Bamberg: "Weiße Wölfe" geben sich vor Gericht harmlos

15.10.2018, 18:51 Uhr
Bamberg:

© Malte Christians/dpa

Was kann man von einer Gruppierung erwarten, die sich "Terrorcrew" nennt? Gesetzestreues Verhalten? Nicht unbedingt. Vier ehemalige Mitglieder der rechtsextremen, mittlerweile verbotenen "Weiße Wölfe Terrorcrew" (WWT) stehen jetzt vor dem Landgericht Bamberg.

Dass die vier Angeklagten gemeinsam Straftaten begingen, haben zwei von ihnen vor Gericht zugegeben. Unter anderem haben sie ein Banner mit der Aufschrift "Stammheim ist bunt" geklaut und verbrannt, sich in der Bamberger Innenstadt eine Schlägerei mit vermeintlichen linken Aktivisten geliefert. Einer von ihnen hat eingeräumt, betrunken einen Gullideckel gegen die Glastür eines linken Szenetreffs geworfen zu haben.

War ein Anschlag geplant?

Einer aus der Gruppe bestellte aus dem Ausland fast 100 Kilogramm illegale Böller, Kugelbomben und Vogelschreckpatronen. Abgehörte Telefonate, mitgelesene E-Mails und WhatsApp-Nachrichten legten aus Sicht der Ermittler nahe, dass die vier einen Anschlag auf eine große Flüchtlingsunterkunft am östlichen Stadtrand von Bamberg planten. Das streiten die Beschuldigten allerdings ab. "Ich wollte mich an Silvester an der Wirkung der Knaller ergötzen", lässt der 26-Jährige, der den Sprengstoff orderte, über seinen Verteidiger ausrichten. Er habe ein Faible für Pyrotechnik.

Auch die anderen Straftaten hatten laut den Angeklagten nichts mit der Weiße Wölfe Terrorcrew zu tun. "Die WWT war nur ein ideologischer Zusammenschluss", sagte die einzige weibliche Angeklagte in einer polizeilichen Vernehmung. An Straftaten habe sie selbst sich nicht beteiligt, schon wegen ihrer zwei Kinder. Die Gruppe sei hervorgegangen aus einem Fanclub der Rechtsrockband "Weiße Wölfe". In ganz Deutschland gab es Regionalsektionen der Gruppierung, die von "Gauleitern" geführt wurden.

Vor Gericht macht die 39-Jährige bisher keine Angaben zu den Taten und ihrem politischen Hintergrund.

Ihr 32 Jahre alter Ehemann, Mitangeklagter und einstiger "Gauleiter" der WWT Bayern-Franken, äußerte sich in früheren Vernehmungen ganz anders. Laut Protokoll sagte der gelernte Stahl- und Betonbauer, die WWT hätte dem "Kampf gegen das System und gegen Links" gedient. Heute will der Mann, der zurzeit wegen mutmaßlichen Körperverletzungsdelikten in U-Haft sitzt, davon nichts mehr wissen. Er habe damals nur "rumgetönt" und "eine große Klappe gehabt". Die WWT sei nur eine Vereinigung rechtsgerichteter Personen gewesen, um sich über ihre Ideologie auszutauschen.

Ein 26-jähriger Mitangeklagter, der sich nach eigenen Angaben von der rechten Szene distanziert hat, sprach in seiner ersten polizeilichen Vernehmung ebenfalls davon, dass man den Kampf gegen Linke "mit Gewalt" führen werde. Heute bestreitet er, dass die "Weiße Wölfe Terrorcrew" gegründet wurde, um Straftaten zu begehen.

Zweifel eines LKA-Beamten

Dass es fraglich ist, ob der Tatvorwurf "Bildung einer kriminellen Vereinigung" nachgewiesen werden kann, zeigt auch die Zeugenvernehmung eines LKA-Beamten aus München. Er hat die zahlreichen Chat-Protokolle der Angeklagten und anderer Rechtsextremer aus der Region ausgewertet und sagt: "Ich sehe keinen Beweis dafür, dass die begangenen Straftaten der Willensbildung einer Vereinigung unterlagen."

Auch bewiesen die Protokolle nicht, dass die Angeklagten mit dem Sprengstoff die Asylunterkunft angreifen wollten. Bis Januar sind noch 24 weitere Verhandlungstage angesetzt.

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