Von wegen nur teuer

Singapur öffnet wieder - und will anders werden

16.10.2021, 07:34 Uhr
Von den "Gardens by the Bay" aus, einer großen Grünanlage, hat man einen schönen Blick auf die Skyline von Singapur.

© Irini Paul Von den "Gardens by the Bay" aus, einer großen Grünanlage, hat man einen schönen Blick auf die Skyline von Singapur.

Die Freude ist echt. Egal, ob man in einem Hotel eincheckt, ein Restaurant besucht oder mit Kogu Segaran auf den vielen Inseln Singapurs unterwegs ist: "Wir sind froh, dass es jetzt endlich wieder los geht", sagt der 45-Jährige, während sein Skipper die Yacht an "Kusu-Island" vorbei steuert

Die kleine Insel mit dem grünen Tempel ist beliebt bei Touristen und Einheimischen. Am Strand gibt es riesige Schildkröten, Paare mit Kinderwunsch kommen hierher, um eine Münze zu werfen. Doch an diesem Vormittag ist wenig los auf einer der kleinen von insgesamt 63 Inseln des asiatischen Stadtstaates. "Es musste endlich etwas geschehen, für uns alle", sagt Kogu Segaran, bei dem man endlich wieder eine Tour über das Meer buchen kann.

Seit Anfang September dürfen doppelt geimpfte Deutsche wieder einreisen, ohne tagelang in Quarantäne zu müssen. "Die Fremden kommen aber nur zögerlich", sagt Patrick Lee. Das erste Mal seit Monaten führt der Guide wieder Touristen durch die Stadt, erzählt von der Teekultur Singapurs und lotst Besucher durch Chinatown. "Normalerweise ist das Viertel die Attraktion schlechthin. So leer habe ich es aber noch nie gesehen." So manches der kleinen Geschäfte hier hat die Pandemie nicht überlebt, viele Läden stehen leer.

Eine der höchsten Impfquoten der Welt erlaubt die Öffnung

Im Frühjahr 2020 der strenge Lockdown, dann erreichte die Delta-Variante des Coronavirus auch den Stadtstaat an der Südspitze Malaysias. Heute zählt Singapur mit seinen 5,4 Millionen Einwohnern zu den Ländern mit der höchsten Impfquote weltweit. Man ist bereit, sich wieder der Welt zu öffnen – auch wenn der Tourismus keine tragende Säule in dem hochtechnisierten Land spielt, in dem viele Firmen ihren Asien-Standort haben.

Die gebeutelte Reisebranche sollte durch die Einheimischen unterstützt werden, jeder Bürger bekam 100 Singapur-Dollar, die man ausschließlich für touristische Zwecke ausgeben durfte – ob für eine Übernachtung in einem der vielen Luxus-Hotels oder für eine Sightseeingtour mit Simon Wong.

Seit vier Jahren kutschieren er und sein Team mit 20 Vespas Touristen im Beiwagen durch die Stadt.Urlauber und Einheimische lieben das, aber auch die vielen Expats aus dem Ausland, die hier arbeiten und leben. Doch dann kam Corona.

Ein Urlaub hier ist sehr teuer

Der kleine Stadtstaat hat einen Standortvorteil, der auch sein Nachteil ist: Die meisten Hotels sind luxuriös, das macht den Aufenthalt teuer, weshalb viele lediglich für einen kurzen Zwischenstopp auf der Weiterreise nach Australien oder Neuseeland hier aussteigen. Dabei könnte man hier genug für eine Woche unternehmen, und dafür will Singapur nun werben.

Etwa mit den Perakanan. Sie sind eine kleine ethnische Gruppe, eine Mischung aus der Bevölkerungsmehrheit der Chinesen und Malaien. Deren Kultur lernt man am besten bei einem Bummel durch die Viertel Joo Chiat und Katong im Osten kennen mit kleinen, bunten Ladenhäuschen. Die sind so ganz anders als die Hochhäuser, die das Image der Stadt prägen.

Chinatown ist auch in Singapur eine kleine Welt für sich und dabei wunderbar farbenfroh.

