Verein Dorfgestaltung

Poppenreuth: Ein Dorf im Fokus

8.6.2016, 06:00 Uhr
Poppenreuth: Ein Dorf im Fokus

© Hans-Joachim Winckler

Wer sich Poppenreuth aus südöstlicher Richtung nähert, bekommt nicht nur einen guten Blick auf das Dorfensemble rund um die St.Peter-und-Paul-Kirche, sondern trifft am Kreuzsteinweg auf Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Was es mit dem gut 80 Zentimeter hohen Steinkreuz aus massivem Sandstein und mit dem wuchtigen Ruhstein auf sich hat, erläutert seit kurzem eine Info-Tafel. Bei einer Führung zum Festtag übernahm die frühere Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm die Erklärung.

„Das Kreuz wurde Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet und bezeichnet die Stelle, an der einst ein Totschlag geschah.“ Bis zur ersten Strafprozessordnung in Deutschland aus dem Jahr 1532 wurden solche Verbrechen privat geregelt – und dazu gehörte auch das Aufstellen eines Kreuzes durch den Schuldigen. Ins Reich der Sagen gehören dagegen die schauerlichen Geschichten, die sich lange um das Mahnmal rankten. Kein Bauer also, der an dieser Stelle vom Blitz erschlagen ward, weil er fluchend die Heugabel hob . . .

Wahr ist allerdings, dass das Kreuz 1945 von Amerikanern umgefahren wurde, erklärt die versierte Fürther Historikerin. Der danebenstehende Ruhstein wurde erst 1969 wiederentdeckt, er war tief in die Erde gesunken. Wozu er einst diente, ist nicht mehr ganz sicher zu sagen: „Vielleicht ruhten hier einst die Bauern aus und setzten für einen Moment ihre schweren Buckelkörbe ab“, spekuliert Ohm.

Beim Rundgang durch Poppenreuth, den sie gemeinsam mit Vereinschef Rudi Pfann gestaltete, stand im Mittelpunkt, worum es den Dorfgestaltungsaktivisten geht: erhalten, was den Ort, der seit dem 1. Januar 1900 ein Stadtteil von Fürth ist, liebenswert und besonders macht. Bei der anschließenden Feier in der Pfarrscheune von St. Peter und Paul erinnerte sich Pfann, einst rühriger Initiator des Vereins, an die Anfänge.

Merkwürdiges Ensemble

„Seit den 1980er Jahren hatte sich in Poppenreuth eine Menge städtisches Mobiliar angesammelt, das einfach irgendwo hingestellt worden war. Egal, ob es passte.“ Pfann zählt auf: „In der Dorfmitte prangte zum Beispiel eine Bushaltestelle aus Metall mit einem großen, beleuchteten Reklamefeld, dazu gesellten sich ein orangefarbener Plastikabfalleimer und große Pflanzkübel aus Beton mit zehn Zentimeter dicken Rändern, ein Briefmarkenständer, eine städtische Anschlagtafel . . .

Dass dieses merkwürdige Ensemble der Vergangenheit angehört, ist auch Verdienst der Dorfgestalter. Seit 1997 steht stattdessen ein stilvolles Brunnenhaus in der Dorfmitte. Man sorgte unter anderem für passende Beleuchtung und für Infotafeln, die nun einen Blick in die Vergangenheit erlauben. Eine Initiative setzte sich für den Schutz der Kirchhofmauer ein.

Nicht zuletzt bringt der fleißige Kreis als Veranstalter regelmäßig durchaus namhafte Künstler zu Konzerten nach Poppenreuth, einer der stimmungsvollsten Adventsmärkte der Region wird organisiert. Es gibt Vorträge, Führungen und ungezählte Impulse für die Interessen des Stadtteils, dessen Ursprünge in der Mitte des neunten Jahrhunderts liegen. Eng und erfolgreich war und ist dabei stets die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde.

Die Dorfgestaltung hatte in den 80ern bereits ein Arbeitskreis im Blick, der sich intensiv Gedanken um die Zukunft Poppenreuths machte. „Damals waren Pfarrer Reber, Barbara Ohm, Günther Wörnlein und Volkmar Diez schon mit dabei“, sagt Pfann. „Aber irgendwann war uns klar: Wir müssen einen Verein gründen, damit man uns ernst nimmt.“

Poppenreuther Themen gibt es nach wie vor genug – Stichwort Dorfscheune. Die steht einsam und ungenutzt auf einer Insel zwischen den Straßen. Rudi Pfann ist in einem Punkt erleichtert: „Die statische Absicherung der Außenhülle durch die Stadt als Eigentümerin des Anwesens ist gesichert.“

In Bürgergesprächen will man sich nun Gedanken über eine weitere Nutzung machen und Ideen entwickeln. Das nächste Treffen des entsprechenden Arbeitskreises findet diesen Freitag statt. Am 17. Juni trifft sich eine weitere Runde, die ebenfalls für alle Bürger offen ist. Beginn ist jeweils um 20 Uhr in der Pfarrscheune.

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