BayernLB wollte Hypo Alpe Adria erst nicht kaufen

15.9.2014, 15:13 Uhr
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der BayernLB, Werner Schmidt, muss sich wegen Untreue bei der Übernahme der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria (HGAA) vor Gericht verantworten.

© dpa Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der BayernLB, Werner Schmidt, muss sich wegen Untreue bei der Übernahme der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria (HGAA) vor Gericht verantworten.

Der Bayerischen Landesbank wäre das Milliardendebakel mit der österreichischen Bank Hypo Alpe Adria beinahe erspart geblieben. Noch im Jahr 2006 habe die BayernLB keinerlei Interesse an einem Einstieg bei der HGAA gehabt, sagte deren früherer Vorstandschef Tilo Berlin am Montag als Zeuge im Strafprozess gegen ehemalige Vorstände vor dem Landgericht München. Der damalige BayernLB-Chef Werner Schmidt habe die HGAA abblitzen lassen und gesagt, dass ein Einstieg für ihn überhaupt nicht in Frage komme: "So wie Herr Schmidt manche Dinge kategorisch abgelehnt hat." Ähnlich hatte sich vor einigen Monaten auch Berlins Vorgänger Wolfang Kulterer als Zeuge geäußert. "Die HGAA ist uns zu schlecht", soll Schmidt gesagt haben.

Kurze Zeit später änderte Schmidt aber seine Meinung: Als die BayernLB im Bieterwettstreit um die österreichische Bank Bawag scheiterte, fand der Vorstand die HGAA doch höchst interessant und unterschrieb im Mai 2007 für rund 1,6 Milliarden Euro den Kaufvertrag für die Mehrheit an der Bank. Die Übernahme endete in einem Desaster für die Landesbank und die Steuerzahler in Bayern und brachte Schmidt und seine Kollegen wegen Untreue vor Gericht.

Spekulationen über Hintergründe

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Schmidt das Scheitern bei der Bawag als größte Niederlage seines Berufslebens empfunden habe. Bei der HGAA habe er sich deshalb über Bedenken hinweggesetzt, um nach dem Motto "Augen zu und durch" doch noch einen Erfolg vorweisen zu können. Schmidt ist zusammen mit seinem einstigen Vize Rudolf Hanisch der letzte aus der Riege der Ex-Vorstände, der sich noch vor Gericht verantworten muss. Gegen vier weitere Ex-Vorstände war das Verfahren Ende August gegen Geldauflagen eingestellt worden. Alle Angeklagten hatten die Vorwürfe bestritten und versichert, sie hätten große Chancen für die Landesbank gesehen.

Die Aussage von Berlin war in dem Prozess mit Spannung erwartet worden, da er als eine der Schlüsselfiguren in dem Drama um die HGAA gilt. Er hatte mit seiner Firma für Vermögensanlagen 2006 wesentliche Teile der HGAA erworben und später mit hohem Gewinn an die BayernLB weiterverkauft. An einem Verkaufsgespräch auf seinem Bio-Bauernhof in Kärnten hatte auch der verstorbene Landeshauptmann Jörg Haider teilgenommen, den Schmidt und Hanisch laut Anklage bestochen haben sollen, um die Zustimmung zu dem Geschäft zu erhalten.

Berlin nutzte in entscheidenden Punkten aber sein Recht zur Verweigerung der Zeugenaussage, da auch gegen ihn noch immer Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft laufen. In Österreich war er im Frühjahr wegen Nebenabreden mit Investoren zu mehr als zwei Jahren Haft verurteilt worden. Dagegen legten seine Anwälte aber Revision ein, so dass das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.

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