Chinatown ist auch in Singapur eine kleine Welt für sich und dabei wunderbar farbenfroh. © Irini Paul, NNZ

Es gibt auch viel Grün. Etwa auf der kleinen Insel Sentosa mit ihren vielen Parks, Freizeitanlagen und Stränden. Im Singapore Zoo streift man durch das Waldgelände und ist dabei Orang-Utans, Giraffen und exotischen Vögeln ganz nah, füttert Elefanten und bewundert ein Pandabären-Baby. Die "Gardens by the Bay" sind eine riesige grüne Lunge, die mit ihren beiden Treibhäusern mehr als 500.000 Pflanzen beheimatet.

Ein Straßen-Esstand, der es in den Guide Michelin geschafft hat

Neben Little India gibt es Chinatown, mit kleinen Häusern, Geschäften und winzigen Verkaufsständen eine ganz eigene Welt nahe des Finanzbezirks mit Wolkenkratzern. Hier bekommt man für ein paar Singapur-Dollar ausgezeichnetes Essen aus den kleinen Garküchen. Wie der von Mr. und Mrs. Toh. Das ältere Ehepaar serviert authentische asiatische Küche in einer ungemütlichen Passage mit am Boden festgeschraubten Tischen und hat es dennoch geschafft, im Guide Michelin empfohlen zu werden.

Alles andere ist eher teuer. Ob es nun um Unternehmungen geht oder die Übernachtung in einem der vielen sehr guten Hotels, wie etwa dem Fünf-Sterne-Hotel Capella auf Sentosa, wo man in kleinen Villen fernab des Treibens der Stadt äußerst angenehm logiert – inklusive privatem Pool. Oder dem äußerst exklusiven Raffles-Hotel im Zentrum, das zu den 100 besten Hotels der Welt zählt.

Dort gibt es dennoch keinen Dresscode, Hotel-Gäste werden nicht mal schief angesehen, wenn sie in Badelatschen durch die prächtige Lobby laufen. Einzig und allein die Maske gilt überall als oberstes Gebot, ob nun in Gebäuden oder auf der Straße. Und wer sie um Luft ringend kurz unters Kinn zieht, wird sofort darauf hingewiesen – wenn auch ausgesprochen freundlich. Zu lange hat man hier auf Fremde gewartet, um sie gleich wieder zu vergraulen.

Mehr Informationen:
Singapore Tourism Board, www.stb.gov.sg
und Singapore Airlines
www.singaporeair.com
die diese Reise unterstützt haben.
Anreise/Einreise:
Ab Frankfurt und München per Direktflug

Seit 19. Oktober können nun auch Reisende aus weiteren Ländern nach Singapur über den so genannten Reisekorridor Vaccinated Travel Line (VTL) einreisen. Reisende müssen einen Nachweis über die vollständige Covid-19-Impfung vorlegen und zwei Covid-19-PCR-Tests durchführen lassen. Kurzzeitbesucher und Inhaber eines Langzeitpasses müssen einen so genannten Vaccinated Travel Pass (VTP) beantragen (https://eservices.ica.gov.sg/STO/VTL) Vor ihrer Ankunft in Singapur müssen Reisende eine Reiseversicherung mit einer Mindestdeckungssumme von 30.000 Singapur-Dollar für COVID-19- bedingte medizinische Behandlungen und Krankenhauskosten in Singapur abschließen. Während des Aufenthalts muss man die Trace Together-App aufs Mobilgerät herunterladen und diese aktiviert lassen. Weitere und aktualisierte Infos zu Singapur unter: https://www.visitsingapore.com/de_de/

Beste Reisezeit:
In Singapur herrscht tropisch-feuchtes Klima, die Temperaturen sind das ganze Jahr über hochsommerlich. Daher ist Singapur immer ein gutes Reiseziel - lediglich der Monsun zum Jahresende sorgt für mehr Schauer.
Tagesaktuelle Infos zu Ihrem Reiseland finden Sie stets auf diesen Seiten des Auswärtigen Amtes.

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