Bahn: Mehr Verspätungen zwischen Nürnberg und Würzburg

30.3.2018, 05:39 Uhr
Wann kommt der Nächste? Reisende zwischen Nürnberg und Würzburg müssen derzeit oft nachschauen, ob sie ihre Anschlüsse noch erreichen.

© dpa Wann kommt der Nächste? Reisende zwischen Nürnberg und Würzburg müssen derzeit oft nachschauen, ob sie ihre Anschlüsse noch erreichen.

"Man kann es nur noch mit Galgenhumor nehmen, anders geht es nicht", stellt Matthias Ott fest. Und er muss es wissen: Seit 38 Jahren pendelt er von Bad Windsheim (Landkreis Neustadt/Aisch) nach Nürnberg – und das unter der Woche täglich. "Es gibt auf der Strecke viele Verspätungen, aber in den letzten zwei Monaten hat es sich sehr gehäuft." Für Pendler bedeutet das: Anschlusszüge und -busse, die oft kurz nach der Ankunft des Zuges abfahren, werden kaum noch erreicht. Der Zug von Neustadt nach Bad Windsheim etwa fährt schon fünf Minuten später.

Das haben bereits viele seiner Leidensgenossen festgestellt. "Die Strecke ist seit mehreren Wochen massiv überlastet", so eine 56-Jährige, die täglich zwischen Neustadt/Aisch und Nürnberg pendelt. Die Verspätungen sind aber nur einer der Punkte, die sie stört: "Wir stehen im Bahnhof und schauen zu, wie die Güterzüge an uns vorbeifahren. Warum hat denn Güterverkehr Vorfahrt vor einem voll besetzten Pendlerzug, der sowieso schon Verspätung hat?", fragt sie sich. "Wenn das passiert, wollen Sie gar nicht hören, welche Schimpfworte am Bahnsteig kommen."

Züge werden umgeleitet

Besonders ärgerlich: Die Pendlerin hatte extra ihr Auto abgeschafft, jetzt muss sie fast täglich ihren Mann anrufen, damit er sie abholt, wenn sie wieder einmal gestrandet ist. "In der letzten Woche hatte ich zweimal 30 Minuten und einmal 60 Minuten Verspätung, es langt irgendwann auch mal."

Ein Sprecher der Bahn erklärt auf Nachfrage, dass über die Strecke aufgrund zahlreicher Bauarbeiten im bayerischen Streckennetz zusätzlich zum normalen Verkehr weitere Züge umgeleitet werden. Ein Zugführer müsse drei Minuten auf verspätete Reisende warten. Werden diese überschritten, entscheide die jeweilige Verkehrsleitung, ob und wie lange noch gewartet werden muss. 
Warten muss dann vor allem Matthias Ott. Er und seine pendelnden Freunde haben daraus sogar schon eine Tradition gemacht: Seit Jahren treffen sie sich in einem Biergarten am Neustädter Bahnhof –  gezwungenermaßen, wenn der Anschluss mal wieder weg ist. Der Nächste fährt  erst wieder in 45 Minuten. "Es schweißt zusammen, wenn man gemeinsam über die Bahn schimpfen kann", lacht er.

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