Blutzufuhr für die Fürther City

11.3.2015, 19:47 Uhr
Blutzufuhr für die Fürther City

© Foto: Michael Müller

Wie dringend Fürths Zentrum diese Blutzufuhr benötigt, wie dramatisch sich die Krise über die Jahre zugespitzt hatte, ist unverblümt aus berufenem Munde zu erfahren: „Die Menschen mussten zum Einkaufen teilweise schon in die Vororte fahren“, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). Die kleine Großstadt Fürth, sie habe in dieser Hinsicht allenfalls über das Potenzial „einer kleineren Mittelstadt“ verfügt.

Für die Stadtspitze war die Abwärtsspirale umso schmerzlicher, als die Kommune auf anderen Sektoren florierte: Neue Wohnquartiere entstanden, viele Zuzüge waren zu verzeichnen, mehr Besserverdiener und Firmen entdeckten die Kleeblattstadt. Das „schwierigste Problem“ aber, das ihn seit seinem Amtsantritt im Jahr 2002 verfolgte und das er doch zu lösen angetreten war, das blieb Jung erhalten — bis jetzt.

Nun aber stehen die Zeichen auf Aufschwung, denn die beiden neuen Einzelhandelsvorhaben werden rund 24 000 Quadratmeter Ladenfläche bieten. In der Neuen Mitte von Bauträger MIB, an der Rudolf-Breitscheid-Straße in Sichtweite der Fürther Freiheit gelegen, geht allerdings zunächst nur ein erster Teil in Betrieb; Abschnitt zwei, ein Neubau anstelle des früheren Park-Hotels und des Modehauses Fiedler, soll im September folgen.

Eröffnen wird in der Neuen Mitte heute ein Teil jener Filialisten, die man immer haben wollte, die aber im kleinteiligen Fürth kaum adäquate Flächen fanden. In stark entkernten und erweiterten historischen Häusern ist das nun anders: Mengin ist unter anderem eingezogen, sOliver, C & A, Dessous-Spezialist Hunkemöller und ein von der Lebenshilfe betriebenes Café der Samocca-Kette. Später werden Desigual, Mango, TK Maxx und andere folgen.

Abschied vom Sorgenkind

Ein paar Hundert Meter weiter östlich, im Hornschuch-Center an der Gabelsbergerstraße, sind ein E-Center und das Schuhhaus Mücke Ankermieter, kleinere Geschäfte gruppieren sich um sie herum. Dank der neuen Nutzung ist die Stadt ein weiteres Sorgenkind im Handel los: Seit der Schließung von Marktkauf im Herbst 2010 stand das Gebäude leer. Erst als der Besitzer, ein britisch-niederländischer Fonds, ins Straucheln geriet, ging die Immobilie an ein Memminger Bauunternehmen, das sie zügig auf Vordermann brachte.

Im Fürther Rathaus blickt man angesichts all dessen mit viel Zuversicht auf das Zentrum. In absehbarer Zeit soll auch das ehemalige Quelle-Kaufhaus an der Freiheit umgestaltet werden, im kürzlich geräumten Commerzbank-Gebäude wird weiterer Einzelhandel Platz finden, zudem sucht die Stadt einen attraktiven Wochenmarkt-Standort. Von „großen Umwälzungen“ spricht der selten um zünftiges Vokabular verlegene OB, „in zwei, drei Jahren“ werde man sie abgeschlossen haben – und damit „die ganze Einkaufssituation verändern“.

Könnte dann noch das basarähnlich vor sich hindümpelnde City-Center mit seinen stolzen 26 000 Quadratmetern Fläche nach einem jahrelangen, endlich beigelegten Rechtsstreit auf Kurs gebracht werden: Fürths Einkaufsglück wäre perfekt.

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