Bamberg im Streit: Wie viel Bier braucht ein "Seidla"?

22.7.2015, 09:52 Uhr
Bamberg im Streit: Wie viel Bier braucht ein

© Markus Raupach

Ist das Seidla ein Kulturgut oder nicht? Diese Frage spaltet zur Zeit Brauereien, Biergartenbetreiber, Gäste und das Ordnungsamt. Während für die drei Erstgenannten fest steht, dass ein Seidla für eine halbe Maß bzw. einen halben Liter Bier (oder Radler) steht, sehen die Ordnungshüter den Verbraucher potentiell getäuscht. Denn laut Statuten muss eine klare Angabe der Füllmenge auf den Preisschildern sein. Und die Bezeichnung „Seidla“ sei das eben nicht, so die Ordnungswächter der Weltkulturerbestadt. Sie ermahnen die Gastronomen, künftig überall definitive Füllmengen anzugeben.

Das bedeutet natürlich nicht, dass auf den Tafeln nicht mehr das Wort "Seidla" stehen darf, es muss nur dabei stehen, wie viel im Krug ist, also 0,5 Liter. Schließlich gibt es andere Landstriche, beispielsweise in Österreich, wo ein "Seiterl" für 0,3 Liter steht – in Franken natürlich undenkbar. Bleibt die Frage: Woher kommt diese Konfusion? Es ist mitnichten so, dass ein "Seidla" schon immer für einen halben Liter stand – und eine Maß für einen ganzen. Die historische Bamberger Maß der vornapoleonischen Zeit hatte beispielsweise eine Füllmenge von ca. 1,125 Litern, in Österreich hingegen stolze 1,4 Liter. Die bayerische Schankmaß schließlich hatte 1,069 Liter im Krug.
 

Doch zurück zum Seidla. Der Begriff geht auf ein lateinisches Wort zurück: situla, der Eimer, mit dem die Bediensteten Wasser schöpften. Und auch hier variierten die Füllmengen. Der bayerische Seidel etwa maß 0,535 Liter, der österreichische 0,354 Liter. Erst in moderner Zeit einigten sich die Deutschen auf einheitliche Maße für ihre Getränkebehältnisse. Zu denen gehört auch der heute noch beliebte „Schoppen“, ebenfalls ein historisches Schöpfgefäß mit einer Füllmenge zwischen 0,2 und 0,5 Litern. Heute ist es im Allgemeinen so: 1 Maß = 1 Liter = 2 Seidla = 4 Schoppen. Und genau diese Definitionen sollen die Bamberger Wirte also nun künftig auf ihre Preisschilder schreiben. Mal sehen, wer am Ende der Sieger im "Seidlakrieg" bleibt…
 
Was übrigens noch gar nicht geklärt ist: Was machen die Wirte und ihre Gäste künftig mit dem berühmten "Schnitt"?

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