so weit: Eine große Anzeige, die in dieser Zeitung von den Organisatoren des Dialogs geschaltet wurde, lud ein zum „Dialogmobil“, Stadtbibliothek Zentrum, Gewerbemuseumsplatz 4. Keine Angaben einer Uhrzeit.

Ein Besuch also um die Mittagszeit, da müsste — so die Annahme — das Mobil längst stehen. Doch der Platz ist leer, in der Bibliothek schaut eine Mitarbeiterin ganz verzweifelt. „Schon wieder jemand wegen dieser Stromgeschichte!“ In ihrem Haus sei jetzt niemand und auch später nicht angemeldet, sagt sie nach einem Blick in den Veranstaltungskalender.

Also ein Anruf bei der Organisation „Bürgerdialog Stromnetz“. Die nette Dame am Apparat wirkt etwas hilflos: Nürnberg, ja, da solle schon etwas stattfinden. Aber warum niemand da ist? Ein paar Minuten später ruft sie zurück: Das Mobil sei auf dem Weg, stehe aber leider im Stau und müsse dann noch einige Materialien im neuen Bürgerbüro abgeben. Das mache in Nürnberg demnächst auf, eine Presseinformation folge. Vor halb zwei werde das Mobil daher nicht am Platz sein, sie entschuldige sich sehr dafür.

Mit einem Wort: Durchwachsen

Am Nachmittag ein erneuter Versuch: Der Gewerbemuseumsplatz ist verwaist, doch in der Bibliothek befindet sich in einer Ecke ein kleiner Stand: ein Stehtisch, drei Info-Plakate und daneben zwei junge Männer mit Hipster-Bärten. Ja, sagen die beiden, sie seien hier, um Dialog zu führen und Informationen zu geben. Interesse sei da, zumindest ein wenig. „Durchwachsen“, sagt der eine dann. Die Kommunikation ist es ja auch.

Heute, da wollen sie in der Region übrigens noch einmal einen Dialog führen: im Einkaufszentrum Neuer Markt in Erlangen, eine Uhrzeit steht sogar auch schon fest: 12 bis 18 Uhr. Und dieses Mal, das versprechen die beiden, werden sie pünktlich da sein.

 

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