Illustre Runde eröffnet Karpfensaison in Uehlfeld

7.9.2014, 14:42 Uhr
Illustre Runde eröffnet Karpfensaison in Uehlfeld

© Harald Munzinger

Beim symbolischen Abfischen hatten der Agrarminister sowie der Präsident des Verbandes Bayerischer Berufsfischer (VBB) und Europaabgeordnete Albert Deß und sein mittelfränkischer "Vize" Günter Gabsteiger charmante Assistenz der Aischgründer Karpfenkönigin Katrin Uano und Frankens Weinkönigin Christian Ungemach.

Bis es zu diesem majestätischen Einsatz vor zahlreichen Kameras kam, blieb den Gästen aus der Landes-, Bezirks- und Kommunalpolitik sowie Repräsentanten von Spitzenverbänden der Teich- und Landwirtschaft, des Weinbaues oder der Jägerei sowie Mittelfrankens Regierungspräsident Thomas Bauer und Ministerialdirigent Gerhard Zellner vom Bayerischen Umweltministerium auf dem Weiherdamm bei Uehlfeld Zeit zu ausgiebigen Dialogen.

Denn Landwirtschaftsminister Schmidt war zuvor noch als Präsident der “Deutschen Atlantischen Gesellschaft” bei Gesprächen zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik - seinem langjährigen Metier als Staatssekretär im Verteidigungsministerium - mit der brisanten Frage befasst, ”ob und inwieweit die Bewertung der jüngsten Entwicklungen in Osteuropa, Afghanistan/Pakistan, Syrien/Irak oder auch Nordafrika zu grundlegend neuen sicherheitspolitischen Linien führen könnte“. Die Ereignisse rund um die Ukraine und vor allem ihre strategischen Folgen für NATO, EU und Deutschland sollten dabei im Vordergrund und Diktat des Terminkalenders zurückstehen.

Heimspiel am Weiher

Danach sollte die Schirmherrschaft bei der Eröffnung der “Mittelfränkischen Karpfensaison” für Bundeslandwirtschaftsminister ein entspannendes “Heimspiel” sein, obwohl es auch dabei einige wichtige Anliegen der Teichwirte und der Winzer anzusprechen galt. Dem Präsidenten des Weinbauverbandes Franken, Artur Steinmann, versprach Schmidt den Einsatz für den Erhalt der sehr schwer zu bewirtschaftenden Steillagen als Kulturelement unserer Landschaft und Ernährungskultur und sah dafür die Verhandlungen auf einem guten Weg.

Auch mit Hilfe des Europaabgeordneten Albert Deß, der den neuen EU-Kommissar in eine fränkische Steillage einladen sollte. Dort könnte ihn Weinprinzessin Lena Meißner aus Schweinfurt bestens über die Probleme ihrer Winzer informieren, die Frankens Weinkönigin Christin Ungemach nach Uehlfeld begleitet mit einer kleinen Weinprobe die Wartezeit auf den Minister überbrückt hatte.

Auch für die Jäger in der Runde hatte Schmidt eine gute Nachricht, dass man hinsichtlich der künftigen jagd- und ausbildungsrechtlichen Belange in guten Gesprächen sei. Er werde sich im Parlament dafür einsetzen, dass das Bleiverbot nicht so weit gehe, dass eine Bejagung nicht mehr möglich sei.

Damit war auch schon übergeleitet zu den Sorgen der Teichwirte. Beim Dauerthema Kormoran verweise die EU darauf, dass dies Ländersache sei. Es gebe noch sehr unterschiedliche Ansätze, doch stelle er fest, dass man in  teichwirtschaftlichen jetzt langsam auf eine gemeinsamen Linie komme. Er werde “auf jeden Fall alle Belange unterstützen, die gegenwärtig in der Teichwirtschaft diskutiert werden”, versicherte der Minister.

Illustre Runde eröffnet Karpfensaison in Uehlfeld

© Harald Munzinger

Hohe Schäden durch Reiher

Dazu zählte VBB-Vizepräsident Günter Gabsteiger auch die unbefristete Bejagung der Silberreiher. Gerade bei den “Himmelsweihern” hätten  bei Niedrigwasser Reiher in diesem Jahr immense Schäden angerichtet, was insgesamt dazu führe, dass es etwas weniger Karpfen gebe.

Wo viel Wasser gewesen sei, gebe es eine auch insgesamt gute Ernte, die auf 2000 bis 3000 Tonnen der begehrten Süßwasserspezialität - laut Bundesminister Schmidt “die Alternative zum allseits präsenten Lachs” - hoffen lasse. An den Bezirk richtete Gabsteiger den Dank für die Förderung des Fischerzeugerringes - “gut angelegtes Geld für die Kulturlandschaft”.

Traumpaar Karpfen und Wein

Regierungspräsiden Thomas Bauer hieß Gabsteiger als steten Freund und Helfer der Teichwirtschaft willkommen und dankte Präsident Steinmann für die Unterstützung seitens des Weinbauverbandes. Schließlich seien “Karpfen und Wein ein Traumpaar”. Auch Bundeslandwirtschaftsminister begrüßte das gute Zusammenspiel beider Produkte und ging auf den bedeutenden kulturellen und wirtschaftlichen Faktor des Aischgrundes mit mehr als 7000 Weihern und etwa 3000 Hektar Wasserfläche ein. Uehlfeld wisse das gut konzeptionell zu nutzen. Da der Aischgrund auch wieder ein Zentrum der Storchenkultur geworden sei - ein Zeichen intakter Ökosysteme - habe er sich touristisch gut entwickelt.

Mit der Aufnahme in das Verzeichnis der geschützten geografischen Angaben sei der Karpfen in den Adelsstand erhoben worden. Er trage diese Auszeichnung als Copyright. “Wir werden alles dafür tun, dass bei allen Verhandlungen über irgendetwas, das in Europa oder transatlantisch stattfindet, diese Herkunftsbezeichnungen erhalten bleiben”, so der Bundeslandwirtschaftsminister unter Beifall. Manchen sei dieses Qualitätsmerkmal ein Dorn im Auge. Jene sollten sich halt dem Wettbewerb stellen.

Aus dem europäischen Meeres- und Fischereifonds werden 40 Prozent der um drei auf 4,4 Millionen Euro aufgestockten Mittel in die Teichförderung in Franken fließen, kündigte Schmidt an und kommentierte dies als Resultat eines offensichtlich guten Verhandlungsgeschicks  Bayerns. Die 650.000 Euro, die das Neustädter Karpfenmuseum aus diesem Fonds erhalten habe, seien “gut investiertes Geld”.

“Da stimmt einfach alles”

Der Karpfengenuss  - der anschließend im Uehlfelder Gasthaus Prechtel stattfand -  stellt nach den Aussagen des Landwirtschaftsministers ein Beitrag zur gesunden Ernährung dar: “Hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren eiweißreich und relativ fettarm, hier stimmt einfach alles”.

Zur aktuellen Ernährungsdebatte - zu viel Fleisch, zu viel Zucker, zu viel Salz - erklärte der Minister, dass die Menschen selbst entscheiden sollten, was auf den Teller komme. Er werde jedenfalls kein Gesetz über Ernährungsbestimmungen machen, das vorschreibe, wie viel Kilo wer von was wann verbrauchen solle. Dafür seien die Menschen im Land selbstbewusst genug.

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