Rückenwind für emsige Nager

16.2.2019, 16:00 Uhr
Rückenwind für emsige Nager

© Foto: Leberzammer

"Besser als hier kann es doch gar nicht sein", findet Herbert Schlicht, der sich Fürther Biberbeauftragter nennen darf, und blickt über die überflutete Fläche unterhalb von Unterfarrnbach. Ursache dafür war nicht etwa Starkregen, sondern die Aktivität einer Biberfamilie: Sie hat die Farrnbach an dieser Stelle aufgestaut, um ihre Jungen zu schützen.

Allerdings teilt nicht jeder Schlichts Begeisterung. Angeknabberte oder bereits umgelegte Baumstämme und die kleine Seenlandschaft bringen andere in Rage: Für sie ist der Biber nicht etwa willkommener Rückkehrer, sondern Umweltfrevler. "Er hält sich an keine Baumschutzverordnung", räumt auch Reinhard Scheuerlein, Chef des Bundes Naturschutz (BN) in Fürth, offen ein. Allerdings sorge das vorwiegend nachtaktive Tier dafür, ideale Bedingungen für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen zu schaffen. Neben dem Menschen sei der Biber das einzige Lebewesen, das seinen Lebensraum aktiv verändert.

Gemeinsam mit Horst Schwemmer, verantwortlich für das Bibermanagement in Nordbayern, haben sich Schlicht und Scheuerlein ein Bild der aktuellen Lage an der Farrnbach gemacht. Dass es "das eine oder andere Problem" gebe, wollte der BN-Vorsitzende dabei gar nicht verschweigen. An der Mühltalstraße wird dies augenfällig – durch die Sandsack-Barriere, die den Fuß- und Radweg vor einer Überschwemmung schützen soll. Und um den Appetit des Nagers auf frische Baumrinde zu drosseln – laut Experte Schwemmer frisst er sie nur im Winter, wenn es keine andere frische Nahrung gibt –, sind einige Eichen entlang des Ufers mit Drahtgeflecht vor dem Verbiss geschützt worden.

Das Revier an der Farrnbach halten die Fachleute trotzdem für nahezu ideal. Nicht zuletzt, weil sich das betroffene, etwa zwei Hektar große Areal bis auf einen kleinen Streifen im Besitz der öffentlichen Hand befindet. Damit gehöre das Grundstück also allen Bürgern, betont Herbert Schlicht. Den Verweis auf die Baumschutzverordnung weist er übrigens vehement zurück. "Anders als bei einer Fällung auf einer Baustelle ist der Baum hier ja nicht weg, sondern bietet auch als Totholz Lebensraum für andere." Zudem gehe längst nicht jedes flachgelegte Gehölz hier auf das Konto des Nagers; es seien auch einige Sturmschäden darunter.

Angesichts des in dieser Woche erfolgreich verlaufenen Volksbegehrens "Rettet die Bienen" unterstreicht er die Bedeutung solcher Nassflächen für die Insektenwelt. Unter anderem fänden hier seltene Libellenarten eine Heimat. Bei den angekündigten frühlingshaften Temperaturen werden außerdem der Laubfrosch und andere Amphibien bald laichen, glaubt Reinhard Scheuerlein. Und wie zum Beweis der "explodierenden Artenvielfalt" zwitschern Zaunkönig und Kleiber beim Ortstermin ihr Lied.

Raum zum Mäandern

Dass die Biber an dieser Stelle überhaupt wieder heimisch werden konnten, liegt nicht zuletzt an der Renaturierung der Farrnbach Mitte der 90er Jahre. Dem zuvor kanalisierten Gewässer wurde damals wieder Raum zum Mäandern gegeben. Perfekt ist für Schlicht und Scheuerlein aber auch hier noch längst nicht alles. So sollten nach ihrer Ansicht die Uferstreifen – wie im Volksbegehren gefordert – auf einer Breite von fünf bis zehn Metern nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden.

Weitere Talauen müssten renaturiert werden, der bayernweite Biberfonds zum Schadensausgleich sei mittelfristig auf 800.000 Euro aufzustocken. Sorge, dass sich der Nager ähnlich wie das Schwarzwild in den Wäldern unkontrolliert vermehren könnte, zerstreut Horst Schwemmer: "Biber leben in Revieren. Sind die alle besetzt, ziehen sie weiter oder müssen andere Biber verdrängen." Auf Fürther Stadtgebiet sieht er kaum noch Raum.

Am Samstag, 23. Februar, bietet der BN um 15 Uhr eine Führung mit Herbert Schlicht auf den Spuren des Bibers im Farrnbachtal. Treffpunkt: an der Schickedanz-Schule, Finkenschlag 45. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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