Chapeau Claque mit "Ox und Esel" in Bamberg

Bamberg - Weihnachten, jedes Jahr die selbe Story? Nicht mit dem Chapeau Claque. Das Kinder- und Jugendtheater wartet in der Adventszeit mit einer avantgardistischen Variante von "Ox und Esel" auf. Der thatrale Spielort, der "Raum für Kultur" in der Alten Seilerei, feiert derzeit sein einjähriges Jubiläum.

Ein "etwas anderes" Krippenspiel verkündet das Programm des Chapeau Claque. Und anders ist so Manches in der Alten Seilerei. So müssen die beiden Protagonisten Benjamin Bochmann und Florian Berndt zu Beginn des Stückes erst einmal ausdividieren, wer denn nun den Ochsen und wer den Esel zu spielen hat.

Sind derlei Formalia geklärt, kann der Stall in Form einer funktionalen Baustelle bezogen werden. Pressspanplatten stellen das Tor, ein Umzugskarton und eine Pappbox wahlweise den Schlafplatz oder die Futterkrippe dar. Während der Esel im Zwiegespräch seinen tierischen Freund mit patrouillierenden Soldaten abzulenken versucht, macht der Ochse eine folgenreiche Entdeckung in seiner Futterkrippe: ein quengelndes Neugeborenes.

Wobei "Neugeborenes" metaphorisch zu begreifen ist. Es handelt sich vielmehr um eine bemützte Musikbox. Mit Hilfe dieses Kunstgriffes erschallt im Fortgang des Spiels eine illustre Klangkulisse, die den Babylärm augenzwinkernd simuliert. Am Anfang wenig begeistert von der "Heulboje im Abendessen" gewinnt der Ochse das Neugeborene durch das fürsorgliche Zutun des Esels zunehmend lieb und beschützt es im Nachgang auch tatkräftig. Besonders liebevoll gedacht: Ob der Knirps in der Krippe nun das Jesuskind ist oder ein anderes, ist für die tierisch gut aufgelegten Viecher am Ende gegenstandslos. Kümmern, bis die Mama kommt, heißt die Devise.

Geshreddertes Papier anstelle von Stroh, ein Esel mit Krücken ("Ich hab ja gar keine Hände") und Stöckelschuhen, eine WC-Brille als Fenster. Das Stück ist gespickt mit witzigen Volten. Ein Wagnis, das zu gefallen weiß. Gleichsam finden auch die biblischen Hintergründe durch die klugen (!) Einwürfe des Esels Beachtung. Ob den kleinen Gästen die Abstraktionen immerzu klar sind, muss offenbleiben – als Bonbon für die begleitenden Eltern dürfen sie in jedem Fall gelten. Mit ihrer kindgerechten Sprache und dem neckisch-amüsanten Spiel weiß das Darstellerduo gleichwohl zu punkten.

Spielstätte des Chapeau Claque begeht ersten Geburtstag

Das Kinder- und Jugentheater befindet sich im Herzen des Mehrgenerationen-Stadtquartiers Schaeffler 2.0. © Chapeau Claque

Das Chapeau Claque ist Träger des "Raum für Kultur". Der Bühnenraum und das gemütliche Foyer im Mehrgenerationen-Stadtquartier Schaefller 2.0 werden seit einem Jahr betrieben und auch von anderen Kunstschaffenden bespielt.

Der 2. Vorstand, Heidi Lehnert, zum ersten Geburtstag: "Im letzten Jahr hat sich gezeigt, wie dringend Bamberg einen ‚Raum für Kultur‘ gebraucht hat - zahlreiche Künstler verschiedenster Sparten haben in der Alten Seilerei eine Bühne gefunden, viele begeisterte Zuschauer waren zu Gast. So kann es durchaus bleiben." Gleichwohl ist Lehnert sich bewusst: "Natürlich gibt es immer noch diverse ‚Baustellen‘, etwa was die technische Ausstattung oder die Zuschauertribüne anbelangt. Wir sind für jede Form der Unterstützung dankbar und hoffen auf noch viele weitere schöne Projekte in der Alten Seilerei."

Das nächste eigene Projekt des Chapeau Claque folgt mit "Schnickschnack & Schnuk auf der Jagd nach der Liebe" im Februar 2017.

"Ox & Esel" nach Norbert Ebel,
weitere Vorstellungen:
3. 12. / 4. 12. / 11. 12. / 17. 12. / 18. 12. /
6. 1. / 8. 1. / 15. 1., jeweils 15 Uhr
24. 12., 11 Uhr.