Anklageerhebung: Bamberger Chefarzt bestreitet Missbrauch

14.1.2015, 15:45 Uhr
Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den ehemaligen Chefarzt erhoben.

© Daniel Karmann (dpa) Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den ehemaligen Chefarzt erhoben.

Zuvor soll er sie mit Medikamenten ruhiggestellt haben, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch erläuterte. Der inzwischen entlassene Chef der Klinik für Gefäßchirurgie hatte die Vorwürfe bislang stets bestritten und erklärt, nur medizinisch notwendige Untersuchungen vorgenommen zu haben.

Sollte die Anklage zugelassen werden, dürfte der Prozess nicht vor März beginnen. Bei den mutmaßlichen Opfern handelt es sich um 13 Frauen im Alter von 17 bis 28 Jahren. Zehn Frauen waren Patientinnen des Arztes, zwei waren zur Tatzeit Mitarbeiterinnen im Bamberger Krankenhaus, eine Frau stammt aus dem privaten Umfeld des Mediziners. Alle Frauen haben Strafantrag gestellt. Die Taten soll der 48-Jährige von September 2008 bis Juli 2014 begangen haben.

68 Zeugenaussagen, Angeklagter bestreit Taten

Auch wenn der Angeklagte die erhobenen Vorwürfe bisher abstreitet, stützt sich die Staatsanwaltschaft Bamberg auf 68 Zeugenaussagen, fünf Sachverständige sowie eine Vielzahl tatrelevanter Bilder und Videosequenzen des Tatgeschehens.

Eine Medizinstudentin hatte den Skandal ans Licht gebracht. Sie machte in dem Krankenhaus ein Praktikum. Dabei nahm sie an der angeblichen Studie teil. Der Chefarzt spritzte der jungen Frau ein starkes Beruhigungsmittel, das sie kurzzeitig bewusstlos machte.

Die Studentin ging nach dem Vorfall in ein anderes Krankenhaus und ließ dort ihr Blut untersuchen. Danach erstattete sie Anzeige wegen Körperverletzung. Von dem Missbrauch erfuhr sie erst durch die Ermittlungen.

Der Beschuldigte hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, insbesondere den sexuellen Hintergrund, bislang in vollem Umfang bestritten und beruft sich darauf, lediglich medizinisch gebotene Untersuchungen vorgenommen zu haben.

Lob für die schnelle Arbeit

Das Bamberger Klinikum lobt die schnelle und konsequente Arbeit der Ermittlungen: "Wir sind davon ausgegangen, dass es irgendwann so weit sein muss. Es war zu erwarten, auch wenn der endgültige Zeitpunkt der Anklage nie klar war", so Kliniksprecherin Brigitte Dippold.

Der Klinikbetrieb verarbeitet den Missbrauchsskandal bis heute gut: "Bei den Patienten ist er kein Thema mehr, da hört man nichts. Die Mitarbeiter hat das Thema natürlich lange beschäftigt – berufsgruppenübergreifend:  Pflegekräfte, Servicemitarbeiter oder IT-Spezialisten. Alle zeigten sich gleichermaßen schockiert", weiß Brigitte Dippold. "Nun geht es einfach darum, dass jeder wissen möchte, wie der Fall ausgeht und was noch verlautbar wird, um Klarheit zu erlangen."
 

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