Das Paradoxon: Warum heute nicht Ostersonntag ist

24.3.2019, 11:04 Uhr
Das Paradoxon: Warum heute nicht Ostersonntag ist

© Foto: Rothenburg Tourismus Service/Annemieke Boettger

Der Frühling ist da, auch kalendarisch. In diesem Jahr begann er am 20. März um 22.58 Uhr, seither werden die Tage wieder länger als die Nächte. Eine Regel, die in vielen Lexika steht, stimmt 2019 allerdings nicht: "Ostern wird immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert." Demnach müsste bereits an diesem Sonntag Ostern sein, das Fest wird aber heuer erst am 21. April gefeiert.

Die Faustregel wurde auf dem Ersten Konzil festgelegt, das Kaiser Konstantin im Jahr 325 in seinem Sommerpalast in der Stadt Nicäa, dem heutigen Yznik in der Türkei, einberufen hatte.

Damit wurde ein zuvor lange schwelender Streit zwischen den christlichen Ost- und Westgemeinden um den Beginn des Osterfests beendet, das indirekt mit dem jüdischen Paschafest zusammenhängt. Pessach wird ebenfalls rund um den ersten Frühlingsvollmond gefeiert und erinnert an den Auszug aus Ägypten und damit die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei.

Greenwich oder Jerusalem?

Dass nun in diesem Jahr Ostern nicht auf den ersten Frühlingsvollmond am 21. März folgt, sondern erst auf den zweiten am 19. April, wird als sogenanntes "Osterparadoxon" bezeichnet.

An dieser Stelle wird es dann etwas kompliziert. Denn astronomisch wird der Frühlingsbeginn durch die einsetzende Tag-und-Nacht-Gleiche definiert, die aufgrund der Schalttage zwischen dem Vormittag des 19. März und dem Abend des 21. März liegen kann.

Auch der Vollmond lässt sich exakt berechnen, am vergangenen Donnerstag begann er um 2.43 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Doch bei der Festlegung der beiden Zeitpunkte ist offen, auf welchen Ort sie sich beziehen: Auf Greenwich, durch den der Nullmeridian verläuft und der dadurch Bezugspunkt für Datum und Weltzeit ist. Oder aber aus religiösen Gründen auf Jerusalem. Der Zeitzonenunterschied beträgt drei Stunden, was für das Osterdatum entscheidend sein kann.

Diesem Problem widmete sich unter anderem auch der berühmte Mathematiker Carl Friedrich Gauß und seine im Jahr 1800 entwickelte "Osterformel" gilt in leicht abgewandelter Form noch heute.

Demnach wird der Frühlingsanfang kategorisch auf den 21. März festgelegt, losgelöst von den astronomischen Tatsachen. Auch die Mondphasen werden nach einer einfachen Formel berechnet, wonach der Vollmond in diesem Jahr eigentlich noch dem Winter zugerechnet wird. Zuletzt ereignete sich das im Jahr 2000.

Das nächste Mal wird es im Jahr 2038 so weit sein. Dann fällt das Osterfest auch auf den spätesten möglichen Termin, den 25. April. Der frühestmögliche Ostertermin ist der 22. März und genießt ebenfalls Seltenheitswert. Er tritt erst im Jahre 2285 ein.

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