Bäckerei Ernst schließt Treuchtlinger Filiale

9.1.2018, 06:05 Uhr
Bäckerei Ernst schließt Treuchtlinger Filiale

© Benjamin Huck

„So was habe ich in meinem ganzen Berufsleben nicht erlebt“, sagt Markus Ernst. Der Bäckermeister aus Pleinfeld hat in den vergangenen Wochen händeringend nach Mitarbeitern für seine Treuchtlinger Filiale in der Bahnhofstraße 44 (ehemals Bäckerei Mitzler) gesucht. Bereits seit einigen Monaten hatte die Filiale wegen Personalmangels nur noch unregelmäßig geöffnet.

Seit dem Frühjahr 2017 blieb über längere Zeit aus demselben Grund die Ladentür zu. Damals konnte das Geschäft der Handwerksbäckerei zunächst wieder halbtags öffnen. Auf das Drängen der Kunden reagierte Bä­ckermeister Markus Ernst mit zum Teil neuem Personal und öffnete ab Ende September 2017 wieder ganztags.

Jedoch zwangen ihn erneute Krankheitsfälle und die eigene angeschlagene Gesundheit nun endgültig zur Aufgabe in Treuchtlingen. „Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Wir sind am Limit unserer Kräfte“, so Ernst. So gebe es 50 Prozent Krankenstand beim Verkaufspersonal, zuletzt hatte sich eine Verkäuferin trotz angeschlagener Gesundheit noch in die Treuchtlinger Filiale geschleppt. „Wir haben dann die Reißleine gezogen, das konnten wir nicht mehr verantworten“, sagt Ernst. Die verbleibenden Kollegen seien einer übermäßigen Belastung durch Doppelschichten ausgesetzt und das bereits seit mehreren Wochen.

„Wir, die Unternehmensleitung, stehen selbst bis zu 100 Stunden pro Woche im Betrieb. Das steckst du als kleiner Handwerksbetrieb nicht so leicht weg“, so Markus Ernst. Zudem seien die Kundenzahlen des Treuchtlinger Geschäfts in den vergangenen Monaten so stark zurückgegangen, dass das Schließen dieses Standortes die einzig vernünftige Konsequenz sei. „Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Kunden, die uns bis zu letzt treu waren, es tut uns Leid, dass wir nicht länger bleiben können.“

Weiterhin betreibt die Bäckerei Filialen in Pleinfeld und Weißenburg, in letztere seien viele Treuchtlinger auch schon ausgewichen. Insgesamt beschäftigt der Betrieb 23 Mitarbeiter. – und der Fachkräftemangel schlägt voll zu, meint Ernst. „Wir haben niemanden gefunden, der den Job machen möchte.“ Die zwei Treuchtlinger Verkäuferinnen sollen in den anderen Filialen weiterarbeiten, wenn sie wieder gesund sind.

Der junge Bäckermeister Markus Ernst verließ 2001 den elterlichen Betrieb und arbeitete über zehn Jahre in leitender Funktion in einer großen Bamberger Handwerksbäckerei.

2011 machte er sich selbstständig und übernahm die Bäckerei Schönlein in Pleinfeld. Er führte diese zusammen mit seiner damaligen Frau Olga als „die einzige Bäckerei in Pleinfeld, in der noch richtig gebacken wird“, wie er selbst sagt.

So würde auf die Zugabe großer Mengen an Backtriebmitteln verzichtet und es gebe täglich über 20 Sorten Brötchen und bis zu 14 Sorten Brot – manche auch in Bio-Qualität. Im August 2017 wurde intern umstrukturiert. Markus Ernst führt die Bä­ckerei als GmbH zusammen mit Anke Aubert. Mit ihr als Geschäftsführerin und Gesellschafterin bindet er eine langjährige externe Vertraute als feste Partnerin an seiner Seite an den Betrieb.

Ernst beißt sich weiterhin durch, auch wenn er persönlich mit Hartz IV vom Geld her besser dastehen würde, was die Arbeit und die aufgewendete Zeit betrifft. „Doch wir werden in den verbliebenen Filialen weitermachen – für unsere Mitarbeiter.“

Andere Bäcker haben ebenfalls stellenweise mit Personalmangel zu kämpfen, etwa das „Solnhofener Klos­terbrot“. Die Bäckerei betreibt auch in der Treuchtlinger Bahnhofstraße eine Filiale, Geschäftsführerin Ursula Güllich ist stets auf der Suche nach Personal, vor allem in der Backstube in Solnhofen. Beim Verkauf sei es schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden, selbst in den Großstädten Ingolstadt und München, wo es jeweils eine Filiale gibt.

Eine Möglichkeit, die Mitarbeiter bei Laune zu halten, sieht Bäcker Andreas Lehner in einer guten Bezahlung und fairen Behandlung. Er hat etwa den Arbeitsbeginn in seiner Backstube von 3 Uhr auf 5 Uhr verlegt. „Wir haben uns auf die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeiter eingestellt“, so der Geschäftsführer von „Lehner-Bäck“. Gut 70 Angestellte beschäftigt Lehner im Moment, der Krankenstand sei derzeit gering. Mit seinem Personal ist er zufrieden, doch die Branche ist für den potenziellen Nachwuchs wohl nicht attraktiv, meint Lehner: „Es ist immer schwieriger, Lehrlinge zu finden.“

2 Kommentare