Vor CSU-Parteitag: Noch kein Grund für Sektlaune

15.12.2017, 12:44 Uhr
Vor CSU-Parteitag: Noch kein Grund für Sektlaune

© dpa

Wenn die CSU zu Klausurtagungen oder Parteitagen zusammenkommt, flankieren oft Umfragen die Berichterstattung. So gut wie immer ist diesen aus Parteisicht Positives zu entnehmen. Im Januar, als sich die CSU-Bundestagsabgeordneten zur Klausur in Kloster Seeon trafen, hatte Parteichef Horst Seehofer eine frische Erhebung von Sat 1 Bayern im Gepäck, vom Institut GMS, das traditionell eher CSU-freundliche Werte ermittelt: Die absolute Mehrheit wäre der Partei demnach damals sicher gewesen.

Passend zum aktuellen CSU-Parteitag in der Nürnberger Messe verkündet INSA im Auftrag der Bild-Zeitung Erfreuliches: "Söder-Effekt bringt die CSU wieder auf 40 Prozent", jubelt das Blatt. Die Partei dürfte zufrieden sein. An der Tatsache, dass ein Ergebnis von 40 Prozent – für die Landtagswahl, wohlgemerkt – die CSU in Sektlaune bringt, lässt sich ablesen, wie schwer die Blessuren sind, die Bayerns Schwarze in den vergangenen zwei Jahren erlitten haben – durch die Sippenhaft mit der Flüchtlingskanzlerin Merkel einerseits, durch die interne Auseinandersetzung und das Dauerduell Seehofer–Söder andererseits.

Die Personalentscheidung ist getroffen, die Partnerschaft mit der Merkel-CDU nach längerer Paartherapie gerettet, die Umfragewerte sind okay – einem harmonischen Treffen der CSU-Familie in Nürnberg steht also nichts im Weg. Seehofer wird wohl mit einem mehr als achtbaren Ergebnis als Vorsitzender bestätigt werden, der designierte Ministerpräsident Söder dürfte eine wohldurchdachte Rede halten – in der Sache eindeutig und kämpferisch, nach innen versöhnlich und den Mannschaftsgeist der "erfolgreichsten Partei Europas", wie Edmund Stoiber einst sagte, beschwörend.


Showdown in Nürnberg: Der CSU-Parteitag im Live-Blog


Wenn die Basis – und hier vor allem die zuweilen grantelnden altbayerischen Bezirksverbände – mitzieht, könnte das neue Spitzenduo Seehofer–Söder die Partei jener Katharsis unterziehen, die sie dringend braucht, um bis zum kommenden Herbst Vertrauen zurückzugewinnen. Die ebenfalls nötige Profilierung in der Migrationspolitik dürfte in der neuen schwarz-roten Kooperation, die die Union jetzt so sehr anstrebt, nicht einfach zu erreichen sein.

Dass der Weg lang und steinig wird, lässt sich aus der jüngsten Umfrage eben auch herauslesen: Nur eine knappe Mehrheit der CSU-Anhänger glaubt, dass die Doppelspitze funktionieren wird, bei allen Befragten ist es nicht einmal ein Drittel. Nur 20 Prozent wünschen sich eine CSU-Alleinregierung. Die Partei hat also trotz "Söder-Effekt" noch viel Arbeit vor sich.

3 Kommentare