ADAC: Jahrelange Manipulationen beim "Gelben Engel"

17.2.2014, 15:32 Uhr
Der ADAC-Preis "Gelber Engel" wird weiter von Manipulationen überschattet.

© dpa Der ADAC-Preis "Gelber Engel" wird weiter von Manipulationen überschattet.

Beim ADAC-Preis "Gelber Engel" hat es schon in früheren Jahren umfangreiche Manipulationen bei der Wahl zum "Lieblingsauto" gegeben. Sowohl die Reihenfolge der platzierten Modelle, als auch die Anzahl der abgegebenen Stimmen seien teils gravierend verändert worden, teilte der Automobilclub am Montag in München mit. Durch diese bewussten Verfälschungen sei bei dem Preis eine größere Markenvielfalt erreicht worden, zitiert der ADAC aus dem Bericht der externen Prüfer von Deloitte.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) riet dem Verein am Montag, sich auf seine Kernkompetenzen zu besinnen. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer wertete die Manipulationen als Mittel zum "Machtausbau" des ADAC. Vor einer Woche hatten externe Prüfer bereits Manipulationen bei der Wahl 2014 bestätigt. Autohersteller wie Daimler, BMW, Porsche und VW kündigten daraufhin an, ihre Auszeichnungen zurückzugeben.

Langjährige Manipulationen

Doch jetzt steht auch das Ergebnis für die Vorjahre fest: Für 2009 bis 2013 könnten bei der Wahl zum Lieblingsauto umfangreiche Manipulationen eindeutig belegt werden, sagte Frank Marzluf von Deloitte. Frühere Jahre konnten die Prüfer nicht untersuchen, weil es dafür keine ausreichenden Daten mehr gibt.

Verkehrsminister Dobrindt (CSU) sagte, es sei notwendig, dass der ADAC zu seiner eigentlichen Aufgabe zurückkehrt: "Eine Interessenvertretung der Autofahrer" zu sein. Die neuen Ergebnisse bestätigten alle Befürchtungen der vergangenen Wochen.

Manipulationen gab es laut dem Bericht vor allem auf den ersten fünf Plätzen. So lag etwa 2012 der VW Up laut ursprünglichem Wahlergebnis auf Platz 12. Bei der öffentlichen Bekanntgabe wanderte er aber sieben Ränge nach oben, so dass sich der Wolfsburger Konzern über Platz 5 freuen konnte. Der Audi A6 rutschte damals vom zweiten auf den vierten Platz, während der BMW 1er öffentlich zum zweitliebsten Auto gekürt wurde.

Auch bei der Zahl der abgegebenen Stimmen wurde den Prüfern zufolge kräftig geschummelt. So waren 2009 den Untersuchungen zufolge insgesamt 80.211 Stimmen für die Wahl zum Lieblingsauto abgegeben worden. In der Presseerklärung sah das anders aus: Rechnete man die Stimmen allein für die ersten zehn Plätze zusammen, kam man bereits auf 220.898.

Systematische Täuschung der Öffentlichkeit

"Die Ergebnisse lassen vermuten, dass einzelne Personen offenbar bereits seit Jahren bei der Preisverleihung die Hersteller und die Öffentlichkeit systematisch getäuscht haben", sagte ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair. Vergangene Woche hatten die Prüfer bereits Manipulationen bei der diesjährigen Wahl bestätigt. Weitere Kategorien des "Gelben Engels" sind noch auf dem Prüfstand. Die Ergebnisse sollen Anfang kommender Woche veröffentlicht werden.

Autoexperte Dudenhöffer wertete die jahrelangen Manipulationen als Mittel zum "Machtausbau". "Man wollte zeigen, wie eng man mit den Autobauern verbunden ist. Da liegt die Vermutung nahe, dass davon auch das Werbeanzeigengeschäft des ADAC profitieren sollte", sagte der Automobilexperte von der Universität Duisburg-Essen am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Durch geschönte Zahlen habe der Club vertuschen wollen, "dass die meisten ADAC-Mitglieder nur Pannenhilfen-Kunden sind und ansonsten kein Interesse am ADAC-Gedöns haben", sagte Dudenhöffer.

Der ADAC steckt seit Bekanntwerden der Manipulationsvorwürfe Mitte Januar in der Krise. Der Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", Michael Ramstetter, hatte die Manipulationen damals eingeräumt und seinen Posten niedergelegt. Mitte Februar trat dann ADAC-Präsident Peter Meyer zurück. Weitere personelle Konsequenzen lehnte der Club bis dato ab und verwies auf seine Hauptversammlung im Mai und auf einen Zehn-Punkte-Plan, mit dem der Neuanfang gelingen soll. Zudem holte sich der Automobilclub mit bundesweit rund 19 Millionen Mitgliedern prominente Unterstützung: Neben dem UNICEF-Deutschland-Chef Jürgen Heraeus ist nun auch Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Bundesverfassungsgerichtspräsident, als Berater tätig.

Der Artikel wurde am 17. Februar um 15.32 Uhr aktualisiert.

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