Beifall und Willkommensschilder: Guttenberg ist zurück

30.8.2017, 21:17 Uhr
Beifall und Willkommensschilder: Guttenberg ist zurück

© Sven Hoppe/dpa

Als die Kulmbacher Stadthalle die Tore öffnet, geht Andreas Spreng als einer der Ersten rein. "Welcome in Bavaria Karl Theodor" steht auf der Vorderseite eines selbst geschriebenen Plakats des 81-Jährigen für den aus den USA eingeflogenen Stargast - "KT für Bayern und Berlin" auf der Rückseite. Die bis zur Plagiatsaffäre verbreitete Guttenberg-Euphorie ist zurück - zumindest hier in Kulmbach, wo der Ex-Verteidigungsminister für mehrere Termine in den Wahlkampf einsteigt.

Als Karl-Theodor zu Guttenberg in die Kulmbacher Stadthalle kommt, schwitzen da schon 1100 Menschen in der vollen, stickigen Halle. Darunter Guttenbergs Frau Stephanie und der vom zehn Kilometer entfernten Stammsitz der Familie gekommene Vater, der Dirigent Enoch zu Guttenberg. Das Händeschütteln mit seinen Fans mit der rechten Hand fällt für den Ex-Verteidigungsminister aus - er ist an der Schulter verletzt.

Guttenberg macht den Menschen aus seiner Heimatregion eine Vielzahl von Komplimenten, beschwört voll Pathos seine Heimatliebe. Er habe ein paar Tage Urlaub im Frankenwald hinter sich und habe eine Luft atmen dürfen, wie er sie in seiner neuen Wahlheimat USA nicht mehr zu atmen bekomme. Er habe dabei "einmal mehr spüren dürfen, was Heimat bedeutet".

Grund zur Freude bei der CSU

Das kommt gut an beim Publikum, so etwa bei dem extra aus Ingolstadt angereisten Plakaträger Spreng. "Ich komme aus der Heimat von Horst Seehofer und habe ihm vergangenen Freitag auch erzählt, dass ich mit einem Plakat hier sein werde", sagt der Rentner. Die Reaktion des CSU-Chefs: "Er hat sich darüber gefreut." Ja, Seehofer hat allen Grund zur Freude. Der Wahltag rückt näher, und ungelöste Streitthemen wie die Obergrenze sind aus der Debatte. Dafür profitiert der CSU-Chef von einer Aufregung um den von ihm auch schon mal als "Glühwürmchen" verspotteten einstigen Hoffnungsträger, die an dessen Hochphase als Stimmenkönig der Bundestagswahl 2009 erinnert.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) profitiert womöglich von der Wahlkampfhilfe - zumindest lobt er die Kanzlerin mehrfach unter Applaus. Unter die Zuhörer in Kulmbach mischt sich auch Ex-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. Der wie Guttenberg aus Oberfranken stammende Friedrich ist unter den Guttenberg-Befürwortern in der CSU lange der größte Drängler gewesen, was ein Comeback angeht. Doch an diesem Abend hält er sich zurück. "Wir machen hier Wahlkampf", sagt er nur knapp.

Comeback möglich?

Und was ein mögliches Comeback angeht, will er nichts sagen. An dem 2011 mit dem Rücktritt von allen Ämtern und dem Verzicht auf das Bundestagsmandat eskalierten Skandal um die abgeschriebene Doktorarbeit Guttenbergs würde hier in Franken ein Comeback nicht scheitern. Im Gegenteil. "Ich bin vor allem hier, weil man ja damals ganz fürchterlich unfair mit ihm umgegangen ist", sagt Helmut Gunreben, ein 79 Jahre alter Guttenberg-Fan. "Das ist heute eine Wiedergutmachung."

Gunreben war mal mit seiner Frau bei einer vom Landrat organisierten Fahrt auf dem Guttenbergschen Schloss. "In bester Erinnerung" habe er den Tag, schließlich habe der Baron mit seiner Frau Stephanie die Gäste ja sogar persönlich begrüßt. Ein Glamour in Franken, wie es ihn seither nicht mehr gab. Auch Monika Schiller, die im Örtchen Guttenberg zur Welt kam und jetzt in der ersten Reihe unter dem Rednerpult des Ex-Ministers steht, sehnt der Zeit nach. "Ich war damals schon enttäuscht, dass er so lange nicht die Wahrheit gesagt hat. Doch jetzt haben wir ihm längst verziehen."

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