Boom in Bayern: Mehr Holzhäuser braucht das Land

16.8.2017, 05:53 Uhr
Das Haus der Musik in Unterferrieden besteht fast komplett aus Holz. In Zukunft soll der Baustoff in Bayern wieder vermehrt zum Einsatz kommen.

© Graf Architekten GmbH Das Haus der Musik in Unterferrieden besteht fast komplett aus Holz. In Zukunft soll der Baustoff in Bayern wieder vermehrt zum Einsatz kommen.

Ganz uneigennützig ist es natürlich nicht, was die Staatsforsten da vorhaben. Denn für mehr Holzhäuser braucht man selbstverständlich vor allem eines: mehr Holz.

Das haben die Staatsforsten zur Genüge und möchten es auch zum bestmöglichen Preis verkaufen. "Wir sind natürlich an einer höherwertigen Verwendung interessiert", sagt Staatsforsten-Sprecher Philipp Bahnmüller. "Wir sind überzeugt, dass Holz als Baustoff konkurrenzfähig ist und auch im mehrgeschossigen Wohnungsbau etliche Vorteile hat", meint er.

Denn das ist das Problem bisher: Zwar ist der Anteil der Holzhäuser an den neuen Wohngebäuden in Bayern von zwölf Prozent im Jahr 2003 auf mittlerweile 20 Prozent gestiegen, doch dieser Aufschwung konzentriert sich fast vollkommen auf Einfamilienhäuser, zwei- oder dreistöckige Holzhäuser gibt es kaum — obwohl sie möglich sind.

Hoch hinaus mit Holz

In Bad Aibling im oberbayerischen Landkreis Rosenheim etwa steht sogar ein achtstöckiges Holzhochhaus. Ganz so hoch hinaus wollen die Staatsforsten gar nicht. Und doch sprechen sie davon, "Leuchttürme" in Bayern zu erschaffen. An fünf Orten über den Freistaat verteilt, sollen mehrgeschossige Holzhäuser als Anschauungsobjekte entstehen, die Anreize schaffen sollen für Bauträger, ähnliche Projekte zu verwirklichen.

Der erste Leuchtturm soll in Feucht im Nürnberger Land entstehen. Auf 4800 Quadratmetern sollen hier 40 Wohneinheiten für bis zu 120 Personen gebaut werden. Wann die ersten Mieter einziehen können, ist allerdings unklar. Sehr viel konkreter ist ein Projekt, das gleich nebenan, ebenfalls auf einem Grundstück der Staatsforsten, in die Höhe wachsen wird. Das Kinderhaus Lieblingsplatz mit Krippe, Kindergarten und Hort soll bis zum Kindergartenjahr 2018 fertig sein.

Wie sieht es mit dem Brandschutz aus?

"Holzhäuser sind Gebäude, bei denen die komplette Konstruktion, das Tragwerk von Wänden und Decken aus Holz ist", erklärt Architekt Reinhard Graf. Nur um die Balken miteinander zu verbinden, brauche man Stahl. Und um den Brandschutz zu gewährleisten, müsse das Treppenhaus bei solchen Bauten aus Beton sein.

"Um eine solche Konstruktion zu beherrschen, brauchen Planer und Handwerker viel Erfahrung", meint der Architekt. Dafür könne man aber auch sehr viel filigraner arbeiten als mit anderen Baustoffen und schaffe eine sehr natürliche, ruhige Anmutung und ein besonders angenehmes Raumklima.

"Der Vorteil ist auch, dass man den Großteil bei idealen Bedingungen in trockenen Hallen vorfertigen kann", betont Graf. Dadurch spiele auch die Nässe auf dem Bau kaum eine Rolle. Vor Ort können Holzhäuser sehr viel schneller hochgezogen werden als konventionelle Bauten. Weil Planung und Entwicklung länger dauern, ist die Gesamtdauer aber in etwa gleich. Und noch einen Haken gibt es: Wohnhäuser aus Holz sind noch etwa 15 bis 20 Prozent teurer.

Bayerns Forstminister Helmut Brunner hofft, dass der Holzbau vor allem im innerstädtischen Bereich stärker genutzt wird. Weil das Material leichter ist als andere Baustoffe und weil Module vorgefertigt werden können, eigne sich Holz besonders gut zum Bau in engen Stadträumen. Auch die kürzere Bauzeit sei hier von Vorteil.

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