Fall Mohammad: Merkel lädt Ansbacher Volleyballer ein

3.2.2017, 20:04 Uhr
Fall Mohammad: Merkel lädt Ansbacher Volleyballer ein

© TSV 1860 Ansbach

Bei den Ansbacher Volleyball-Herren überschlagen sich zurzeit die Ereignisse: Am Dienstag hat einer ihrer fünf afghanischen Mitspieler den Abschiebebescheid erhalten. Der 18-Jährige, sein Team und die Firma, die ihn zum Kfz-Mechatroniker ausbilden will, waren geschockt. Nun hat der Verein für seine Verdienste um die Integration von Flüchtlingen eine Einladung nach Berlin erhalten.

Tilman Botsch, Leiter der Volleyballabteilung beim TSV 1860 Ansbach, erhielt das Schreiben nach eigenen Angaben am Donnerstag. Datiert ist es auf Ende Januar, unterzeichnet von Angela Merkel persönlich. Die Bundeskanzlerin lädt einen Vertreter des TSV für Mitte März ins Kanzleramt ein, um ihn zusammen mit zahlreichen weiteren Personen aus ganz Deutschland für seine ehrenamtlichen Verdienste um die Integration zu würdigen. Botsch freut sich über diese Ehrung, momentan beschäftigt ihn und seine Sportskollegen aber vor allem Mohammads Zukunft.

Praktikumsbetrieb unterstützt Mohammad

Der mittlerweile 18 Jahre alte Mohammad kam als unbegleiteter Jugendlicher nach Deutschland. Mohammads Verein, seine Volleyballtrainerin Uschi Strebel, seine Betreuer und sein Lernbetrieb in Bechhofen unterstützen ihn.

Sie alle hoffen, dass er trotz des abgelehnten Asylantrags nach der derzeitigen Einstiegsqualifizierung (EQ) auch eine Ausbildung zu Ende bringen und anschließend zwei Jahre Berufserfahrung sammeln kann. So sieht es auch das Aufenthaltsgesetz der Bundesrepublik vor, das dafür im vergangenen Jahr extra geändert wurde. Nur Bayern will eine härtere Gangart gegenüber Menschen aus Ländern mit niedriger Gesamtschutzquote, wovon insbesondere Afghanen betroffen wären.

Mohammads Asylstatus wird demnächst wohl vor Gericht verhandelt. Ob er auch während der Ausbildung in Ansbach bleiben darf, hängt von der Ausländerbehörde der Stadt ab. Die TSV-Volleyballabteilung hofft, dass ihr Vertreter im März nach Berlin fahren kann, ohne von Mohammads Abschiebung berichten zu müssen.

Korrektur vom 06.02.2017: Mohammad macht derzeit noch keine Berufsausbildung zum Kfz-Mechatroniker, sondern absolviert bei der Firma Theo Däschlein ein zwölfmonatiges Praktikum im Rahmen einer Einstiegsqualifizierung (EQ). Eine EQ beinhaltet nach Auskunft der IHK Nürnberg Unterricht in der Berufsschule, kann teilweise auf die spätere Ausbildung angerechnet werden und mündet in Mittelfranken "zu 80 Prozent" in eine reguläre Ausbildung. Die Firma Theo Däschlein möchte Mohammad auf jeden Fall in ein Ausbildungsverhältnis übernehmen.

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