Eine Flucht von Syrien nach Bamberg

1.4.2015, 06:00 Uhr
Ayham hat einen Traum: Er möchte in Deutschland ein neues Leben beginnen, sein Studium beenden und eine Arbeit finden.

© Jule Dressler Ayham hat einen Traum: Er möchte in Deutschland ein neues Leben beginnen, sein Studium beenden und eine Arbeit finden.

Vor fast einem Jahr kam Ayham A. nach Deutschland, seit mehreren Monaten wohnt er nun schon in Bamberg. Er spricht gut Englisch, versteht viel und erzählt gerne. Für ihn ist es nicht leicht, über seine Geschichte und seine Flucht nach Europa zu sprechen, doch er hofft, dass ihn andere dadurch besser verstehen.

Im Jahr 2009 hatte Ayham in Damaskus sein Studium als Elektroingenieur begonnen, doch kurz bevor er es beenden konnte, sollte er in der syrischen Armee kämpfen. "Ich wusste, dass ich in diesem Krieg sterben würde oder gegen meine eigene Familie und Freunde würde kämpfen müssen", erzählt er, "und deswegen beschloss ich, zu fliehen".

Für Ayham begann eine schwere und anstrengende Flucht. Er musste lange durch die Sahara wandern, um nach Tunis zu gelangen. Von dort brachte ein völlig überladenes, 16 Meter langes Boot ihn und noch 350 weitere Menschen über das Mittelmeer nach Italien. "Das Gefühl, drei Tage auf See, mit so vielen Leuten und vielen von ihnen waren Kinder, kann ich gar nicht beschreiben", erklärt er betroffen auf Englisch.

Zum Glück sei alles gut gegangen. Die Polizei fand das Boot, und die Menschen wurden in verschiedene Städte Italiens gebracht. Danach sei er nach Österreich gekommen, dann nach Gießen und danach nach Zirndorf. Dort war er mit 15 Leuten in einen Raum untergebracht. Seine letzte Station war Bamberg.

Eine Zukunft in Bamberg

Seit Januar besucht Ayham eine Schule, um Deutsch zu lernen. Er weiß, dass ihm mit der Sprache Türen geöffnet werden. "Viele Flüchtlinge, die mit mir zusammen wohnen, sprechen nicht einmal Englisch", erzählt er. Doch Ayham sieht seine Zukunft in Deutschland, er möchte nicht wieder nach Syrien zurückkehren.

"Ich habe so viele schlimme Dinge gesehen und erlebt, aber trotzdem glaube ich, dass aus schlechten Dingen auch etwas Gutes werden kann, denn ohne den Krieg hätte ich das hier nicht erlebt." Der 26-Jährige hofft auf ein Bleiberecht, um in Erlangen sein Studium zu beenden und sich ein ganz neues Leben aufzubauen. Er ist froh, dass er die Möglichkeit hat, Deutsch zu lernen und übt auch außerhalb der Schule - mit einer App oder einem Vokabelheft.

Auf die Frage, was die größten Unterschiede zwischen Deutschland und Syrien sind, lächelt Ayham und sagt gelassen: "Alles". An Bamberg mag er, dass die Leute so offen und so freundlich zu ihm sind. Auf der Straße werde er von Fremden angelächelt, das sei ein wunderbares Gefühl. Wenn er durch die mittelalterliche Stadt geht, liest er gerne die Geschichte der Gebäude im Internet nach.

Für die Zukunft wünscht sich Ayham, dass seine Mutter und seine kleine Schwester ebenfalls nach Deutschland kommen, denn er macht sich um sie große Sorgen. Außerdem würde er gerne besser Deutsch sprechen - am liebsten mit deutschen Freunden.

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