Der Landkreis Ansbach investiert in Bildungseinrichtungen

13.1.2015, 09:00 Uhr
Der Bayerische Evangelische Kirchentag am Hesselberg zieht alljährlich 10.000 Besucher an.

© dpa Der Bayerische Evangelische Kirchentag am Hesselberg zieht alljährlich 10.000 Besucher an.

Drei Hochschulen, ein weltberühmter Chor, führender Standort bei den Biogasanlagen in ganz Deutschland, Wein, Edelbrände, Bier und Obstsaft als Spezialitäten sowie die "protestantische Herzkammer" Bayerns - der Landkreis Ansbach wartet mit einigen Superlativen auf. Negativer Rekord sind allenfalls die langen Lkw-Kolonnen auf der A 6, der wichtigen Ost-West-Verbindung, aber dafür kann bekanntlich der Landkreis nichts.

Landrat Jürgen Ludwig (CSU) wird im Sommer 2015 in seiner Heimatstadt Dinkelsbühl die neue Luftrettungsstation eröffnen. Jahrelang hatte es Debatten gegeben, wo der Hubschrauber fürs westliche Mittelfranken und das nördliche Schwaben stationiert werden soll. Schuld war ein Machtwort von Ministerpräsident Horst Seehofer. Statt den Rettungshubschrauber in Donauwörth zu stationieren, wie ursprünglich geplant, gab er dem Klinikum in Augsburg die Zusage. Dadurch klaffte eine gewaltige Lücke im Rettungsnetz in Bayern, die jetzt durch den ADAC-Hubschrauber in Dinkelsbühl geschlossen werden kann.

Bildung als Schwerpunkt

Stolz sind die Bewohner des Landkreises auf ihre Bildungseinrichtungen. Hochschulen in Ansbach, Neuendettelsau und Triesdorf, dazu die Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl, inzwischen auch die Akademie der Bayerischen Bauwirtschaft in Feuchtwangen - "Bildung ist ein Schwerpunktthema unseres Landkreises", sagt Ludwig. In den vergangenen zehn Jahren sind hundert Millionen Euro in die 26 kreiseigenen Schulen investiert worden. Für die kommenden Jahre sind jeweils zwölf Millionen Euro veranschlagt, besonders berufliche Schulen sollen profitieren.

Nachdem der Freistaat den Breitbandausbau lange verschlafen hatte, ist jetzt Bewegung in das Geschäft mit den schnellen Datenleitungen gekommen. Einige Kommunen hatten mangels staatlicher Hilfe längst eigene, privatwirtschaftlich geregelte Lösungen angeboten, um die mittelständischen Firmen halten zu können. Allerdings hilft jetzt die Staatsregierung. 58 Kommunen im Landkreis Ansbach sind im Verfahren für den Breitbandausbau.

Energie ist ein Dauerthema im Landratsamt, sei es bei der energetischen Sanierung von Schulen oder der Genehmigung von Biogasanlagen. 200 Anlagen gibt es inzwischen im Landkreis - ein bundesweiter Spitzenwert.

Die Ursache dafür liegt für Landrat Ludwig eindeutig bei den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Triesdorf. Die Einrichtung sei „wichtiger Impulsgeber“, Biomasse zu nutzen. Aber auch der Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen entwickelt sich zwischen Rothenburg und Heilsbronn zügig. Wirtschaftlich steht man dank mittelständischer Firmen gut da. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze sind in der Industrie. Playmobil, Ortlieb, Schwarzkopf und AEG sind einige Beispiele.

Ein Sorgenkind war und ist der Klinikverbund ANregiomed mit seinen Standorten in Ansbach, Dinkelsbühl, Rothenburg und Feuchtwangen. Allerdings sieht Landrat Ludwig nach langen Verhandlungen mit der Stadt Ansbach im vergangenen Jahr den Zusammenschluss auf einem guten Weg. 130 Millionen Euro sollen in einen Klinikneubau in Ansbach fließen. Fachliche Beratung soll den Verbund in die Gewinnzone führen und die Arbeitsplätze der immerhin 2000 Beschäftigten sichern.

Zum Profil des Landkreises gehören auch etliche Einrichtungen der evangelischen Kirche. Dazu gehören die Diakonie Neuendettelsau, Tagungshaus und alljährlicher Kirchentag auf dem Hesselberg, die Tagungsstätte in Wildbad Rothenburg - und der Windsbacher Knabenchor.

Bessere Bahnverbindungen

Zur Besonderheit des Landkreises Ansbach zählt auch, dass die Bürgermeister zwar oft politisch vielstimmig, aber musikalisch vierstimmig auftreten. Der Bürgermeisterchor ist aber auch ein Zeichen für den inneren Zusammenhalt des Landkreises, der sich etwa bei der strikten Ablehnung von riesigen Gleichstrom-Masten äußert oder beim Wunsch nach der Reaktivierung alter Bahntrassen.

Zukunftsmusik ist aktuell noch die Wiederbelebung der Bahnstrecken Gunzenhausen-Wassertrüdingen und Dombühl-Dinkelsbühl.

Gerade für Ausflügler wären die Strecken günstig. Denn auch der Landkreis Ansbach möchte sich weiter touristisch profilieren - über die Klassiker Rothenburg und Dinkelsbühl hinaus. Der persönliche Tipp des Landrats ist etwa der Weinort Tauberzell an der Mittelfränkischen Bocksbeutelstraße.

Mit fast 2000 Quadratkilometern Fläche ist der Landkreis Ansbach der größte Kreis im Freistaat. Knapp 180.000 Menschen wohnen zwischen Frankenhöhe und Öttinger Forst, somit ist das Ansbacher Land der bevölkerungsreichste Kreis der Metropolregion Nürnberg. Die Einwohnerzahl ist seit zehn Jahren leicht rückläufig. Der Höchststand war 2005 mit gut 184.000 Einwohnern erreicht. Entstanden ist der heutige Zuschnitt des Kreises bei der Gebietsreform. 1972 wurden die kreisfreie Stadt Rothenburg ob der Tauber sowie die Landkreise Ansbach, Dinkelsbühl und größtenteils Feuchtwangen und Rothenburg ob der Tauber sowie einige Gemeinden der einstigen Landkreise Gunzenhausen, Schwabach und Neustadt an der Aisch zum heutigen Landkreis Ansbach erklärt. Die Beliebtheit der inzwischen wieder möglichen Autokennzeichen DKB, FEU und ROT zeigt eine anhaltende Verbundenheit mit den alten Kreisen.

Allerdings macht Kreispolitik nicht an den künstlichen Grenzen Halt. So gibt es in Zweckverbänden, etwa für Abfall oder Rettungsdienste, längst Kooperationen mit den Nachbarn, in diesem Fall Neustadt/ Aisch-Bad Windsheim.

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