"Aktion Funkloch": Kommunen müssen selbst anpacken

28.12.2017, 05:46 Uhr
Im Forchheimer Stadtteil Serlbach klagen Handynutzer immer wieder über Funklöcher.

© Athina Tsimplostefanaki Im Forchheimer Stadtteil Serlbach klagen Handynutzer immer wieder über Funklöcher.

Die Zeit läuft. Noch bis 1. Januar 2020 haben die Käufer der Mobilfunklizenzen die Möglichkeit, die Vorgaben der Bundesnetzagentur zu erfüllen. Mindestens 98 Prozent der Haushalte bundesweit sowie 97 Prozent der Haushalte jedes Bundeslandes müssen ohne Probleme das Handy nutzen können – sei es zum Telefonieren oder für Daten. Auf Autobahnen und ICE-Trassen soll der Empfang hundertprozentig sicher sein.

Das war die Auflage bei der Lizenzvergabe im Jahr 2015. Die Bundesnetzagentur verspricht, den Netzausbau genau zu kontrollieren. Die Prozentquoten werden nach Bundesland ermittelt, also nicht kleinräumig. Aus dem bayerischen Wirtschaftsministerium heißt es zu der angestrebten Abdeckung von 97 Prozent im Freistaat, die Bundesnetzagentur habe eine flächendeckende Versorgung "als nicht verhältnismäßig und als zu großen Eingriff in die unternehmerische Freiheit der Mobilfunkbetreiber" angesehen. Denn die Experten von der Bundesnetzagentur sehen zwei Probleme beim Stopfen der Funklöcher. Die physikalischen Eigenschaften von Funkwellen haben den Nachteil, dass etwa in hügeligen Landschaften eine Vollabdeckung des Netzes nahezu unmöglich ist. Wälder, Hügel oder auch Gebäude verringern die Reichweite von Funkzellen.

Viele Beschwerden

Das ist auch eines der Ergebnisse der Aktion "Achtung, Funkloch!". Gerade aus ländlichen Gebieten kommen massive Beschwerden über mangelhaften Empfang, ebenso entlang der Bahnstrecken. Insgesamt etwa 7000 Funklöcher in der Region zwischen Bayreuth und Eichstätt, Rothenburg ob der Tauber und Neumarkt sind gemeldet worden.

Statistisch betrachtet sind es jedoch weniger, weil etwa die Mehrfachnennungen an stark frequentierten Pendlerstrecken herausgerechnet werden müssen. Aber die Aktion zeigt deutlich, dass es noch enorme Lücken im Mobilfunknetz gibt.

Was hilft? Reihenweise hohe Masten aufstellen, schreibt Michael Reifenberg von der Bundesnetzagentur, aber er schränkt auch gleich ein: "Neben der Frage der Akzeptanz solcher Anlagen bei den jeweiligen Nachbarn sind Errichtung und Betrieb mit erheblichen Kosten verbunden."

Kabinettsmitglieder leiden selbst

Und schon liegt der Ball bei den Kommunen. Sie sollten mit den Netzbetreibern zusammenarbeiten, damit die — etwa über Fördermittel — weitere Sendeanlagen schaffen.

Bis ins Wirtschaftsministerium hat sich die Problematik der Funklöcher gerade im ländlichen Raum herumgesprochen. Vor allem die Kabinettsmitglieder, die viel unterwegs sind, leiden selbst darunter, dass mobile Telefonate plötzlich abreißen. Inzwischen hat das Wirtschaftsministerium ein Förderprogramm aufgelegt, das Kommunen helfen soll.

Aber reicht das Geld? Die Opposition reagierte mit harscher Kritik auf die Mobilfunk-Offensive. "Fünf Millionen Euro für ein Sofortprogramm sind ein Witz. Es ist mindestens das Doppelte notwendig, um substanzielle Verbesserungen bei der Mobilfunkversorgung zu erreichen", sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und Oberpfälzer Abgeordnete, Annette Karl.

Investitionen versprochen

Aigner packe das Problem viel zu zaghaft und vor allem viel zu spät an. "Anscheinend hat sie noch nicht begriffen, wie wichtig eine lückenlose Netzabdeckung gerade für die mittelständischen Unternehmen auf dem Land ist."

Auch die drei großen Mobilfunkbetreiber versprechen Investitionen. Und sie wollen eine Initiative des Freistaats aufgreifen, der ihnen Funkmasten des Netzes für Polizei und Feuerwehren anbietet.

Das sind knapp 900 Sendestationen in ganz Bayern, 460 davon würden für Telekom, Vodafone und Telefónica freigegeben. Bisher werden aber nur sieben Masten öffentlich genutzt, nur an weiteren 35 Sendeanlagen besteht Interesse.

Tipps vom Staatssekretär

Telekom schreibt in einer Stellungnahme, der Konzern wolle "einhundert weiße Flecken in den nächsten drei Jahren schließen" und weitere tausend Sendeanlagen bauen. Das wären dann 6300 Anlagen.

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bringen es Vodafone und Telefonica bis zum Stichtag jeweils auf 5500 Basisstationen. Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer hat schon mal einen Tipp für Bürgermeister parat. Brüssel muss das bayerische Förderprogramm zwar noch genehmigen, aber Kommunalpolitiker sollten schon mal vorab in ihren Gemeinden für neue Sendemasten werben.

Eine Übersicht über alle Funklöcher in der Region finden Sie hier:

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Qualität Telefonie:

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