Neustädter Verlagsdruckerei feiert 190-jähriges Bestehen

7.8.2018, 18:30 Uhr
Neustädter Verlagsdruckerei feiert 190-jähriges Bestehen

© Harald Munzinger

Schmidt als Familienunternehmen, stets den technischen Neuerungen und gravierenden Veränderungen der Branche angepasst und heute bundesweit geschätzte Unternehmen für hochwertige Druckerzeugnisse sowie die Ph.C.W. Schmidt Dienstleistungsgesellschaft für Internetkonzeptionen und deren Realisierung sowie crossmediale Anwendungen. 

 Die Anfänge waren holprig, wie es die Firmenchronik ausweist. Erst als es ihm nach großen Schwierigkeiten gelungen war, eine Prüfungskommission zu finden, die ihm den Meistertitel zusprach, konnte Georg Friedrich Daniel Heydner aus Königsberg am 4. Februar 1828 in Neustadt seine Druckerei eröffnen. Sein Plan, neben dem weit über die engere Heimat hinaus verbreiteten "Belehrenden und unterhaltsamen Kalender", der "geistigen Nahrung weiter Kreise der damaligen Zeit" – noch heute als "Neustädter Kalender für Haus und Familie" jährlich aufgelegt – ein Wochenblatt herauszugeben, wurde zunächst von der Regierung durchkreuzt.

Die Bestrebungen der damaligen Obrigkeit seien bekanntlich darauf hinausgegangen, "die Aufklärung des Volks möglichst zu unterbinden und es aus durchsichtigen Gründen in Unwissenheit zu erhalten", ist es in der Firmengeschichte um einen langen Kampf überliefert. Der hatte erst 1831 mit der ersten Ausgabe des "Wochenblattes der Stadt Neustadt/A." Erfolg. 

 Nach dem Tod Heydners und der Heirat der Witwe wurde der Betrieb vom Buchdrucker Christoph Wilhelm Schmidt aus Bayreuth weitergeführt. Nach einigen Standortwechseln befindet er sich in der Nürnberger Straße, wo er sich seit 1875 als "PH. C. W. Schmidtsche Buchdruckerei" nicht nur zu einem namhaften, sondern mit der Sanierung historischer Gebäude ortsbildprägenden Unternehmen entwickelte. War Jahrzehnte lang wie zu Gutenbergs Zeiten mit einer alten hölzernen Handpresse gedruckt worden, zog in den frühen 1860-er Jahren der technische Fortschritt seinen Anfang mit einer mit einer eisernen Schnellpresse, die 800 bis 900 Druckbogen gegenüber der zuvor 200 pro Stunde schaffte. 

Schnelle Auslieferung mit Motorrädern 

Mit einem beim Übergang vom Wochenblatt zur Tageszeitung angeschafften neueren Modell der Schnellpresse und der Errichtung eines Elektrizitätswerkes 1898 konnten 1200 bis 1400 Zeitungen pro Stunde gedruckt werden. Bis zu 10.000 sechs- oder achtseitige, fertig gefalzte und versandbereite Zeitungen sollten es 1913 mit einer Rotationsmaschine sein, die in einem zweistöckigen Gebäude aufgestellt wurde, das einen Altbau nahe des Nürnberger Tores ersetzte.

Neustädter Verlagsdruckerei feiert 190-jähriges Bestehen

© Harald Munzinger

Auch die Satzherstellung wurde beschleunigt und Motorräder wurden für den Vertrieb des "Neustädter Anzeigeblattes" vom oberen Ehe- bis in den unteren Aischgrund und dem Weisach- bis zum Zenngrund angeschafft, um das Blatt mit den letzten Frühnachrichten schneller, als die Nürnberger Zeitungen beim Leser zu haben, wie sich die Aufzeichnungen des Unternehmens als spannender Teil auch regionaler und deutscher Wirtschaftsgeschichte lesen. 

 Schwere Zeiten waren im Dritten Reich zu überstehen und kurz vor Kriegsende (5. April 1945) zerstörte eine amerikanische Fliegerbombe das Wohn- und Geschäftshaus, womit das "Neustädter Anzeigenblatt" nach 114 Jahren ein jähes Ende nahm. Ab 1949 sollte es als Untertitel der Fränkischen Landeszeitung wieder erscheinen. Er hat sich bis heute erhalten. Unter der Firmenleitung von Hans Schmidt Sen. wurde das Unternehmen um ein Haus erweitert, eine Versandabteilung und ein großes Papierlager gebaut. Es erfolgte die Umstellung auf Fotosatz und Offsetdruck sowie die Erweiterung der Druckereifläche. 

Unternehmen stetig modernisiert 

 Nach dem Tod des Vaters übernahm Hans Karl Friedrich Schmidt 1996 die Geschäftsleitung alleinverantwortlich. Weiter wurde in die Modernisierung des Unternehmens investiert, wurden Gebäude saniert, um neuen Platz für die Druckereiverwaltung, einen ansprechenden Empfang oder die erweiterte Buchbinderei zu schaffen. Der Druckerei-Maschinensaal wurde erweitert, stets Digitaldruckmaschinen erneuert, das Unternehmensspektrum erweitert. 

 

Neustädter Verlagsdruckerei feiert 190-jähriges Bestehen

© Harald Munzinger

Geblieben ist neben vielfältiger Belletristik und Sachliteratur als ein "Kerngeschäft, wie zu allen Zeiten" der "Werkdruck". Wurde 1834 aus Anlass der 200-jährigen Brandschatzung der Stadt beim Einfall der Kroaten am 5. Juli 1632 die "Geschichte der Stadt Neustadt" von Georg Ludwig Lehnes herausgegeben, sollten zahlreiche Chroniken aus der Umgebung erfolgen und heute das kaum mehr überschaubare Werkverzeichnis die Bedeutung der Verlagsdruckerei Schmidt und des Verlages Ph.C.W. Schmidt unterstreichen, auf die man im Jubiläumsjahr besonders stolz sein kann.

Reicht es doch vom Aachener Geschichtsverein oder Abooks Detlef Thursch über die Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde Bonn oder das Hessische Landesamt für geschichtliches Landeskunde Marburg und zahlreiche Staatsarchive quer durch die Nation bis zum Zentralinstitut für Regionalforschung der Universität Erlangen. 

 Da das Familienunternehmen auch für die nächste Generation bestens gerüstet ist, wird seine Geschichte fortgeschrieben und mit ihr ein bedeutendes Kapitel der Historie Neustadt, die in den Archiven am Nürnberger Tor nachzulesen ist. Hans Karl Friedrich Schmidt zum Firmenjubiläum: " Ich glaube an die Zukunft des gedruckten Buches, dessen Einsatzbereich und das haptische Erlebnis, das nur ein Buch bieten kann. Vor diesem Hintergrund werden wir unsere Position in dieser Marktnische festigen, verstärken und ausweiten." 

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