Zu viel Verkehr in der Stadt: Den Nürnbergern stinkt‘s

13.4.2018, 05:26 Uhr
Staus gehören im Nürnberger Berufsverkehr dazu - der Anteil an Autofahrern ist aber um drei Prozent gesunken.

© Stefan Hippel Staus gehören im Nürnberger Berufsverkehr dazu - der Anteil an Autofahrern ist aber um drei Prozent gesunken.

Seit 1989 geben die städtischen Verkehrsbetriebe Mobilitätsanalysen in Nürnberg in Auftrag. 2017 wurden hierfür 1700 Bürger durch die PB Consult befragt. Drei Viertel (76 Prozent) finden, dass der Straßenverkehr in den vergangenen Jahren zugenommen habe. Gar 89 Prozent halten die Folgewirkungen für "weniger gut erträglich" oder "nicht mehr erträglich". Das geht aus der Auswertung hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Auf die Frage nach dem dringlichsten kommunalen Problem in Bayerns zweitgrößter Stadt rückt der Verkehr, wie schon bis 2015 (2016: Wohnen), wieder an erste Stelle.

Damit verbunden sind – zwei Jahre vor der Kommunalwahl – hohe Erwartungen an die Kommunalpolitik. Sollte es zu einem Konflikt in der Verkehrsplanung kommen (und dieser Bereich ist dafür prädestiniert), dann erwarten "aktuell neun von zehn Nürnbergern, dass die Verkehrsplanung eine Lösung wählt, die Verkehrsmittel des Umweltverbunds (zu Fuß, Fahrrad, Bus oder Bahn) bevorzugt, auch wenn dies zu Nachteilen für den Pkw-Verkehr führt". Noch in keinem anderen Erhebungsjahr fielen die Erwartungen so zu Gunsten des Umweltverbunds aus wie derzeit, heißt es in der Mobilitäts-Studie "Eine Stadt bewegt sich".

Die Nürnberger wünschen sich also ein "stärkeres politisches Engagement für den öffentlichen Nahverkehr", besonders weitere Verbesserungen und mehr finanzielle Unterstützung. Einsparungen beim Nahverkehr zugunsten des motorisierten Individualverkehrs, auch das ergab die Umfrage, werden mehrheitlichen abgelehnt.

Jeder Nürnberger legt laut Studie im Durchschnitt 19 Kilometer außer Haus am Tag zurück und ist 65 Minuten unterwegs. Bei 59 Prozent ihrer Wege sind die Bürger umweltschonend unterwegs: 13 Prozent wählen das Rad, 23 Prozent gehen zu Fuß und 23 Prozent (plus drei Prozentpunkte seit 2002) fahren Bus und/oder Bahn. Der Radanteil ist von 2002 bis 2017 um drei Prozentpunkte gestiegen, der Anteil der Autofahrer um drei Punkte auf 32 Prozent gesunken.

Pkw-Nutzung lässt nach

Vor allem Sechs- bis 17-Jährige benutzen den Nahverkehr und das Fahrrad oder gehen zu Fuß. Auch die jungen Erwachsenen griffen noch überdurchschnittlich häufig auf den Umweltverbund zu. Erst bei den mittleren Altersgruppen (25 bis 44 und 45 bis 64 Jahre) gewinne das Auto an Bedeutung. Wobei die Häufigkeit der Pkw-Nutzung bei den 25- bis 44-Jährigen nachlasse und eine zunehmende Umweltorientierung zu spüren sei.

Für das Mobilitätsverhalten werden seit 1989 jährlich 1700 Personen schriftlich in Form eines Mobilitätstagebuchs befragt. Für die Studie 2017 fand die Befragung zwischen Juli 2016 und Juli 2017 statt. Erfasst werden alle Tage des Jahres, auch die Wochenenden und Feiertage sowie alle Wege bis 100 Kilometer. In einer Teilstichprobe werden zudem 200 Teilnehmer noch persönlich zu ihren Einstellungen und Einschätzungen interviewt.

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