Verhindert der Kiebitz den Fürther Stadionneubau?

14.6.2012, 07:00 Uhr
Dies ist kein Archivbild! Der ausnehmend hübsche kleine Kiebitz wurde auf dem Gelände aufgenommen, wo das neue Stadion für das „Kleeblatt“ gebaut werden soll. Vor dem ersten Spatenstich muss nun nach einer Ersatzfläche gesucht werden, auf welcher der Kiebitz brüten kann.

© Sportfoto Zink Dies ist kein Archivbild! Der ausnehmend hübsche kleine Kiebitz wurde auf dem Gelände aufgenommen, wo das neue Stadion für das „Kleeblatt“ gebaut werden soll. Vor dem ersten Spatenstich muss nun nach einer Ersatzfläche gesucht werden, auf welcher der Kiebitz brüten kann.

Als Investor Thomas Sommer vor wenigen Monaten mit seinen Plänen an die Öffentlichkeit ging und der lang geplante Neubau eines eigenen schmucken Fußball-Tempels für den fränkischen Traditionsklub damit konkrete Formen annahm, schienen sämtliche Eventualitäten geklärt. Den Grund in dem ausgewiesenen Gewerbegebiet im Fürther Süden schräg gegenüber der Pyramide wollte Sommer wenig später von der Firma Mederer kaufen. Bodenuntersuchungen auf dem ehemaligen Kasernengelände hatten keine unliebsamen Hinterlassenschaften zu Tage gefördert. Sommer, ein glühender Anhänger der Spielvereinigung, hatte sich zudem bereit erklärt, den auf rund 35 Millionen Euro veranschlagten Stadionneubau vornehmlich aus eigenen Mitteln zu finanzieren.

Fast zu schön, um wahr zu sein, hatten nicht wenige Mitglieder des Vereins in typisch fränkischer Zurückhaltung gemeint. Ein großzügiger

Gönner, der dem Verein einen lang gehegten Wunsch erfüllt, und noch dazu das Stigma der „Unaufsteigbarkeit“ wenig später abgelegt: Für das „Kleeblatt“, wie der 1903 gegründete Verein auch nach der Quasi-Fusion mit dem TSV Vestenbergsgreuth 1996 im Volksmund weiter nur gerufen wird, schienen sich dieser Tage alle Träume zu erfüllen.

Nun aber stellt sich den ehrgeizigen Plänen etwas entgegen, mit dem niemand gerechnet hatte. Auf dem 72000 Quadratmeter großen Gelände sichteten Naturfreunde jüngst den Kiebitz und den Flussregenpfeifer, deren Vertreter im bayerischen Naturschutzgesetz auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen und somit streng geschützt sind. Ein Umstand, der nicht wegzudiskutieren ist, wie Reinhard Scheuerlein vom Bund Naturschutz eindrücklich mahnt: „Die lokale Population einer Art darf nicht von den Baumaßnahmen beeinträchtigt werden.“

Artenschutzrechtliche Prüfung ist vorgeschrieben

In genau solchen Fällen, in denen die Belange von Natur und Mensch kollidieren, schreibt der Gesetzgeber ein Prüfverfahren zwingend vor. Sprich: Wer bauen will, muss erst genau belegen, welche und wie viele Tiere davon bedroht sein könnten. So hat die Spielvereinigung bereits eine entsprechende Firma eingeschaltet, die nun nach der sogenannten artenschutzrechtlichen Prüfung ermitteln soll, wie groß der Bestand der Kiebitze und Flussregenpfeifer auf dem Gelände nahe dem Kanal tatsächlich ist. „Wir werden dem Gesetz entsprechend alle Regelungen und Maßnahmen treffen, die nötig sind“, versprach Fürths Vizepräsident Holger Schwiewagner, der von Vereinsseite mit allen Belangen rund um den Stadionneubau befasst ist.

Das Gelände, auf dem das neue Stadion entstehen soll, gleicht derzeit einer Brachfläche. Das haben Kiebitz und Regenpfeifer auch gemerkt.

Das Gelände, auf dem das neue Stadion entstehen soll, gleicht derzeit einer Brachfläche. Das haben Kiebitz und Regenpfeifer auch gemerkt. © Sportfoto Zink

Die Befürchtung, dass die bestehende Kleinkolonie der Vogelpaare den Neubau der als reines Fußballstadion konzipierten Arena gefährden könnte, sieht Schwiewagner derzeit nicht. Gehe alles seinen geordneten Gang, könne im Frühjahr 2013 wie geplant mit dem Bau begonnen werden, glaubt der Fürther Vizepräsident. „Alle bisherigen diesbezüglichen Erfahrungen in der Stadt Fürth und bei anderen Bauprojekten haben nach meinem Kenntnisstand nicht zu einer kompletten Einstellung von Bauprojekten geführt.“

Das klingt einigermaßen optimistisch, muss doch ein großes Hindernis von den Beteiligten erst noch überwunden werden. Da sich auf dem Areal tatsächlich etliche Kiebitze und Flussregenpfeifer niedergelassen

haben, wie ein NZ-Termin vor Ort bestätigte, dürfte wohl auch das fachliche Exposé kein anderes Ergebnis haben. Dementsprechend schreibt das Gesetz in solchen Fällen zwingend vor, Ausgleichsflächen bereitzustellen. Und zwar bereits vor dem ersten Spatenstich. Es muss sich um ein Gebiet handeln, das den Bedürfnissen der Bodenbrüter entspreche, ruft Fürths BN-Vorsitzender Scheuerlein in Erinnerung: „Da muss man sehr sorgfältig und genau arbeiten, um einen geeigneten Lebensraum zu schaffen. Das ist nicht unmöglich, kostet aber Fläche.“

Wie groß die zu sein hat, wird das Gutachten ergeben. Und dann geht die Suche los, „gemeinsam mit der Stadt werden wir versuchen, die Fläche schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen“, betont Schwiewagner, dessen Arbeitsplan in den kommenden Wochen nun eben noch um einen Punkt reicher geworden ist. Jetzt kennen sie auch in Fürth diesen Vanellus vanellus, den kleinen Vogel mit der großen Wirkung.

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