Zeigefinger mitten in der Gemeinde

3.12.2013, 07:36 Uhr
Zeigefinger mitten in der Gemeinde

© Kaufmann/Stanka

Pfarrerin Sonja Wittmann eröffnete den Weihe-Marathon und ging bei ihrer Begrüßung auf den „Werdegang“ des neuen Zentrums ein. Vor dem Abriss vor drei Jahren hatte es für rund 50 Jahre eine Art Provisorium mit dem Patrich-Gemeindehaus gegeben. Die Bauarbeiten selbst wurden später vom Architekten Löffler und dem Bauleiter Winter beschrieben. Bekanntlich begann das Großprojekt nicht ganz problemlos, nachdem der ursprünglich vorgesehene Zimmermann in Konkurs gegangen war. Deshalb zog sich der Bau hin – bis direkt vor der Einweihung.


Wittmann begrüßte neben MdL Manuel Westphal und dem Regionalbischof Dr. Stefan Ark Nitsche Landrats-stellvertreter Peter Krauß, Bürgermeis­ter Werner Baum, viele Kirchenleute, Vertreter aus der Politik, Gemeindeglieder und Mitarbeiter. Den musikalischen Rahmen der Feier besorgten die Kantorei sowie der Posaunenchor unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Raimund Schächer, der musikalisch multifunktional und meist „ohne Vorspiel“ unterwegs war.


Bischof Nitsche übernahm die Weihezeremonien. Ambo, Taufstein, Glocke und nicht zuletzt das Klavier und insbesondere die Mitarbeiterinnen der Kinderkrippe erhielten den kirchlichen Segen. Nitsche erwies sich dabei als weltnah und humorvoll. Er verglich das neue Familienzentrum und grundsätzlich Kirchen mit Diskotheken. Davor ein Türsteher – „so groß und breit wie Frembs“, so Nitsche augenzwinkernd. Nicht jeder komme da rein. Er schlug einen Bogen zum Tempel in Jerusalem und der Einlass­kontrolle. Bei einer Kirchenweihe wolle zunächst der Hausherr selber ins Gebäude. Gott könne man nur reinlassen, wenn man ihn kenne. Und nur wenn Gott drin sei, würden die Türen danach auch offen stehen.


Auch ein geschichtlicher Bogen war in der Festpredigt enthalten. So sprach Nitsche die schlimme Zeit des 30-jährigen Krieges in Treuchtlingen genauso an wie die Bombenangriffe und zuletzt das Thema Krauss-Maffei. Vielleicht sei Gott bei der Vereinbarung zwischen Firmenleitung und Beschäftigten reingelassen worden. „Hoffentlich halten sich die Verantwortlichen an die Vereinbarung.“


Der Bischof lobte die Platzierung des Familienzentrums mitten im Wohngebiet. Der Kampanile sei wie ein Zeigefinger und stehe für einen  Ort, wo man finde, was man für die Seele brauche. „Der moderne Raum passt zu Ihnen“, so Nitsche weiter. Man brauche kein Goldmosaik wie in Rom. Aber ein kleiner, weit geöffneter Markusplatz sei der Platz vor der neuen Markuskirche schon. Der Bischof hofft, dass das Zeichen des Markus, das weit geöffnete Kreuz, seine Botschaft ausstrahle.


Nach dem Festgottesdienst gab es eine ganze Reihe von Grußworten. Werner Baum wiederholte sein Zitat „Kinderlärm ist Zukunftsmusik“. Peter Krauß sprach von großem Mut, in der heutigen Zeit eine neue Kirche zu errichten. Dadurch würden aber die negativen Kirchenschlagzeilen von positiven verdrängt. Augenzwinkernd schlug er vor, den Kirchweihkalender des Landkreises zu erweitern, da am Patrich nun im November Kirchweih gefeiert werde.


Zeigefinger mitten in der Gemeinde

© Kaufmann/Stanka

Architekt Löffler dankte den beteiligten 30 Firmen, dem Krippenteam sowie dem Kirchenvorstand und dem Planungsteam. Zu den Kosten sagte er, dass man am Ende bei rund zehn Prozent Kostensteigerung landen werde. Ursprünglich lag die Kostenschätzung bei 1,61 Millionen Euro.


Mit einer Überraschung wartete Pfarrerin Wittmann noch auf, als sie ihren katholischen Amtskollegen Matthias Fischer ankündigte. So erklärte sie, dass sie gemeinsame Vorfahren hätten. Als ein Zeichen der Ökumene hatte Fischer das Feuer der Adventskerze aus der Marienkirche im Gepäck und damit in der Markuskerze das erste Adventslicht entzündet. Er hoffe, dass die Ökumene hier leben könne.


Einige Sätze des Dankes hatten am Ende noch Stefanie Rosenwirth, die Leiterin der Kinderkrippe, sowie Lydia Hegner, die Vertrauensfrau des Kirchenvorstandes, die im Hintergrund wohl mit die meiste Arbeit für das neue Familienzentrum geleistet hat. Deshalb wurde sie von Wittmann auch als „wichtigste Frau“ des Projektes bezeichnet. Hegner verteilte viele Geschenke als Dank für Engagement.


Nach dem Gottesdienst stand noch die Weihe der Kinderkrippe an. Hier durchschnitt der Regionalbischof gemeinsam mit der kleinen Philina das symbolische Band. Im Anschluss gab es Geschenke von den ev. Kindergärten und gemütliches Beisammensein.

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