Netzentgelte erhöht

Strompreise steigen bis zu 16 Prozent: Auch in Nürnberg und Umgebung?

Greta Nagel

E-Mail zur Autorenseite

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

16.2.2024, 13:06 Uhr
Aufgrund deutlich erhöhter Netzentgelte wird Strom für viele Menschen in Deutschland ab dem 1. April deutlich teurer.

© Julian Stratenschulte, NN Aufgrund deutlich erhöhter Netzentgelte wird Strom für viele Menschen in Deutschland ab dem 1. April deutlich teurer.

106 Grundversorger erhöhen ab März und April die Strompreise, das geht aus einer Analyse des Vergleichportals "verivox" hervor. Im Durchschnitt müssen die Betroffenen dann 137 Euro mehr pro Jahr zahlen. Eine deutliche Preiserhöhung gibt es bei EnBW Energie Baden-Württemberg. In einer Pressemitteilung gibt das Unternehmen bekannt, dass die Strompreise in der Grund- und Ersatzversorgung ab dem 1. April um 15,9 Prozent steigen würden. Als Grund nennt EnBW, dass die Netzentgelte für Haushaltsstrom deutlich erhöht wurden.

Das Netzentgelt ist eine Gebühr, die für die Nutzung des Stromnetzes anfällt. Sie dient dazu, das Stromnetz auszubauen und zu sichern. Die Höhe ist vom Staat klar vorgegeben und wird von der Bundesnetzagentur und den Landesregulierungsbehörden umgesetzt. Das durchschnittliche Stromnetzentgelt für Haushaltskunden lag nach Angaben der Bundesnetzagentur im Jahr 2022 bei 8,12 Cent pro Kilowattstunde und damit auf einem deutlich höheren Niveau als die Jahre zuvor. Im vergangenen Jahr waren die Strompreise aufgrund der Energiepreisbremse dann gesunken.

"Die Versorger mit Preiserhöhungen sind in aller Regel die Grundversorger, also die regionalen Anbieter. Die führen dann höhere Stromnetzgebühren, höhere Beschaffungskosten und höhere Umlagen als Gründe an", zitiert der "MDR" Verivox-Sprecherin Verena Blöcher. In einem Interview erklärte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur außerdem: "Die Großhandelspreise für Strom sind deutlich gefallen gegenüber 2022. Dennoch ist das Preisniveau höher als vor dem russischen Angriffskrieg. Daran wird sich so schnell nichts ändern." Er betonte: "Die Zeit der billigen Energie ist vorbei. Jedenfalls so lange wir noch große Mengen konventionell erzeugter Energie verbrauchen."

Das sagen Energieversorger in Nürnberg und Fürth

Kunden der N-Ergie können vorerst aufatmen. Sprecherin Silke Weiß sagt auf Nachfrage dieser Redaktion: "Unsere Strompreise bleiben bis auf Weiteres stabil." Der Nürnberger Versorger gibt die gestiegenen Netzentgelte vorerst nicht an seine Kunden weiter.

Auch die Kunden der Fürther Infra können aufatmen: Laut Marketing-Leiterin Kerstin Sammet bleiben die Preise trotz gestiegener Übertragungsnetzentgelte stabil - "mindestens bis Mitte, voraussichtlich sogar bis Ende 2024". Bereits im November vergangenen Jahres hatte die Infra ihre Kunden über die "deutlich gesenkten Preise" ab 1. Januar 2024 informiert. Auch deshalb hat sich der Fürther Energieversorger gegen eine Weitergabe der gestiegenen Kosten durch die Netzentgelte entschieden.

"Wir wollten mit unserer Entscheidung (...) vermeiden, innerhalb kürzester Zeit nach unserer Preissenkung nun eine Preiserhöhung vorsehen zu müssen. Das wäre - aus unserer Sicht - für viele einfach nicht nachvollziehbar gewesen", erklärt Sammet. Früher oder später kommt die Infra aber wohl nicht umhin, die gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben: "Die Erhöhung der Übertragungsnetzentgelte hat aber natürlich auch bei uns Einfluss auf die Preiskalkulationen der nächsten Jahre", lässt die Sprecherin wissen.

Keine Erhöhung in Erlangen - bis auf eine Ausnahme

Im Dezember sagte auch Claus Göbel, Leiter des Energievertriebs bei den Erlanger Stadtwerken (ESTW) gegenüber den "Nürnberger Nachrichten", dass voraussichtlich die Preise im März oder April angehoben werden müssen, nachdem sie zum 1. Januar 2024 deutlich gesenkt wurden. Doch nun gibt es gute Nachrichten: Die ESTW können ihre Preise - zumindest im Stadtgebiet Erlangen - stabil halten. "Bis auf Weiteres" werde es keine Erhöhung bei den Tarifen geben, teilte der Sprecher Thomas Lober auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Ausgenommen von der Entscheidung ist der Tarif "ERconomy Regio": Haushalte außerhalb des Stadtgebietes müssen ab 1. April mit "leicht erhöhten" Preisen rechnen, damit die Stadtwerke die gestiegenen Netzentgelte in Fremdgebieten kompensieren können. Bei den übrigen Tarifen werde sich an den Preisen vorerst nichts ändern - eine Preisgarantie könne Lober aber nicht aussprechen, dafür sei der Energiemarkt in den letzten zwei Jahren "zu unberechenbar" geworden.

Verwandte Themen