Oxalsäure

Kann man Rhabarber roh essen - oder ist er dann giftig?

8.5.2024, 13:43 Uhr
Frisch geernteter und geschälter Rhabarber.

© IMAGO/Christian Ditsch Frisch geernteter und geschälter Rhabarber.

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Von April bis Juni ist in Deutschland Rhabarber-Saison. Die Rhabarber-Stangen sind dabei nicht nur lecker, sondern auch gesund. Das heimische Gemüse ist reich an Mineralstoffen wie Kalium und Phosphor sowie an Vitamin C und Ballaststoffen.

Der einzigartige, fruchtig-saure Geschmack des Rhabarbers wird durch eine Mischung verschiedener Fruchtsäuren wie Apfel-, Zitronen- und Oxalsäure erzeugt. Letztere kann jedoch in hohen Mengen giftig sein. Daher stellt sich die Frage: Darf man eigentlich Rhabarber auch roh essen?

Die Verbraucherzentrale rät davon ab, größere Mengen rohen Rhabarber zu konsumieren, da er im Vergleich zu gekochtem Rhabarber mehr Oxalsäure enthält. Ein paar Bissen oder eine Stange rohen Rhabarber sind allerdings unbedenklich und können beispielsweise als saure Beigabe zu Salaten und im Joghurt oder Pudding gegessen werden.

Allerdings schmeckt der rohe Rhabarber sauer und wirkt adstringierend. Das bedeutet, dass sich der Mund nach dem Verzehr leicht pelzig oder rau anfühlen kann. Auch der Zahnschmelz wird von der Säure angegriffen, deshalb sollte man vor dem nächsten Zähneputzen etwas abwarten.

Die allermeisten Menschen finden gekochten oder gebackenen Rhabarber aufgrund dieser Faktoren geschmacklich besser als rohen Rhabarber. Durch die Hitze verliert der Rhabarber an Säure und Festigkeit.

Auch wenn man Rhabarber roh verzehren kann, sollte man keine größeren Mengen roh essen. Vor allem dann nicht, wenn der Rhabarber ungeschält ist. Roher Rhabarber enthält mit rund 460 Milligramm auf 100 Gramm Rhabarber sehr viel Oxalsäure. Dies ist in größeren Mengen ungesund und giftig.

Wie viel Oxalsäure genau enthalten ist, kommt allerdings auf verschiedene Faktoren an: Die jungen Stangen zu Beginn der Saison enthalten weniger, ältere Stangen, die meist auch dicker und fester sind, enthalten mehr Oxalsäure. Grüne Stangen enthalten mehr Oxalsäure als rötlich gefärbte.

Viel Oxalsäure steckt vor allem in den Rhabarberblättern und in der Schale enthalten. Mit zunehmender Reife bildet Rhabarber mehr Giftstoffe aus, weshalb man Rhabarber nach dem Johannistag am 24. Juni nicht mehr essen sollte. Durch das Kochen wird die Menge jedoch deutlich reduziert. Auch das Einweichen in Wasser, das man später wegkippt, vermindert den Säuregehalt.

Bei einer normalen Mischkost nimmt man pro Tag etwa 50 bis 200 Milligramm Oxalsäure zu sich, auch ganz ohne Rhabarber. Denn Oxalsäure steckt in zahlreichen Lebensmitteln, beispielsweise Mangold, Karotten, Nüssen und Kakao.

Gesunde Menschen kommen mit etwas rohem Rhabarber problemlos zurecht. Folgen eines Überkonsums sind Bauchschmerzen und Übelkeit, die Förderung von Nieren- und Gallensteinen sowie Verstärkung von Arthrose, Gicht oder Rheuma. Zudem greift die Oxalsäure den Zahnschmelz an.

Allerdings bleiben in rohem Rhabarber viele wertvolle Nährstoffe erhalten, die beim Kochen zum Teil zerstört werden (zum Beispiel Vitamin C).

