Balleis zieht zurück: Zellner neuer Sparkassenpräsident

27.2.2010, 00:00 Uhr
Balleis zieht zurück: Zellner neuer Sparkassenpräsident

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Der Vorstand des Sparkassenverbands Bayern wählte den 61-jährigen gelernten Hauptschullehrer am Freitag in Landshut zum Nachfolger des bisherigen Präsidenten Siegfried Naser. Wegen der Milliardenverluste der Bayerischen Landesbank (BayernLB) tritt Naser zum 1. März vorzeitig von seinem Posten zurück, Zellner tritt das Amt am 1. April an.

Der ursprüngliche Mitbewerber, der vom Städtetag nominierte Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU), hatte bereits vor der Sitzung seine Bewerbung zurückgezogen. Die Vertreter der 73 bayerischen Sparkassen hätten «inständig« auf Vermeidung einer Kampfkandidatur zwischen ihm und Balleis gedrängt, berichtete Zellner. Er habe bereits «in den letzten Tagen« entschieden, die Kandidatur zurückzuziehen, bestätigte Balleis.

So entschieden sich 20 der 22 abstimmenden Vorstandsmitglieder für Zellner. Der bayerische Städtetagspräsident und Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU) hatte Zellner in einer Pressemitteilung bereits einer halben Stunde vor dem Wahlgang zu seinem neuen Amt gratuliert.

Zellners Kandidatur hatte insbesondere beim Städtetag Unmut ausgelöst, weil sich der seit 1996 amtierende Chamer Landrat und Vorsitzende des Landkreistags in einem Interview selbst für dieses Amt beworben hatte. Möglicherweise steht im Hintergrund der Einigung eine Abrede, dass nach dem Ende von Zellners Amtszeit im Jahre 2014 Balleis oder ein anderer Vertreter der Städte das Ruder im Sparkassenverband übernimmt.

Gegenüber den bisherigen Planungen wurde die Amtszeit Zellners um ein Jahr verkürzt. Grund sei, dass der Oberpfälzer 2014 mit 65 Jahren das Rentenalter erreiche, hieß es. Dieser Zeitpunkt passt allerdings auch perfekt für Balleis, dessen Amtszeit als OB ebenfalls im Frühjahr 2014 ausläuft.Juristisch hätte eine solche Übereinkunft keinerlei Bindungswirkung, merkte Zellner an.

Seine Entscheidung, doch nicht für den hauptamtlichen Chefposten im Sparkassenverband zu kandidieren, sei vor dem Bruch der schwarz-gelben Rathaus-Koalition am Donnerstag gefallen, betonte Balleis. Die kommunalpolitischen Turbulenzen in Erlangen wären aber sicher ein weiterer Grund gewesen, auf den Präsidentenposten zu verzichten, so der OB.

Die 73 bayerischen Sparkassen seien die «eigentlichen Krisenbewältiger«, betonte Zellner nach seiner Wahl. Der designierte Verbandschef kündigte einen Umbau der Strukturen im Sparkassenverband an. Ziel seien kollegiale anstelle von hierarchischen Strukturen. Durch die Krise der BayernLB, die bis Herbst 2008 den Sparkassen zu 50 Prozent gehörte, hätten die Sparkassen «viel Geld verloren«, räumte Zellner ein. Die Lasten für die Sparkassen seien inzwischen im Wesentlichen bewältigt. Obwohl die Sparkassen nur noch mit sechs Prozent an der BayernLB beteiligt seien, hätten sie ein großes Interesse an einer guten Zukunft dieser Bank und an der Mitgestaltung der Landesbanken-Landschaft in Deutschland.

Beschäftigen müsse man sich auch mit der Landesbausparkasse (LBS), die Teil der BayernLB ist, betonte Zellner. Ohne den Vertriebspartner Sparkassen sei das LBS-Geschäft nicht denkbar: «Wir werden darauf drängen, dass bei der LBS nicht etwas passiert, was an den Sparkassen vorbeigeht«.

Oppositionspolitiker von SPD, Grünen und Freien Wählern warfen den Beteiligten Parteiklüngel vor. Zellner, der vor seiner politischen Karriere als Volksschullehrer arbeitete, fehle das Expertenwissen des Bankgeschäfts, kritisierte SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. «Die maßgebliche Voraussetzung hat Theo Zellner jedoch erfüllt: Er hat das CSU-Parteibuch«. Seinem Parteifreund Balleis sei deshalb das CSU-Luxus-Austragsstüberl bereits frühzeitig für 2014 angetragen worden.

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