Gelebte Integration bei Freund statt fremd in Bamberg

17.4.2015, 18:00 Uhr
Bei der Integration von Asylsuchenden leistet der Verein Freund statt fremd einen besonderen Beitrag in Bamberg.

© Edgar Pfrogner Bei der Integration von Asylsuchenden leistet der Verein Freund statt fremd einen besonderen Beitrag in Bamberg.

Die Tagespresse in Deutschland weiß derzeit von Hetze und Hass zu berichten. Angriffe auf Heime für Flüchtlinge sorgen für Schlagzeilen: In Tröglitz (Sachsen-Anhalt) zündeten Unbekannte ein Wohnhaus an. 40 Flüchtlinge sollten dort ab Mai Schutz und etwas Geborgenheit finden. In Malterdingen (Baden-Württemberg) wird in ein als Flüchtlingsunterkunft vorgesehenes Gebäude eingebrochen und dieses geflutet. Auch im mittelfränkischen Vorra fielen im Dezember ein umgebauter Gasthof und ein Wohnhaus für Flüchtlinge einem Feuer zum Opfer. Zusätzlich sprühten die Täter zwei Hakenkreuze auf ein Nebengebäude. Dies sind nur drei Punkte in einer Chronologie von Abscheulichkeiten. Allein für das Jahr 2015 listet die Amadeu Antonio Stiftung gemeinsam mit Pro Asyl derzeit 25 Angriffe. Während Pegida mit seinen vielen regionalen Nachahmern marschiert und marschiert, formieren sich vielerorts Gegendemonstranten.

Wertvolle Hilfe bei Herkulesaufgaben

Einen weniger lautstarken, aber tiefgreifender wirkenden Ansatz verfolgt Freund statt fremd in Bamberg und Umgebung. Interkulturelle Brücken sollen hier zu einem verständnisvollen Miteinander führen. Der gemeinnützige Verein entstand aus einem Arbeitskreis von ehrenamtlichen Helfern, der 2010 von Filiz Penzkofer und Studierenden der Universität Bamberg in Zusammenarbeit mit Kulturmosaik e.V. und der AWO-Integrationshilfe gegründet wurde. Sein Ziel ist es durch gemeinschaftliche Aktionen die Integration von Asylsuchenden zu erleichtern. Denn diese stehen oftmals vor einer Herkulesaufgabe. Sie müssen sich in einem neuen Alltag zurechtfinden, die deutsche Sprache lernen, sich mit einem neuen sozialen Umfeld vertraut machen und Kontakt zu Anwohnern aufbauen. Arztbesuche oder Behördengänge werden für Asylsuchende dabei schnell zum Problem. Die dafür benötigte Hilfe wird in Arbeitskreisen wie Bildung, Gesundheit sowie Politik und Recht und Kommunikation koordiniert. Der ehrenamtliche Verein hat nach eigenen Angaben derzeit rund 80 Mitglieder und 100 bis 150 Helfer. Gemeinsam mit AWO und Caritas können etwa 200 Flüchtlinge in der Stadt und 600 im Landkreis mitbetreut werden.

Präsenz im Landkreis erhöhen

Neben der Durchführung von Benefizveranstaltungen empfindet Vorstandsmitglied Dr. Weinmann gerade das Miterleben persönlicher Freuden, die bei der Vermittlung eines Kinderwagens oder bei einer Einladung der Sportvereine für Asylsuchende zutage treten, als große Erfolge. Zudem unterstützt und initiiert Freund statt fremd Initiativen wie Petitionen gegen Abschiebungen oder Spendenaufrufe bei notwendigen Operationen von Asylsuchenden in der Region. Die Stadt Bamberg hat Freund statt fremd bereits 2013 für sein Engagement mit dem Zivilcourage-Preis bedacht. Das Wirken des Vereins birgt aktuell insbesondere einen lokal wertvollen Charakter innerhalb Bambergs. Als zukünftige Strategie will Freund statt fremd die Präsenz der Helfer im Landkreis erhöhen.

Asyl-Cafés als bunte Treffpunkte

Helfen darf jeder, sei es durch finanzielle Unterstützung oder Sachspenden (Fahrräder, Kleidung et cetera). Zur verbesserten Lagerung dieser Objekte sucht Freund statt fremd nach einer circa 100 Quadratmeter großen Halle, da die aktuellen Kapazitäten nahezu ausgeschöpft sind. Ebenso wie auf der eigenen Internetpräsenz finden Interessierte auch auf Facebook Informationen zu aktuellen Veranstaltungen und Aktivitäten. Wer sich aktiv engagieren möchte, kann zu den Koordinationstreffen kommen. Sie finden jeden ersten Mittwoch eines Monats um 19.30 Uhr in der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG), Markusplatz 1, statt. Neben den Arbeitskreisen gibt es weitere vielfältige Aufgabenfelder. Sie reichen von Hausaufgabenbetreuung bis zu Patenschaften. Auch Besuche der Unterkünfte sind möglich.

Einen bunten Treffpunkt für gelebte Integration bietet das monatlich sonntags geöffnete Asyl-Café im Heinrichssaal, Kleberstrasse 28. Ebenso wie im Asyl-Café in Scheßlitz können und sollen hier erfolgreich Kontakte ohne Schranken geknüpft werden.

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