Trotz Boko-Haram-Terror: Nigeria wählt neuen Präsidenten

28.3.2015, 11:59 Uhr
Trotz Boko-Haram-Terror: Nigeria wählt neuen Präsidenten

© dpa

Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat in Nigeria die Präsidentenwahl begonnen. Millionen Wahlberechtigte gingen am Samstagmorgen in die Wahllokale, um sich für die eigentliche Abstimmung am Nachmittag registrieren zu lassen. Rund 360.000 Polizisten sind im Einsatz, um Zusammenstöße zwischen Anhängern der großen politischen Lager sowie mögliche Anschläge der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram zu verhindern.

In Afrikas größter Demokratie sind rund 70 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, entweder den christlichen Amtsinhaber Goodluck Jonathan oder seinen muslimischen Herausforderer Muhammadu Buhari zu wählen. Belastbare Ergebnisse werden nicht vor Montag erwartet.

Wahlen wegen Terrorfeldzug von Boko Haram verschoben

Die Wahl war ursprünglich bereits für den 14. Februar angesetzt, wurde aber wegen des Terrorfeldzugs von Boko Haram im Nordosten des Landes verschoben. Beobachter rechnen mit einem knappen Wahlausgang. Sie räumen dem 72 Jahre alten früheren Militärdiktator Buhari gute Chancen auf einen Sieg ein. Sollte der 57 Jahre alte Amtsinhaber Jonathan tatsächlich unterliegen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit Rückkehr des westafrikanischen Lands zur Demokratie 1999.

Wähler müssen sich zunächst in einem der rund 150.000 Wahllokale registrieren lassen. Vom frühen Nachmittag (13.30 Uhr MEZ) bis zum späten Abend können sie dann ihre Stimme abgeben. Nigerianer wählen meist nach ethnischer Abstammung und Religionszugehörigkeit. Ungefähr die Hälfte der 178 Millionen Nigerianer sind Muslime und etwa 45 Prozent sind Christen, hauptsächlich im Süden des Landes. Um die Präsidentenwahl für sich zu entscheiden, muss ein Kandidat neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten des Landes gewinnen.

Vorangegangene Wahl forderte 1000 Menschenleben

Zur Wahl stehen zwar 14 Kandidaten, aber läuft klar auf ein Duell zwischen Jonathan und Buhari hinaus. Sollte keiner der Kandidaten die nötige Mehrheit erreichen, wäre in zwei Wochen eine Stichwahl fällig. Bislang war das noch nie nötig. Am Samstag wird auch ein neues Parlament gewählt. Die starke Polizeipräsenz soll Ausschreitungen zwischen den politischen Lagern verhindern. Bei der vorangegangenen Wahl im Jahr 2011 waren bei Zusammenstößen Schätzungen zufolge rund 1000 Menschen ums Leben gekommen.

Jonathan von der regierenden Demokratischen Volkspartei (PDP) verspricht Afrikas stärkster Wirtschaftsmacht politische Kontinuität. Buhari von der Partei der Fortschrittlichen (APC) indes präsentiert sich als Nigerias Retter: Er verspricht, die grassierende Korruption einzudämmen und dem Terrorfeldzug der Boko Haram im Nordosten des Landes ein Ende zu setzen. Die sunnitischen Extremisten sind seit 2009 jedes Jahr stärker geworden. Seither sind mindestens 14 000 Menschen bei Anschlägen und Angriffen der Islamisten getötet worden, 1,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht.

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