Bayern aus der Luft: Landesluftbildzentrum öffnet "Schatzkammer"

21.9.2018, 17:50 Uhr
Die Faszination Luftbild übte die ab sofort zu besichtigende Sonderausstellung im Landesluftbildzentrum auch auf die Gäste von dessen Eröffnung aus.

© Harald Munzinger Die Faszination Luftbild übte die ab sofort zu besichtigende Sonderausstellung im Landesluftbildzentrum auch auf die Gäste von dessen Eröffnung aus.

Hier startet das Landesluftbildzentrum mit 80.000 der rund 800.000 analogen Bilder aus dem 19. Jahrhundert bis 2009, darunter Schätze aus den Anfängen der Luftbildfotografie auf Glasplatten mit Aufnahmen aus Ballons, später aus dem Zeppelin, wie es die Gäste der Eröffnung von Silvia Pertschi erfuhren, die mit ihrem kleinen, kompetenten Team die "Schatzkammer" hütet.

Touristische Attraktion für die gesamte Region

Unter ihnen galt der besondere Gruß vom Amtsleiterin Uta Kubaschek-Arz Präsident Wolfgang Bauer und Ministerialdirigent Dr. Rainer Bauer vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, der für Finanzminister Albert Füracker die Eröffnung vornahm. Für den Minister stellt das "deutschlandweit einzigartige Landesluftbildzentrum mit Ausstellung eine touristische Attraktion für die gesamte Region von Neustadt/Aisch" dar. Das 1975 gegründete Landesluftbildarchiv wird "im Zuge der Heimatstrategie" nach Neustadt verlagert, das davon auch schon mit dem Vermessungsamt und dem erst kürzlich in Betrieb genommenen Bayern LAB profitierte und noch Sitz des Bayern Servers wird.

Alle könnten gemeinsam auf die Stärkung von Stadt und Umland stolz sein, die ihren Ursprung in einer CSU-Klausur hatte, so der Landtagsabgeordnete Hans Herold, der gerne aus "deren Nähkästchen" plaudert. Beim Freizeitprogramm habe er den damaligen Finanzminister Dr. Markus Söder um Behördenverlagerungen gebeten und dieser Wort gehalten. Was ihm die Bereitschaft des Investors Falko Weber erleichterte, den Staat bei der Wiederbelebung der Brauhaus-Brache "ins Boot zu nehmen".

Für Neustadt großer Schritt nach vorne

So galt diesem der besondere Dank von MdL und Landratsvertreter Hans Herold ebenso wie von Erstem Bürgermeister Klaus Meier, der die Stadt mit gleich zwei Attraktionen auf dem Brauhausareal „einen großen Schritt nach vorne gebracht“ sah. Nur drei Jahre von der Ankündigung des Landesluftbildzentrums bis zu seiner Realisierung kommentierte er als „hervorragende Leistung“ und das Resultat bei den Erinnerungen an die Ruine auch alle Fantasien übertreffend. Meier würdigte neben der Stärkung des Behördenstandortes Neustadt auch den Bau von Büros und Wohnungen auf dem Brauhausareal, wovon Stadt und Kreis profitierten und zeigte sich stolz auf das Landesluftbildzentrum als "Schatzkammer mit ungeheurer historischer Bedeutung".

MdL Hans Herold sprach auch in Vertretung von Landrat Helmut Weiß von einem "großen Tag für Neustadt und den Kreis als Zukunftsraum mit unglaublichen Chancen für die Region". Neustadt entwickle sich immer mehr zu einer interessanten Behördenstadt, habe mit den Behördenverlagerungen 85 hochqualifizierte Arbeitsplätze gewonnen, zu denen noch 25 mit dem Bayern Server kämen, dessen Bau mit Investitionen von 20 Millionen Euro verbunden sei.

Zeitzeugen besonderer Art

Die Gäste der Eröffnungsfeier teilten mit Dr. Rainer Bauer die Auffassung, dass "Luftbilder ungeheuer spannende und eindrucksvolle Abbilder unserer Heimat" seien. Sie sind Zeitzeugen, ermöglichten einen Blick in die Vergangenheit und zeigten Entwicklungen von Ortschaften und Strukturen auf "und das aus einer anderen Perspektive". Das mache sie zu echten Schätzen unserer Heimat, so der Sprecher des Ministeriums, der auch von einem "historischen Schatz in einmaliger Dimension" sprach.

Der beinhaltet wertvolle Dokumente der Heimat, darunter Glasplatten mit verschiedenen Luftbildaufnahmen Bayerns aus den Jahren 1920 bis 1960 oder Luftbilder aus dem Befliegungsprojekt "Casey Jones" während der Nachkriegszeit (1945 – 1946). Diese Aufnahmen könnten nach Feststellung von Dr. Bauer auch lebensrettende Dienste etwa bei der Aufdeckung von Blindgängern, nicht detonierten Bomben, und der Kampfmittelbeseitigung leisten. In Bayern entsorgten Kampfmittelräumer im Jahr 2017 rund 72 Tonnen Weltkriegsmunition, darunter 109 Bombenblindgänger, sorgte der Ministerialdirigent für Staunen im Publikum.

Datenquelle für Gerichtsgutachten

Das wurde auch über die stete, längst digitalisierte Aktualisierung des Archives mit jährlichen Befliegungen Bayerns informiert sowie über den Nutzen des Archivs für Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft oder die Raum- und Bauleitplanung. Auch als Datenquelle für Gerichtsgutachten seien Luftbilder eine unentbehrliche Hilfe. Mehr als 7.000 Anfragen würden dazu im Jahr beim Landesluftbildarchiv gestellt. Offene Türen zu Sonderausstellung So bieten die ersten "Tage der offenen Tür" im Luftbildzentrum bereits am Samstag und Sonntag (22. und 23. September) von 10 bis 16 Uhr jede Menge interessanter Informationen von kompetenten Ansprechpartnern und einen Vorgeschmack mit einer Sonderausstellung "Bayern von oben – Einblicke in das Bayerische Landesluftbildarchiv" auf eine Dauerausstellung, die 2019 eröffnet werden wird.

Die Sonderausstellung kann bis 21. Dezember 2018 im Rahmen der Öffnungszeiten besucht werden kann (Montag und Dienstag, 10 bis 17 Uhr, Mittwoch 14 bis 17 Uhr, Donnerstag, 10 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung). Das Archiv steht allen Firmen, Behörden oder Privatpersonen zur Verfügung, die hie hier Luftbilder in Top-Qualität erhalten können. Jeder kann diese nach Auskunft des Zentrums in analoger, also gedruckter Form, oder als digitale Daten erhalten. Alle aktuellen Luftbilder Bayerns gibt es auch kostenfrei im BayernAtlas und in der BayernAtlas-App zum Betrachten und Kombinieren mit verschiedenen Karten.

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