Todesfälle in Seniorenheim: Ermittlungen dauern an

25.5.2017, 14:14 Uhr
Die Ermittlungen nach Todesfällen in der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf gestalten sich kompliziert.

© Nicolas Armer Die Ermittlungen nach Todesfällen in der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf gestalten sich kompliziert.

Wurden Bewohner der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf in Unterfranken misshandelt, schlecht versorgt und sind deshalb möglicherweise sogar gestorben? Seit einem Jahr versuchen Polizei und Staatsanwaltschaft diese Frage zu beantworten. Auslöser der Ermittlungen waren im Mai und Juni 2016 Strafanzeigen gegen die Heimleitung des Altenheims in Untermerzbach (Landkreis Haßberge) - unter anderem wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen.

Im Herbst hatte schließlich auch das Bayerische Gesundheitsministerium eine Prüfung der Zustände in Gleusdorf angeordnet. Das Ministerium hatte erst durch einen Zeitungsartikel von den Missständen erfahren. Die Bewohner sollen mit Medikamenten ruhig gestellt und vernachlässigt worden sein, lautete einer der Vorwürfe. Die Prüfung hatte die Vorwürfe jedoch nicht bestätigt.

Ende November 2016 wurden dennoch kurzzeitig die Geschäftsführerin und der Pflegedienstleiter wegen des Verdachts des Totschlags durch Unterlassen festgenommen. Um diese Vorwürfe prüfen zu können, waren mindestens zwei ehemalige Bewohner der Seniorenresidenz exhumiert worden. Eine Frau und ein Mann waren kurz vor ihrem Tod gestürzt und hatten deshalb über Schmerzen geklagt. Beide seien jedoch nicht von einem Arzt versorgt oder in ein Krankenhaus gebracht worden. Wenig später waren sie tot.

Fünf ungeklärte Todesfälle

Mittlerweile ist zumindest geklärt, dass die Heimleitung nicht für den Tod der Bewohner verantwortlich war. Beide sind deshalb auf Anordnung des Oberlandesgerichts sowie des Landgerichts Bambergs wieder auf freiem Fuß. Insgesamt hatte die Staatsanwaltschaft fünf ungeklärte Todesfälle geprüft.

Offen sind der Staatsanwaltschaft Bamberg zufolge jedoch nach wie vor drei Fälle der Körperverletzung und 20 Fälle der versuchten Körperverletzung in Tateinheit mit Misshandlung von Schutzbefohlenen. "Die Ermittlungen sind noch im Gange. Wir gehen aber davon aus, dass sie in diesem Jahr abgeschlossen werden können", sagte Matthias Bachmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Bamberg, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Es sei zudem möglich, dass sich die Zahl der Fälle im Zuge der Ermittlungen noch erhöhen oder verringern kann.

"Komplexes Verfahren"

Ob es nach Abschluss dieser Ermittlungen einen Prozess geben wird, entscheidet der zuständige Staatsanwalt. "Es ist ein verhältnismäßig komplexes Verfahren mit vielen Einzelfällen. Jeder einzelne muss auf hinreichenden Tatverdacht geprüft werden", sagte Bachmann weiter. Dazu werden von den Polizeibeamten noch immer Zeugen vernommen und die ärztlichen Unterlagen geprüft.

Seit Bekanntwerden der Vorfälle wird die Seniorenresidenz von der Heimaufsicht des Landkreises Haßberge und dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung MDK Bayern engmaschig kontrolliert, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes. "Es gibt wöchentlich Beratungstermine und Begehungen."

In Bayern gibt es dem MDK zufolge rund 1800 stationäre Pflegeeinrichtungen für Senioren. Davon hätten etwa 20 erhebliche Probleme und erfüllten nicht die Mindestanforderungen an die Pflegestandards, sagte die oberste Ärztin des Bereichs Pflege beim MDK Bayern, Ottilie Randzio.

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