Rangau-Handwerkermuseum: Tonnenschwere Fassade eingebaut

18.9.2015, 17:10 Uhr
Rangau-Handwerkermuseum: Tonnenschwere Fassade eingebaut

© Harald Munzinger

Die Maßwerke mit schweren Eichenbalken waren nach einer Rekonstruktion anhand der Zapfenlöcher vorgefertigt worden, da vom alten Fachwerk kaum noch etwas vorhanden war, wie der Vorsitzende des Markt Erlbacher Heimatvereins Gerhard Wagner eine der vielen Überraschungen bei der gegenwärtigen Generalsanierung des um 1480 errichteten Fachwerkgebäudes - das Wahrzeichen der Marktgemeinde - schildert.

Hinter “Blendwerk” von Verschalungen und improvisierten Reparaturen an dem 1978 im ehemaligen Dekanat eingerichteten Museum mit der Sammlung der Dokumente lokaler Handwerkstradition aus dem 18. bis 20. Jahrhundert versteckte sich viel marode Substanz. So waren von dem 1908 mit nur dünnen Balken und schlechtem Holz (so Förder) erneuerten Fachwerk letztlich nur noch Fragmente vorhanden, steckte hinter jedem Brett eine neue Überraschung, was den Architekten Wolfgang Heffner vor immer wieder neue Herausforderungen stellte.

Und mit ihm die Gemeinde Markt Erlbach sowie den Heimatverein, der sich schon 2008 mit Sanierungsgedanken trug und sich das Projekt nie so aufwändig vorstellen mochte. Zunächst sei nur eine Dachsanierung und Auffrischung der Fassade geplant gewesen, so Vorsitzender Wagner. Doch dann “kamen Konzepte und nochmals Konzepte”, Auflagen um Auflagen, ehe 2013 mit der konkreten Planung begonnen werden konnte. Wobei sich konkret mit jeder neuen Entdeckung - etwa einer frei vor der Außenwand errichteten Wand - immer wieder in Frage stellte.

"Nur Pfusch"

So wurde “nur Pfusch” im stattlichen Bauwerk zu einem schweren und auch teuren Erbe. Mit 787.000 Euro sei die Sanierung veranschlagt gewesen. Inzwischen rechnet Gerhard Wagner mit einer “siebenstelligen Summe“. Und wenn von sich abzeichnenden neuen Hiobsbotschaften die Rede ist, will man den Gemeinderat zunächst vor diesen verschonen: “Die kriegen einen Herzinfarkt, wenn wir so weitermachen”.

Bei der fundierten Untersuchung der prächtigen Südfassade rechnet Architekt Heffner damit, dass man sie mit Ausbesserungen erhalten kann. In den Obergeschossen sind unterdessen die Böden erneuert, was man am “Tag des offenen Denkmals” den Besuchern zeigen konnte, die zu einem Film über Markt Erlbach vor 33 Jahren - damals wurde das 75-hährige Bestehen des Vereins gefeiert - eingeladen waren.

Gläserner Giebel abgelehnt

Die Gefache in der Nordfassade hätte man gerne verglast und damit den Gästen einen prächtigen Ausblick auf die St. Kilianskirche bieten wollen. Doch der Denkmalschutz “spielte nicht mit”, so dass sie nun ausgemauert werden müssen. Dies und die Ausbesserungen und Eindeckung des Daches sollen vor dem Winter abgeschlossen sein, ließ Architekt Wolfgang Heffner wissen, während er das präzise Einfügen eines der tonnenschweren Fachwerkelemente verfolgte, das millimetergenau erfolgen musste.

Innen geht es dann an die Wärmedämmung, an die Heizungsinstallation mit einer umlaufenden Kupferleitung (wie im Neustädter Karpfenmuseum), an die Elektrik, den Einbau einer Küchen, die “Einhausung” der Treppe, um Auflagen des Brandschutzes, die äußere Fluchtreppe und, und, und…! Da mag Heffner keinen Fertigstellungstermin nennen, zumal nicht davon auszugehen ist, dass in der “Bautüte” nicht noch weitere Wunder stecken.

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