Andere Parteien haben die Grünen unterschätzt

2.2.2019, 17:49 Uhr
Auf dem Parteitag in Bad Windsheim ging es nur am Rande um die anstehende Europawahl.

© Armin Weigel/dpa Auf dem Parteitag in Bad Windsheim ging es nur am Rande um die anstehende Europawahl.

Die IHK Oberbayern war beim Parteitag der bayerischen Grünen da, der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft auch, und der Sozialverband VdK ebenso. Der CSU-Bürgermeister der gastgebenden Stadt begrüßte die  Grünen ausgesprochen herzlich. Die Zeiten sind noch nicht so lange her, da wurden sie von einer stiernackigen Partei eher als "Spinner" gesehen.

Es tut sich nicht nur bei den Wahlergebnissen etwas. Die Position der Grünen in Bayerns Gesellschaft hat sich geändert. Die Wahrnehmung ist eine ernsthaftere. Die zweitstärkste politische Kraft in Bayern muss anders beachtet werden als zuvor. Während die Sozialdemokraten geschockt weiterhin schlechte Umfragewerte analysieren müssen, planen die Grünen den Ausbau ihrer Strukturen.

In Bad Windsheim gab es nur ein Thema

Der ist auch dringend nötig. In manchen Kleinstädten sind sie eine feste Größe, in anderen nicht sichtbar. In vielen Dörfern gar nicht. Wie immer, wenn es um die Sanierung der Schule oder die Umgehungsstraße geht, sind die Gesichter entscheidend, die eine Partei oder - im kommunalen Bereich - eine Liste prägen. Wo es keinen glaubwürdigen und vor allem fleißigen Vertreter gibt, da wird auch kein Mandat errungen. Die Grünen schauen deswegen auch gar nicht sehr auf die Europawahl, die ansteht. In Bad Windsheim wurde sehr viel über die Kommunalwahlen in einem guten Jahr gesprochen.

Nun sollen Ortsverbände aufgebaut und die vernachlässigte Bezirksebene in Bayern ausgebaut werden. Gezielt sollen Sympathisanten angesprochen werden, ob sie nicht aktiv in der Partei mitarbeiten wollen. Angesichts von langfristig vier oder fünf Parteien im Landtag setzen die Grünen auf weiteres Wachstum. Das bedeutet nicht weniger, als die Überzeugung, dass die Wahl 2018 die machtpolitischen Verhältnisse in Bayern nachhaltig verändert hat.



Um weiter größte Oppositionspartei im Freistaat zu bleiben, werden die Grünen noch mehr als bisher mit allen gesellschaftlichen Gruppen sprechen müssen und sie widerspiegeln. Im konservativen Lager war das einst die große Stärke der CSU. Der noch weitere Schritt wäre dann der in eine Koalitionsregierung. Die Beispiele in Schleswig-Holstein und Hessen zeigen, dass dann manche grüne Überzeugung über Bord geht. Geschadet hat es den dortigen Landesparteien nicht. Ein grünes Phänomen. Unterschätzt haben die anderen Parteien in erster Linie eines: den Willen der Grünen zur Macht.

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