Aufatmen um Mitternacht

22.1.2015, 18:48 Uhr
Aufatmen um Mitternacht

© Foto: TH

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Ein Blick genügt, um zu wissen, wie die Wahl ausgegangen ist. Die Studenten klammern sich an ihre Kaffeetassen, sie sind müde, aber glücklich. Kurz nach Mitternacht stand das Ergebnis der Abstimmung zum Semesterticket fest. An Schlaf dachte niemand mehr. Es wurde gefeiert.

„Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen“, sagt Benedikt Kopera am Morgen danach. Er ist einer derer, die vor drei Jahren das Aktionsbündnis Semesterticket gegründet haben. Die Verhandlungen haben so lange gedauert, dass er nun nichts mehr von deren Ausgang haben wird. Im Sommer will der 26-Jährige sein Studium der Kulturgeographie in Erlangen abschließen. „Trotzdem hat sich die viele Arbeit gelohnt“, sagt er. Ab Oktober wird es in Nürnberg und Erlangen ein Semesterticket geben.

Mit einer knappen Mehrheit von nur 50,73 Prozent sprachen sich die Studenten der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) für das Angebot aus, an der Technischen Hochschule (TH) Nürnberg stimmten 58,2 Prozent dafür. Mehr als 31 000 Studenten gaben in den vergangenen zehn Tagen ihre Stimmen ab. Die Wahlbeteiligung lag an der FAU bei rund 61 Prozent und an der TH bei 56 Prozent. Mehr als 33 Prozent waren jeweils nötig, damit die Abstimmung als gültig anerkannt wird.

„Wir freuen uns über das positive Ergebnis“, sagt der Geschäftsführer des Studentenwerks, Otto de Ponte, bei der Bekanntgabe des Ergebnisses. Am Montag trifft er sich mit Vertretern des VGN zu abschließenden Vertragsverhandlungen. „Letztendlich muss noch das bayerische Innenministerium zustimmen.“ Minister Joachim Herrmann, der in Erlangen wohnt, hat schon mehrfach seine Unterstützung zugesichert.

Für 43 Euro im Monat können die Studenten künftig im gesamten VGN-Gebiet rund um die Uhr mit Bussen und Bahnen fahren. Wer nur die verpflichtenden elf Euro Sockelbeitrag zahlen will, darf das Ticket am Abend ab 19 Uhr und das ganze Wochenende nutzen. „Das Modell wirkt auf den ersten Blick seltsam, aber es gibt durch die politischen Vorgaben in Bayern keine andere Lösung“, sagt Kopera. Der Sockel ist Mittel zum Zweck. Das Studentenwerk darf keine Gebühren erheben, die höher sind als 1,6 Prozent des Bafög-Satzes. Erst durch das Zusatzticket entsteht ein echtes Semesterticket.

Gespannt ist de Ponte deshalb vor allem, wie viele den Rund-um-die Uhr-Fahrschein dazukaufen werden. „Nach einem Jahr wird nachverhandelt“, sagt er. „Dann wird das Ticket je nach Kaufquote entweder billiger oder teurer.“ Auch die geplante Bafög-Erhöhung könnte sich langfristig negativ auf den Preis auswirken.

Trotzdem ist Kopera zuversichtlich: „Meine Prognose ist, dass in zwei Jahren niemand mehr das Ticket hergeben will.“ Nach den zwei großen Hochschulen können sich nun noch die Evangelische Hochschule Nürnberg, Musik- und Kunst-Hochschule entscheiden, ob sie mit einsteigen. „Das wäre sogar ohne Abstimmung möglich“, sagt de Ponte. Er will zudem Gespräche mit Ansbach, Triesdorf und Neuendettelsau führen.

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