Valerie Holsboer: Das ist die starke Frau an der BA-Spitze

11.12.2017, 05:00 Uhr
Valerie Holsboer: Das ist die starke Frau an der BA-Spitze

© Michael Matejka

Frau Holsboer, Sie werden oft als Vorbild dafür genannt, wie Frauen Karriere und Familie unter einen Hut bringen können – fühlen Sie sich in dieser Vorbild-Rolle eigentlich wohl?

Valerie Holsboer: Ich finde das Wort Vorbild schwierig, weil es bedeuten würde, dass das jetzt das Modell ist, dass für andere Frauen auch gelten soll. Jede Frau muss ihren Weg aber individuell für sich entscheiden. Trotzdem ist es gut, wenn gerade junge Frauen, die jetzt ins Arbeitsleben starten und eine Familie haben, sehen, dass beides geht. Hätte ich nicht Frauen getroffen, die Beruf und Kinder unter einen Hut bekommen und dabei selbst auch noch eine gewisse Positivität ausgestrahlt haben, hätte ich das vielleicht gar nicht für möglich gehalten.

Wie oft drängt der Job unerwartet in die Freizeit herein?

Holsboer: Die Wochenenden sind eher so, dass ich Sachen in Ruhe lesen kann, ohne dass ich ständig Kontakt nach außen hab. Meine Familie sieht das ohnehin locker. Es ist sogar manchmal so, dass meine Tochter sagt: Dein Handy brummt, soll ich es dir mal geben? Das wird nicht als Belastung wahrgenommen. Und wenn wir gemeinsam essen, legen wir die Handys weg. Wir schaffen uns da schon unsere Freiräume.

Welche Eigenschaften muss man denn mitbringen, um es in einer immer noch von Männern dominierten Welt so weit wie Sie zu bringen – Machtbewusstsein? Vielleicht auch ein Stück Rücksichtslosigkeit?

Holsboer: Auch wenn es im Moment ein Modewort ist: Man braucht Resilienz, die Fähigkeit, die Sachen nicht zu nah an sich ranzulassen, sein Ding zu machen, aber ohne Zickigkeit, mit einer gewissen Lockerheit. Und es ist ja nicht so, als würden Männer Frauen im Beruf nicht aufnehmen. Wir müssen es wollen, wir müssen unsere Arbeit abliefern und wir dürfen uns gegenseitig nicht blockieren – dann kommt heutzutage keiner mehr an Frauen vorbei.

Reicht das – Resilienz? Ab einer gewissen Ebene braucht man doch auch Ellenbogen...

Holsboer: Der Ellenbogen hat immer so etwas Ruchloses, Brutales. Wenn er aber Synonym ist für Durchsetzungsstärke, dann ja. Vielleicht kann man es auch mit Hartnäckigkeit oder Zielstrebigkeit beschreiben.

Sie sind nun seit etwa einem halben Jahr im Vorstand der Bundesagentur. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Holsboer: Ich bin froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Inhaltlich setzt die Arbeit dort an, wo ich immer meine Leidenschaft hatte – im sozialpolitischen Gestalten. Und man kann hier unglaublich viel gestalten, zumal es viele Menschen gibt, die mitgestalten wollen. Die Bundesagentur ist gut aufgestellt, es gibt ein paar Bereiche, wo wir besser werden können. Die Herausforderung ist, nach den Zeiten der Massenarbeitslosigkeit hin zu mehr individueller Vermittlung und Beratung von Kunden zu kommen, und nach Innen noch stärker zu erklären, warum wir tun, was wir tun.

Das gesamte Interview lesen Sie in der Montagsausgabe der Nürnberger Nachrichten. Ein Porträt von Valerie Holsboer ist unter diesem Link zu finden.

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