Ipsheim: Weinkönigin und Winzer erwarten sehr guten Jahrgang

29.8.2014, 18:20 Uhr
Ipsheim: Weinkönigin und Winzer erwarten sehr guten Jahrgang

© Harald Munzinger

Bis zum letzten Tag wird dies allerdings auch bei bester Arbeit der Winzer in den Weinbergen von tatkräftiger Petrus’ Hilfe abhängen, wissen es Königin Julia und der Vorsitzende des Weinbauvereins, Rudolf Fähnlein, sowie die jungen und dynamischen Kollegen Robert Wunsches (stellvertretender Vorsitzender) und Thomas Kreiselmeyer. Sie rechnen mit dem Beginn der Hauptlese schon eine Woche nach dem Ipsheimer Weinfest (ab 19. September) und damit etwa eine Woche vor dem langjährigen Mittel. Zwei bis drei Wochen Vegetationsvorsprung hat der kühle August “gebremst“.

Nun hoffen die Winzer auf einen schönen Altweibersommer mit kühlen Nächten und sonnigen Tagen, damit die Reben noch “kräftig Zucker und Aromastoffe einlagern” können oder, nach Rilke, “die letzte Süße in den schweren Wein gejagt“ wird. Mit 75 Oechsel-Graden hat Weinkönigin Julia beim Ortega schon die “Reife” für die frühe Lese zum sehnsüchtig erwarteten Federweißen gemessen. Der Bacchus mit den bereits leicht gelblichen Reben darf bei jetzt 70 Grad noch gut 15 zulegen, der Müller-Thurgau bei 60 bis 65 noch auf 90 Oechsle steigen und ebenfalls Säure abbauen. Der späte gelesene, derzeit “grüne” Silvaner hat noch reichlich Zeit zur Reife.

Qualität wird im Weinberg gemacht

Neben elf Weißweinsorten gedeihen auch sieben Rotweine in der Lage Burg Hoheneck, kommen die Freunde des Dornfelder, Spätburgunder oder Regent ebenso auf ihre Kosten, wie jene der Domina. Man wolle, dass die Fässer voll werden - was mit rund 90 Hektoliter pro Hektar in diesem Jahr zu erwarten ist - doch stehe die Qualität im Vordergrund, betonte es Fähnlein bei der Jahrgangsprognose. Diese werde mit sehr viel Handarbeit im Weinberg gemacht, erklärte Weinhoheit Julia Heindel: “Was dort im Frühjahr und Sommer verpasst wurde, kann im Keller nicht mehr gut gemacht werden“.

Den Vegetationsverlauf so eines Jahrganges bezeichnet die gelernte Winzerin (vor dem Studium für Weinbau und Ethnologie) als spannende Sache. Nach einem äußerst milden Winter sei es “zu einem selten so schönen Frühlingsauftakt gekommen”, was den Austrieb im März und April beschleunigt hatte, schildert sie mit stellvertretendem Weinbauvorstand Robert Wunschel. Mit dem Regen im April sei das Wachstum gefördert worden, sei es in der ersten Junihälfte zu “einem störungsfreien, ja idealen Blüteverlauf in den Ipsheimer Weinbergen gekommen”. Der Hormonhaushalt der Trauben sei durch diese günstigen Witterungsbedingungen gefördert und somit ein guter Beerenansatz erreicht worden. Eine heiße Trockenphase habe lediglich junge Rebanlagen strapaziert, ergänzte Thomas Kreiselmeyer.

Julia Heindel gehört für Vorsitzenden Fähnlein zur jungen Generation, “die mit so viel Freude anpackt und deshalb auch erfolgreich sein wird“. Auf sie könne man im Weinbauverein Ipsheim stolz sein. Und stolz ist er auch darauf, dass von den Ipsheimer Winzern “Nachhaltigkeit vorbildlich gelebt” werde.

Beispielhafte Maßnahmen

Dazu gehört auch die genaue Wetterbeobachtung mit fachkundiger Beratung zur Vorbeugung von Pilzkrankheiten sowie für einen reduziertem und gezielten Einsatz von Pflanzenschutzmaßnahmen.

Ipsheim: Weinkönigin und Winzer erwarten sehr guten Jahrgang

© Harald Munzinger

Beispielhaft wird seit 20 Jahren der “einbündige gekreuzte Traubenwickler” biologisch damit bekämpft, dass die Männchen durch eine “Sexualduftwolke verwirrt” in (RAK-) Fallen gehen, von denen 15.000 in der Weinbergsanlage in einer sehr engagierten Aktion aufgehängt werden. Da alle Winzer mitmachten, sei man da sehr erfolgreich und könne auf Insektizide verzichten, auch wenn diese Maßnahme kostspieliger als die Chemie sei.

Fähnlein ist denn auch guter Dinge, dass Ipsheim gute Karten hat, auch in das entsprechende nächste “Förderprogramm zur Stärkung des Weinbaues” zu kommen, wenn der Landtagsabgeordnete und Staatshaushalter Hans Herold den Weinberg vor der Haustüre habe. Der würdigte die ehreamtliche Arbeit des Weinbauvereins. “Es ist enorm, was da im Bezug auf die Vermarktung des Weines und damit auch der Gemeinde geleistet wird”, die somit touristisch eine großartige Entwicklung erfahren habe. Von der Jungweinprobe über offene Weinkeller Herold bis zum “WeinWanderTag” werde wertvolle Öffentlichkeitsarbeit geleistet, würden Wein und Kultur in idealer Form verbunden.

Nur ein paar Beeren naschen

Bei Spaziergängen durch die Weinberge deren Entwicklungen und jahreszeitlichen Veränderungen zu erleben, sind Besucher in die Rebanlagen eingeladen, über denen malerisch Burg Hoheneck thront. Dabei dürfe durchaus auch die eine oder andere Beere gekostet werden. Ärgerlich sei es allerdings, so die Weinbauvorstandschaft, wenn ganze Reben abgerissen und weggeworfen würden, weil sie noch nicht genießbar seien. Im Gegensatz zu Klagen aus den Knoblauchsland oder der Kirschenregion in der Fränkischen Schweiz, dass in großem Umgang fremde Früchte “geerntet” würden - nach Abschaffung des “Mundraubes” vor Jahrzehnten ein strafverfolgter Diebstahl - ist man bislang im Ipsheimer Weinberg von derlei Auswüchsen verschont geblieben.

Und verschont ist man in Ipsheim auch noch von der Kirschessigfliege, die - von Touristen eingeschleppt - seit drei Jahren in Deutschland schon für erhebliche Schäden gesorgt hat. Thomas Kreiselmeyer hat Fallen mit dem Ergebnis angebracht, dass der Schädling “hier noch nicht angekommen ist“. In den nächsten Jahren könne es allerdings bei explosionsartiger Population durchaus zu Problemen kommen, zumal man bei der Bekämpfung noch in der Grundlagenarbeit sei.

Nach Weinbergslauf, WeinWanderTag und Weinfest geht es an die arbeitsaufwändige Lese. Und dennoch beschwört Weinbauvorsitzender Rudolf Fähnlein mit Goethe den Herbst als schönste Zeit. Zum WeinWanderTag am Sonntag, 7. September, erwartet er an der Spitze prominenter Gäste den “deutschen Weinbauminister“ Christian Schmidt, der auch schon vor 19 Jahren als Bundestagsabgeordneter den ersten Ipsheimer WeinWanderTag eröffnet hatte “und seither dieses große Wein-Wander-Event innerhalb der Metropolregion Nürnberg begleitet und unterstützt”.

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