Rhabarber ist mit nur 20 Kilokalorien pro 100 Gramm ein sehr kalorienarmes Gemüse und hat dabei einen einzigartigen süßsauren Geschmack. Diese gesundheitlichen Vorteile bietet Rhabarber:

  • Viel Kalium, Kalzium, Eisen, Phosphor und Vitamin C
  • Die Ballaststoffe fördern das Wachstum gesunder Darmbakterien, was die Darmgesundheit unterstützt
  • Der hohe Ballaststoffgehalt ist gut für die Verdauung und kann bei Verstopfung helfen, indem er den Darm mit Flüssigkeit anreichert
  • Der hohe Kalziumgehalt ist gut für den Blutzuckerspiegel und kann die Werte bei Bluthochdruck verbessern

Vorsicht: Wer an Gicht, Nierensteinen, Rheuma oder Arthritis leidet, sollte aufgrund des hohen Oxalsäuregehalts lieber auf Rhabarber verzichten.

Wer Rhabarber essen möchte, muss diesen nicht zwangsläufig kochen. Wenn man einige Tipps beachtet, kann man Rhabarber auch roh essen.

1) In der frühen Saison essen

Zum einen sollte man rohen Rhabarber möglichst früh in der Saison essen. Denn dann enthält er weniger Oxalsäure. Die Saison beginnt je nach Wetter entweder bereits im März oder im April. Sie endet im Juni.

2) Auf Rhabarberblätter verzichten

Die Rhabarberblätter enthalten am meisten Oxalsäure und schmecken außerdem sehr bitter, weshalb man diese niemals essen sollte (weder roh noch gekocht).

3) Nur rotes Fruchtfleisch essen

Je näher man den Blättern beziehungsweise dem grünen Teil der Rhabarberstange kommt, desto mehr Oxalsäure steckt dort. Daher sollte man nur die roten Teile vom Rhabarber roh verzehren.

4) Kombination mit Milchprodukten

Ob roh oder gekocht: Am besten sollte man Rhabarber zusammen mit Milchprodukten essen, die die Säure ausgleichen. Sie wird von den darin enthaltenen Mineralstoffen gebunden und ausgeschieden.

5) Rhabarber schälen

Gleichzeitig sollte man rohen Rhabarber vor dem Verzehr immer schälen, um den Oxalsäuregehalt zu reduzieren. Nach dem Putzen und Schälen kann man die Stangen in kleine Rhabarber-Stücke schneiden.

Werden die rohen Rhabarberstücke aufgrund ihrer Fruchtsäure mit Zucker gegessen, kann das gesunde Gemüse schnell ungesund werden. Denn in Zucker stecken viele Kalorien. Außerdem ist die Kombination von Zucker und Fruchtsäure schädlich für die Zähne, weshalb vor allem Kinder keinen rohen Rhabarber mit Zucker essen sollten.

Schwangere und stillende Frauen, Babys und Kleinkinder sollten lieber auf rohen Rhabarber verzichten.

Auch Menschen mit Rheuma, Gicht oder einer Nierenerkrankung sollten keinen rohen Rhabarber essen. Aber auch auf gekochten Rhabarber sollten sie lieber verzichten, weil dieser ihre Beschwerden verschlimmern kann.

Relativ gut verträglich sind Kompott oder Kuchen mit Eis oder Vanillesoße, sodass die Oxalsäure bereits durch das Kochen reduziert wurde und durch Milchprodukte gebunden wird.

Pro Tag sollte man maximal 100 Gramm (circa 2 Stangen) rohen Rhabarber konsumieren. Dafür nimmt man nur die roten Stangen, putzt diese gründlich und schält sie.

Die roten Rhabarberstangen können auch roh im Smoothie verarbeitet werden. Allerdings sollte man auch hier Milchprodukte (zum Beispiel Milch oder Joghurt) verwenden und den Rhabarber vorher schälen.

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