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Gardasee am Limit? Wie es wirklich um Italiens größtes Süßwasserreservoir steht

stebe

Online-Redaktion

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4.5.2023, 15:27 Uhr
Trotz aktuell entspannter Lage betont Schwazer, wie wichtig ressourcenschonendes und gleichzeitig sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften sei.

© Matteo Biatta, dpa Trotz aktuell entspannter Lage betont Schwazer, wie wichtig ressourcenschonendes und gleichzeitig sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften sei.

Touristen, die auf die Insel San Biago im Gardasee laufen und nicht wie üblich mit dem Boot übersetzen, kursieren aktuell in den Medien. Italiens größtem See geht das Wasser aus, so scheint es. 52 Zentimeter über dem hydrometrischen Nullpunkt - das ist der Pegelstand des Gardasees, Stand April. Zuletzt gab es einen solchen Tiefpunkt in den 1980er Jahren, wie "gardatrentino" berichtet.

Wie kritisch steht es tatsächlich um den beliebten Ferienort im Norden Italiens? Der Tourismusverband "Garda Trentino" der nördlichen Gardasee-Region und Teil der "Garda Dolomiti Azienda per il Turismo S.p.A." klärt über die aktuelle Sachlage in einer Mitteilung auf.

Wie ist die aktuelle Situation am Gardasee?

"In den letzten zwei Wintern hat es etwas weniger Niederschlag gegeben, daher ist nicht so viel Schmelzwasser in den Gardasee geflossen wie in anderen Wintern. Dennoch sind einige Zahlen, die gerade von den Medien zum Wasserstand des Gardasees gemeldet werden, nicht korrekt interpretiert“, erklärt Oskar Schwazer, General Manager der Garda Dolomiti S.p.A. – Azienda per il Turismo. Normalerweise habe der Gardasee ein Gesamtvolumen von ungefähr 50 Milliarden Kubikmetern und eine durchschnittliche Tiefe von 133 Metern, zurzeit sei es ungefähr ein Prozent weniger Wasser.

Gardasee als Bewässerungsgrundlage

Der größte See Italiens dient als Süßwasserspeicher, Freizeit- und Erholungsort, aber eben auch als Bewässerungsgrundlage für die Landwirtschaft - bis hinein in die Po-Ebene. Wie hoch oder niedrig der Wasserstand am Gardasee ist, hängt demzufolge unter anderem von entsprechenden Regulierungsmaßnahmen ab.

Der Gardasee wird seit 1949 künstlich reguliert: Derzeit werden zirka ein Prozent des Gesamtvolumens von Menschenhand beeinflusst. Bei der Regulierung des Wasserstandes wird mit dem sogenannten "hydrometrischen Nullpunkt“ gearbeitet. Hierbei handelt es sich um einen künstlichen Wert, der von den Konsortien festgelegt wird, die die Regulierung des Sees überwachen. Sich dem hydrometrischen Nullpunkt zu nähern, bedeutet also nicht, dass der Gardasee bald leer ist.

Hat der Tiefstand Auswirkungen auf die Wasserqualität?

Dr. Giovanna Pellegrini ist Biologin und Mitarbeiterin der APPA, der Umweltschutzbehörde der Provinz Trient. Sie versichert, dass der Gardasee seit Ende der 1980er-Jahre sechsmal im Jahr auf seine Wasserqualität hin untersucht und dabei in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde der Provinz Trient ein besonderes Augenmerk auf die Eignung als Badesee gelegt werde. Der aktuelle Wasserstand habe keinerlei Auswirkungen auf die Qualität, der Gardasee befände sich in einem guten Zustand.

Dr. Christina Santi, Vertreterin des Gemeindeverbandes "Comunità del Garda“ und Bürgermeisterin von Riva del Garda, bekräftigt: "Derzeit gibt es keinerlei Einschränkungen im Tourismus aufgrund des Wasserstandes am Gardasee.“

Die Schifffahrt verkehre planmäßig und alle Wassersportarten könnten ausgeübt werden.

Nachhaltiges Wirtschaften extrem wichtig

Schwazer betont, wie wichtig ressourcenschonendes und gleichzeitig sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften sei. "In der Po-Ebene werden große Investitionen in moderne Bewässerungsanlagen getätigt, die in der Region Garda Trentino bereits 2003 installiert wurden. Die sogenannte Tröpfchenbewässerung ist um 85 Prozent ressourcenschonender im Vergleich zu herkömmlichen Bewässerungsarten. Wir sehen die Auswirkungen des globalen Phänomens des menschengemachten Klimawandels und begegnen diesen Herausforderungen bereits heute mit konkreten Maßnahmen“, so Schwazer.

Großes Potenzial sieht er im Bereich der Mobilität: "Hier bietet der Brennerbasistunnel mit seinen schnellen Zugverbindungen gute Zukunftsaussichten. In der Destination ist es uns wichtig, dass die Gäste das Auto am Hotelparkplatz stehen lassen können. Dies ist nicht nur umweltschonend, sondern trägt auch zur Entspannung bei“, führt Schwazer weiter aus. Der öffentliche Nahverkehr könne mit der Gästekarte frei genutzt werden, dazu kämen zahlreiche Bike-Verleihstationen und ein gut ausgebautes Netz an Radwegen, welches stets verbessert und modernisiert werde.

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