Gesundheit

Regen, Sonne, Kopfschmerz? Was hinter Wetterfühligkeit steckt - und was Betroffene tun können

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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18.4.2024, 17:53 Uhr
Plötzlicher Wetterumschwung geht für viele Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden einher (Symbolbild).

© IMAGO/Michael Bihlmayer/IMAGO/Bihlmayerfotografie Plötzlicher Wetterumschwung geht für viele Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden einher (Symbolbild).

"Auf Regen folgt Sonnenschein" - was wie ein ausgelutschter Kalenderspruch klingt, ist im April meteorologisches Tagesgeschäft. Schließlich ist der April so etwas wie der Anarchist unter den Monaten, zumindest wettertechnisch: Hochsommerliche Temperaturen können ebenso auftreten wie Bodenfrost, Sonnenbrand und Schüttelfrost kommen sich so nahe wie zu keiner anderen Zeit des Jahres. Manchmal geht alles ganz schnell: Innerhalb von wenigen Stunden stürzen die Temperaturen in den Keller oder klettern ebenso flink wieder nach oben. Das Wetter verkommt zur rasanten Achterbahnfahrt - und viele Menschen fahren unfreiwillig mit.

Im Rahmen einer Umfrage, die das Umweltbundesamt bereits 2013 in Auftrag gegeben hat, gab die Hälfte der rund 1600 Befragten an, dass sich das Wettergeschehen auf ihr Wohlbefinden auswirken würde. Die häufigsten Symptome: Kopfschmerzen und Migräne, Müdigkeit, Abgeschlagenheit. Ein Phänomen, das landläufig als Wetterfühligkeit bezeichnet wird - ursächlich für die Symptome sind plötzliche Wetteränderungen, wie "Geo" weiß.

Verschiedene Faktoren ursächlich - vegetatives Nervensystem verantwortlich?

Rasch auf- oder abziehende Tiefdruckgebiete, schnelle Wechsel zwischen Warm- und Kaltfronten, oder auch die Anzahl der Sonnenstunden oder die Luftfeuchtigkeit wirken sich demnach auf das körperliche Wohlbefinden der Betroffenen aus. Die Stärke der Symptome hängt dabei von zwei Faktoren ab: der Intensität, mit der die Witterungsverhältnisse sich ändern, und der eigenen körperlichen Verfassung. Leiden Menschen beispielsweise an zu hohem oder zu niedrigem Blutdruck, können sie anfälliger für schlagartige Änderungen bei Temperatur und Luftdruck sein.

Prinzipiell ist eine Wechselwirkung zwischen dem Wetter und dem menschlichen Organismus nichts Außergewöhnliches - im Gegenteil: Andreas Matzarakis vom Deutschen Wetterdienst etwa erklärt im Gespräch mit der "Apotheken-Umschau", dass jeder gesunde Mensch auf das Wetter reagiert. UV-Stahlung, Wind und Temperatur wirken sich auf den Menschen immer aus - Probleme könnten aber bei raschem Wetterwechsel auftreten. Verantwortlich dafür sei bei vielen Menschen wohl das vegetative Nervensystem: Dieses lässt sich nicht willentlich steuern, bei raschen Änderungen der Witterung könne der Körper sich deshalb unter Umständen nicht ausreichend anpassen.

Kritiker zweifeln Wetterfühligkeit an - Wetterempfindlichkeit unbestritten

Doch Matzarakis schränkt ein: Nicht nur das Wetter beeinflusse das persönliche Wohlbefinden, auch andere Faktoren wie Luftverschmutzung, Lärm, Stress oder der allgemeine Gesundheitszustand hätten Auswirkungen. Auch deshalb ist es schwierig, Wetterfühligkeit wissenschaftlich nachzuweisen. Handelt es sich bei dem Phänomen also lediglich um Einbildung?

Das zumindest behaupten Kritiker, die eine Existenz der Wetterfühligkeit anzweifeln: Sie sagen, der Zusammenhang zwischen der Witterung und körperlichen Beschwerden seien lediglich auf subjektive Empfindungen zurückzuführen. Entsprechende Studien verstärken den Verdacht: Bislang konnte zwar eine Korrelation, also eine wechselseitige Beziehung zwischen Wetter und Wohlbefinden nachgewiesen werden, kausale Zusammenhänge lassen sich aber nicht feststellen.

Anders als die Wetterfühligkeit ist die Wetterempfindlichkeit dagegen unbestritten: Bei wetterempfindlichen Menschen werden bestimmte Beschwerden, die ihren Ursprung in chronischen Erkrankungen oder Verletzungen haben, verstärkt. Rheuma und Gelenkschmerzen etwa intensivieren sich bei niedrigen Temperaturen. Eine mögliche Erklärung dafür: Sehnen und Knorpel sind bei Kälte weniger geschmeidig. Ein anderer Ansatz sieht die Ursache der verstärkten Symptome darin, dass Betroffene sich bei schlechtem Wetter weniger bewegen. Für Bluthochdruckpatienten steigt bei Kälte sogar das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden - schließlich kann Kälte die Gefäße verengen.

Maßnahmen für Betroffene

Wetterempfindliche und wetterfühlige Menschen können Maßnahmen ergreifen, um ihr Wohlbefinden trotz rapider Wetterumschwünge aufrechtzuerhalten. Eine der Hauptursachen für Wetterfühligkeit - ob sie nun der Einbildung der Betroffenen entspringt oder nicht - ist schließlich der Umstand, dass der moderne Mensch sich zu häufig in klimatisierten Räumen aufhält. Der Körper hat deshalb Schwierigkeiten, sich schnell an Wetteränderungen anzupassen.

"BR24" empfiehlt deshalb, regelmäßig und bei jeder Witterung ins Freie zu gehen. Besonders Ausdauertraining, beispielsweise in Form von Wandern, Spazieren oder Radfahren, hilft dem Körper dabei, sich an wechselnde Wetterbedingungen anzupassen. Dabei empfiehlt es sich, die Garderobe so auszuwählen, dass man sich kühl fühlt - ohne aber zu frieren. So kann die körpereigene Thermoregulation trainiert werden. Des Weiteren lohnt sich eine Abhärtung des Körpers: kalte und warme Wechselduschen, ein regelmäßiger Gang in die Sauna oder Kneipp-Kuren können dem Körper helfen, sich besser an schwankende Witterungsbedingungen anzupassen.

Wichtig ist zudem ein geregelter Tagesablauf: Wetterfühlige Menschen sollten zu regelmäßigen Zeiten aufstehen und zu Bett gehen. Denn regelmäßige und ausreichende Schlafzeiten wirken sich positiv auf das körperliche Wohlbefinden aus. Auch Mahlzeiten sollten - davon abgesehen, dass sie gesund und ausgewogen sein sollten - regelmäßig zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Außerdem sollten Betroffene auf Genussmittel wie Nikotin, Alkohol und Koffein verzichten - sie können schließlich Kopfschmerzen verursachen, eines der häufigsten Symptome bei Wetterfühligkeit.