Wahl-Schock: Warum Nürnberg CSU und SPD abstrafte

25.9.2017, 13:31 Uhr
Auch Dagmar Wöhrl, die aus dem Bundestags ausscheidet, ist bei einer CSU-Wahlparty schockiert.

© Günter Distler Auch Dagmar Wöhrl, die aus dem Bundestags ausscheidet, ist bei einer CSU-Wahlparty schockiert.

Die großen Parteien hat es bei der Bundestagswahl richtig kalt erwischt – auch in Nürnberg. Kaum waren die Stimmen ausgezählt, machten sich noch in der Nacht die Fachleute im Wahlamt an die Auswertung der Zahlen. Ihr erstes Fazit: In mancher Hinsicht markieren die Ergebnisse – immer bezogen auf die Stadt Nürnberg - eine echte Zäsur.

Hier eine Übersicht bemerkenswerter Fakten, Details und Trends:

- CSU wie SPD fuhren ihre schlechtesten Bundestagswahlergebnisse seit 24 Jahren ein. Kein Wunder: In allen sozialen Quartieren mussten sie herbe Verluste hinnehmen. Und gerade in ihren Hochburgen schnitten sie „desaströs“ ab, heißt es in der zusammenfassenden ersten Analyse. Dabei habe die SPD in ihren eigenen Hochburgen sogar noch mehr Federn müssen als die CSU in ihren Domänen. Umgekehrt verbuchten Grüne und Linke soviele Zweitstimmen wie bei keiner früheren Bundestagswahl, bei der sie angetreten waren. Die AfD profitiert erkennbar von Wählerinnen und Wählern, die speziell den Volksparteien den Rücken kehrten.


Karten: Das sind die Ergebnisse aus Nürnberg, Fürth, Erlangen


- Für die Union stimmten überproportional viele Frauen: Gut 31 Prozent stimmten für die CSU, aber nur gut 25 Prozent der männlichen Wähler – in der Summe ergibt das die 28,9 Prozent für die CSU in Nürnberg. Punkten kann die Union traditionell noch am ehesten bei den reiferen Jahrgängen: 40 Prozent der über 70-jährigen Männer und sogar fast 46 Prozent der Frauen ab 70 stimmten für die Union.

- Die Wahlbeteiligung lag mit 74,2 Prozent um immerhin 7,3 Punkte höher als 2013. Um satte 12,5 Prozentpunkte stärker beteiligten sich junge Frauen unter 25 Jahren (junge Männer: plus 5,8 Prozent). Eine Wahlbeteiligung von mehr als 80 Prozent war im Knoblauchsland, in Katzwang und Kornburg, in Ziegelstein und Buchenbühl, Erlenstegen, Mögeldorf und Zabo sowie in Fischbach, Brunn, Altenfurt und Moorenbrunn sowie Krottenbach/Mühlhof zu verzeichnen (Spitzenwert: 88,5 Prozent im statistischen Bezirk Schmausenbuckstraße). Weniger als 60 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimmen in Schweinau, Gibitzenhof/Dianastraße und Sündersbühl ab. Schlusslicht ist Muggenhof mit 51 Prozent.

- Ein Blick auf die unterschiedlich geprägten Stadtteile ("Sozialraumtypen") zeigt: Eindeutig drittstärkste Partei ist die AfD in den sogenannten gemäßigten und sozial angespannten Quartieren. Die FDP holt in neuen Wohnquartieren und City-/Dienstleistungsquartieren überdurchschnittlich viele Stimmen, in letzteren sind auch die Grünen besonders stark, die Linke dagegen erwartungsgemäß vor allem in sozial angespannten Quartieren. In ihren Hochburgen lässt die Linke auch die SPD hinter sich, die dort fast zweistellig verliert.

- In 30 Wahlbezirken – alle im Wahlkreis Nürnberg-Süd - haben mehr als 15 Prozent der Wahlberechtigten Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion (GUS). Die CSU verliert dort fast 15 Prozentpunkte, in nahezu gleichem Umfang legt die AfD dort zu. In den elf Bezirken mit mehr als 20 Prozent Zuwandereranteil aus GUS-Staaten ist diese Relation sogar noch ausgeprägter.

 

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