Cybercrime: So gefährlich ist das "Internet der Dinge"

16.11.2022, 14:04 Uhr
Bei den meisten Delikten handelt es sich um Vorkasse-Betrug durch Betreiber von Fake-Shops im Internet, Verbreitung von Computer-Viren und Trojanern oder Identitätsdiebstahl.

© dpa Bei den meisten Delikten handelt es sich um Vorkasse-Betrug durch Betreiber von Fake-Shops im Internet, Verbreitung von Computer-Viren und Trojanern oder Identitätsdiebstahl.

Zum Beispiel die Anfang vergangenen Jahres gegründete Zentralstelle Cybercrime Bayern, die allerdings noch eine sehr übersichtliche Abteilung ist. Vier Mitarbeiter sind momentan in dem zur Generalstaatsanwaltschaft Bamberg gehörenden Ressort beschäftigt, doch im Herbst 2017 wird es auf 24 Stellen ausgebaut. "Man hat gesehen, dass die Zahl der Fälle ständig steigt und darauf reagiert", sagt Oberstaatsanwalt Matthias Huber. Im vergangenen Jahr landeten rund 500 entsprechende Verfahren auf den Schreibtischen der bayerischen Spezialisten, heuer waren es bis Anfang August bereits über 900 Fälle.

Beim Großteil der Vergehen ging es um Delikte wie Vorkasse-Betrug von Betreibern von Fake-Shops im Internet oder die Verbreitung von Computer-Viren und Trojanern, doch inzwischen müssen sich die Ermittler zum Beispiel auch mit Fällen von Identitätsdiebstahl befassen. Also dem Problem, dass Hacker die im Computer oder im Smartphone ihrer Opfer gespeicherten persönlichen Daten abgreifen und für kriminelle Zwecke missbrauchen. Und das "Internet der Dinge" bietet Online-Verbrechern zahlreiche neue Einfallstore.

Schlecht gesicherte Geräte

"Es ist unbestreitbar eine angenehme Sache, den heimischen Thermostat von unterwegs über das Internet zu regulieren oder über die heimische Webcam dem Treiben der eigenen Katzen folgen zu können. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass die jeweiligen Geräte ständig mit dem Internet verbunden sind", warnt Matthias Huber. Ein mit einer entsprechenden App vernetztes Blutdruckmessgerät sei genau den gleichen Gefahren wie der heimische PC oder das Handy ausgesetzt und kann von Straftätern für deren Zwecke eingespannt werden.
Und wenn sich Cyberkriminelle durch die Hintertüren von schlecht gesicherten Geräten Zugang zum gesamten heimischen Computer-Netzwerk ihrer Opfer verschaffen, können sie nützliche Einblicke in deren Lebensgewohnheiten gewinnen. "Jeden Morgen gegen 7 Uhr wird die Kaffeemaschine eingeschaltet, gegen 8 Uhr das per App gesteuerte Garagentor geöffnet und gegen 18 Uhr die Heizungsanlage wieder hochgefahren", nennt Matthias Huber ein Beispiel. Da ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass ein Einbrecher während des Tages relativ ungestört seinem Handwerk nachgehen kann.

Anlässlich des derzeitigen "European Cyber Security Month" appelliert der Sprecher der Bamberger Generalstaatsanwaltschaft deshalb an die Verbraucher, die verwendete Software und insbesondere auch die Firmware der Geräte so aktuell wie möglich zu halten. "Verfügbare Updates sollten so zügig wie möglich aufgespielt werden, insbesondere wenn sie auf bekannte Sicherheitslücken reagieren", fordert der Jurist.

Unbedingt sollten auch alle Geräte, die von außen über das Internet erreichbar sind, mit einem Passwortschutz versehen werden. Da die jeweiligen Standardpasswörter der Hersteller gut dokumentiert und entsprechende Listen auch im Internet verfügbar sind, sollten diese unbedingt geändert und neue, sichere Kennwörter vergeben werden. "Und das muss ich schnell nach dem Kauf eines Geräts machen. Ansonsten kann ich es eigentlich auch bleiben lassen", sagt Huber.

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